# taz.de -- Werbeclip von Hacker-Pschorr: Eine Mordsgaudi
> Die Münchner Brauerei Hacker-Pschorr lädt zur „Spezltour“. Am Tatort des
> Olympia-Attentats von 1972 zeigt der PR-Clip fröhliche Biertrinker.
IMG Bild: Hacker-Pschorr entschuldigt sich für „zu wenig Einfühlungsvermögen“
Berlin taz | „Eiskalt war nicht nur der Schauer, der uns über den Rücken
gelaufen ist, sondern auch das Hacker-Pschorr, das wir auf der ersten
Spezltour 2019 getrunken haben.“ Mit diesen Worten kündigte die Münchner
Brauerei in der vergangenen Woche ein Werbevideo auf Facebook an.
Eiskalt könnte auch der Schauer gewesen sein, der einigen Betrachtern beim
Abspielen über den Rücken gelaufen ist: Die Tatorte des Mordes an
Modedesigner Rudolph Moshammer und des Olympia-Attentats 1972 hat
Hacker-Pschorr mit Bildern von fröhlichen Biertrinkern zusammengeschnitten.
„Die Geiseln hatten keine Chance“, referiert der ehemalige Polizeiarzt
Josef Boiger vor den Teilnehmern der „Spezltour“ über die gescheiterte
Befreiung [1][des israelischen Olympiateams, das von einer
palästinensischen Terrororganisation ermordet wurde.] Die Schnittbilder
dazu: ein Mann, der eine Bierflasche nach oben wirft und wieder auffängt,
Menschen, die Bier trinken, die Sonne am Himmel.
Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern kritisiert
Hacker-Pschorr scharf: „Antisemitischer Terror ist kein Biermotiv“, teilt
die Leiterin Annette Seidel-Arpacı mit. „Diese Einbettung des
Olympia-Attentats in eine bierselige Freizeitbeschäftigung ist würdelos und
ein Schlag ins Gesicht der Überlebenden und Angehörigen. Es geht
offensichtlich nicht um ein angemessenes Gedenken, sondern um
Biervermarktung.“
Das Unternehmen nahm das Video, das der taz vorliegt, anschließend offline
und entschuldigte sich: Wie die Orte im „Kontext mit einer fröhlichen
Gruppe, die Bier trinkt“, wirkten, „haben wir im Vorfeld mit zu wenig
Einfühlungsvermögen betrachtet“. Angekündigt wurde die Veranstaltung vorab
übrigens als „Mordsgaudi“.
19 Jun 2019
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## AUTOREN
DIR Frederik Schindler
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