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       # taz.de -- Gedenkkundgebung für Walter Lübcke: Empathie kommt von links
       
       > Auf einer Kundgebung in Berlin kritisieren Linke die Hetze von Erika
       > Steinbach gegen Walter Lübcke. Der CDU werfen sie vor, ihren Feind links
       > zu suchen.
       
   IMG Bild: Gedenkkundgebung für Walter Lübcke vor dem Sitz der Desiderius-Erasmus-Stiftung
       
       Berlin taz | Es sind keine CDU-, sondern Antifa-Fahnen, die am
       Dienstagabend Unter den Linden wehen. Zur Gedenkkundgebung für den
       [1][getöteten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke] hatte das
       Bündnis Interventionistische Linke (IL) aufgerufen. Wie auch in Hamburg
       oder Frankfurt am Main sind es hier Linke, die auf die Straße gehen und auf
       die tödliche Gefahr hinweisen, die von Rechts ausgeht. Im bürgerlichen und
       konservativen Spektrum dagegen ist es beängstigend ruhig, selbst aus der
       CDU hört man zum Tod des Parteikollegen kaum etwas.
       
       In Berlin gedachte der CDU-Landesvorsitzende Kai Wegner am Dienstag den
       DDR-Bürgern, die am 17. Juni 1953 gegen die Verschärfung der Arbeitsnormen
       demonstriert hatten, Innenpolitiker Burkhard Dregger trauerte um den
       [2][auf natürlichem Wege verstorbenen ehemaligen Berliner Innensenator
       Heinrich Lummer]. Zu Lübcke kein Wort.
       
       So blieben die etwa 100 Linken, die zu der kurzfristig anberaumten
       Kundgebung erschienen waren quasi unter sich. Als Ort hatten sie den Sitz
       der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung gewählt, gleich an der Ecke Unter
       den Linden/Friedrichstraße. Deren Vorsitzende und ehemalige
       CDU-Rechtsauslegerin Erika Steinbach hatte sich im Internet [3][an der
       rechtsextremen Hasskampagne gegen Lübcke beteiligt], in dem sie einen
       diskreditierenden Blogbeitrag verbreitet und die darunter kommentierten
       Morddrohungen über Monate lang stehen gelassen hatte.
       
       „Shame on you, Erika!“, stand auf Schildern der DemonstrantInnen, andere
       zeigten Portraits von Opfern des NSU-Komplexes. „Die Hetze der AfD und
       ihrer Think Tanks werden von zu allem bereiten Nazis übersetzt“, so ein
       Redner von NSU-Watch. Auf den mutmaßlichen Täter Stephan E. war bereits
       2015 der NSU-Untersuchungsausschuss gestoßen. Seine möglichen Verbindungen
       in diese rechten Netzwerke könnten derweil im Dunklen verbleiben. Der
       hessische Verfassungsschutz hat seinen Bericht zum NSU für die nächsten 120
       Jahre gesperrt.
       
       Auch in Berlin ist rechter Terror eine ständige Gefahr, wie die seit Jahren
       andauernde Anschlagsserie in Neukölln zeige. Ein Redner von der IL sprach
       zudem von der Dimension rechter Gewalt in Deutschland: Mindestens 12
       Entführungen, 174 bewaffnete Überfälle, 123 Sprengstoffanschläge, 2.173
       Brandanschläge, 229 Morde mit rechtsextremen Motiven seit 1971, so eine
       zitierte [4][Studie des Terrorismusexperten Daniel Köhler]. Viele
       konservative Politiker seien „sich dennoch nicht zu schade, uns als ihren
       Hauptfeind zu erkennen“, so der IL-Sprecher.
       
       19 Jun 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Toedlicher-Schuss-auf-Walter-Luebcke/!5600568/
   DIR [2] /Nachruf-Heinrich-Lummer/!5600644&s=Lummer/
   DIR [3] /Drohungen-gegen-Walter-Luebcke/!5604270/
   DIR [4] https://www.deutschlandfunkkultur.de/rechtsterrorismus-in-der-bundesrepublik-verdraengte.976.de.html?dram%3Aarticle_id=375999
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Erik Peter
       
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