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       # taz.de -- Internetplattform für Waldschäden: Online den Wald retten
       
       > Auf einer Internetplattform kann jetzt jede*r Waldschäden melden. Auf
       > diese Art soll ein bundesweiter Überblick entstehen.
       
   IMG Bild: Baumfreundliche Kletteraktion der Bürgerinitiative Waldschutz
       
       Hamburg taz | Wo überall Waldschäden angerichtet werden – das überblickt
       eigentlich niemand. Ab sofort soll sich das ändern: jeder kann jetzt online
       Waldschäden melden. Ein neuer [1][Online-Radar] sammelt bundesweit
       Informationen von Bürger*innen und stellt sie auf einer Karte übersichtlich
       dar. Das Ziel der Plattform ist es, die Zerstörungen der Bäume für jeden
       sichtbar zu machen. Seit Mittwoch ist die Website abrufbar. Die drei
       Initiatoren des Projekts, die Aktionsgemeinschaft Robin Wood, die
       Forschungseinrichtung Naturwald Akademie und die Bundesbürgerinitiative
       Waldschutz (BBIWS), stellten sie in Altenwerder der Öffentlichkeit vor.
       
       Einen Schaden zu melden ist einfach: Nach dem Erstellen eines Accounts kann
       jeder Waldschäden wie großflächige Rodungen, Verwüstungen oder Zerstörungen
       von Waldwegen melden und sie mit Informationen, wie genauen Ortsangaben und
       Bildern, speisen. Zudem sind der Schutzgebietstyp, also ob es sich etwa um
       ein Natur- oder Landschaftsschutzgebiet handelt, sowie die Flächengröße
       gefragt. Anschließend müssen die Beobachtungen in eine von vier
       verschiedenen Waldschadens-Kategorien einordnet werden: Handelt es sich um
       Kahlschlag, Wege-Schäden, Holzernte-Schäden oder um einen Konflikt-Wald?
       Auf der Karte, die auch ohne Account einsehbar ist, erscheint dann ein
       farbiger Marker je nach Kategorie.
       
       Die Initiator*innen des Projekts haben den Ort der Präsentation bewusst
       gewählt: Einen der bislang 34 gemeldeten Waldschäden findet man auf der
       Karte in Altenwerder – ein Konfliktwald, markiert mit einem orangenfarbenen
       Marker. Konfliktwald bedeutet, dass sich dort Bürger*innen mit dem
       Waldbesitzer streiten.
       
       In Altenwerder sollen 45 Hektar eines seltenen Auen- und Feuchtwaldes, die
       Vollhöfner Weiden, für die Hafenerweiterung gerodet werden. 23.000 Bäume
       und sechs geschützte Fledermausarten sind dadurch bedroht. Außerdem könnten
       gefährdete Vogelarten wie der Kleinspecht vertrieben werden und sogar
       stark gefährdete Arten wie der Trauerschnäpper, der auf der roten Liste der
       Brutvögel in Hamburg steht.
       
       Das Waldgebiet ist besonders wichtig für die Erhaltung der genetischen
       Vielfalt, da es verschiedene Biotope wie Moore miteinander verbindet. Robin
       Wood protestiert gegen die bevorstehende Vernichtung der Bäume: „Das Roden
       unserer Wälder verursacht Artensterben und Klimawandel“, prangt auf dem
       Banner zweier Kletterer, die sich auf den Bäumen niedergelassen haben
       (siehe Foto).
       
       Eine bundesweite Erfassung direkter menschlicher Eingriffe in Wälder, die
       zu Schäden und Zerstörung beitragen, gab es bislang nicht. „Die gesammelten
       Daten sollen für jeden einsehbar sein“, sagt Jana Ballenthien,
       Waldreferentin von Robin Wood. Ein positiver Nebeneffekt sei, dass sich
       Naturschützer*innen auf diese Art besser vernetzen können. Außerdem hofft
       Petra Ludwig-Sidow von der BBIWS auf einen weiteren Effekt: „Das
       hoffentlich bald sichtbare Ausmaß der Missstände wird unseren Forderungen
       nach einer schonenden Waldbehandlung Nachdruck verleihen.“ Dann könnten die
       profitgeleiteten Unternehmen nicht mehr von sogenannten Einzelfällen
       sprechen, sagt Ludwig-Sidow.
       
       Matthias Fischer, Sprecher der Naturwald Akademie, hofft, dank des Tools
       bald erstmalig einen Überblick über jegliche Forst-Maschineneinsätze,
       Baumaßnahmen oder Rohstoffabbau zu bekommen. Denn, so ergänzt
       Ludwig-Sidow: „Die Forstwirtschaft ist da sehr intransparent.“
       
       20 Jun 2019
       
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