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       # taz.de -- Debatte über CDU-AfD-Koalition: Schnapsidee aus der dritten Reihe
       
       > Der sachsen-anhaltinische CDU-Fraktionsvize schlägt eine schwarz-braune
       > Koalition mit der AfD vor. Sein Leidensdruck ist offenbar hoch.
       
   IMG Bild: Aus Quedlinburg direkt auf die Startseite von „Spiegel Online“: Ulrich Thomas
       
       Berlin taz | Für drittklassige Landespolitiker aus der CDU ist es in diesen
       Tagen so einfach wie selten zuvor, einen Medienerfolg zu landen. Sie müssen
       die Kombination aus günstiger Jahreszeit (beginnendes Sommerloch mit
       anlaufenden Landtagswahlkämpfen) und politischer Großwetterlage (Rechtsruck
       mit ungewissem Ausgang) nur geschickt nutzen. [1][So wie Ulrich Thomas],
       Fahrlehrer und Landtagsfraktionsvize aus Sachsen-Anhalt, der es am
       Donnerstag aus der Weltkulturerbestadt Quedlinburg direkt [2][auf die
       Startseite von Spiegel Online] schaffte.
       
       Alles, was er dafür tun musste: in der Mitteldeutschen Zeitung vorschlagen,
       dass die CDU mit der AfD eine schwarz-braune Koalition eingehen könnte –
       nicht sofort, aber in zwei bis fünf Jahren vielleicht, wenn sich die
       Liberalen unter den Rechtspopulisten durchgesetzt haben. Dazu überließ er
       der Zeitung Auszüge einer achtseitigen Wahlanalyse, die er nach der Europa-
       und Kommunalwahl für seinen Landesverband anfertigte. Demnach ist der
       Wirtschaftspolitiker gegen „ungesteuerte Migration“ und die „Zunahme an
       neuer brutaler Kriminalität“. Was er dagegen gut fände: „Es muss wieder
       gelingen, das Soziale mit dem Nationalen zu versöhnen.“
       
       Tabubruch und Geschichtsvergessenheit, gemischt mit kompletter
       Ruchlosigkeit: Dieser Vorstoß, ist so daneben, dass er im ersten Moment
       ratlos macht. Einigermaßen erhellend ist es dann aber, die komplette
       Wahlanalyse zu lesen, die über Umwege am Donnerstagnachmittag [3][beim
       Blogger Mario Sixtus auftauchte]. Das achtseitige Papier erklärt nämlich,
       warum sich Ulrich Thomas und andere in der Union nach rechts außen öffnen
       wollen.
       
       Da ist erstens der Leidensdruck, der in schrumpfenden Organisationen
       automatisch entsteht. In Sachsen-Anhalt war die CDU einmal
       40-Prozent-Partei, inzwischen liegt sie nur noch bei etwa 25 Prozent. Das
       macht sich im Alltag bemerkbar. Weniger Mandate führen zu weniger
       Wahlkreisbüros, weniger Wahlkreisbüros zu weniger Kampagnenfähigkeit. Das
       äußere sich in „sparsamer Plakatierung und weniger Wahlkampfständen“,
       schreibt Ulrich. Dass es wie bei der SPD noch schlimmer komme, müsse
       unbedingt vermieden werden.
       
       ## Kein Wunder
       
       Da ist zweitens der Schmerz, den Verlegenheitskoalitionen erzeugen: Um
       gegen die AfD überhaupt noch eine Mehrheit zu finden, hat sich die CDU in
       Sachsen-Anhalt mit SPD und Grünen zusammengetan. Zu oft müsse die Union in
       diesem Bündnis zurückstecken, schreibt Thomas. Zu oft gebe es „Kompromisse
       des kleinsten gemeinsamen Nenners“. Dieser Schmerz ist verständlich,
       schließlich gibt es in dieser Koalition keine parteiübergreifende Vision.
       Im Grunde eint sie nur der gemeinsame demokratische Geist gegen die
       Antidemokraten der AfD.
       
       Und dieser Geist ist drittens nicht überall in der Union gleich stark
       ausgeprägt. Nationalstolz habe nichts mit Rechtsradikalismus zu tun,
       schreibt Thomas. Und dann nutzt er doch Formulierungen, die eher
       rechtspopulistischen als demokratischen Diskursen entspringen: Der
       Fraktionsvize ist gegen „partikulare Interessen von Randgruppen“, gegen den
       „linken Mainstream“ und gegen „Gutmenschentum“. Dass so jemand mit der AfD
       koalieren möchte? Kein Wunder.
       
       20 Jun 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Parteien-in-Sachsen-Anhalt/!5604746
   DIR [2] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/sachsen-anhalt-cdu-politiker-schliessen-koalition-mit-afd-nicht-aus-a-1273354.html
   DIR [3] https://sixtus.net/die-cdu-sa-ueber-die-versoehnung-des-nationalen-mit-dem-sozialen/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Schulze
       
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