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       # taz.de -- Senat beschließt Mietendeckel: Jetzt ist Zeit für Detailfragen
       
       > Der Mietendeckel ist beschlossen, der Kampf um ihn aber nicht
       > abgeschlossen. Ein Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft. Ein
       > Wochenkommentar.
       
   IMG Bild: Mietdendeckel kommt: Senatorin Lompscher (Die Linke) macht sich auf dem Weg zur Verkündigung
       
       [1][Am Dienstag] rang sich der rot-rot-grüne Senat nach einer –
       euphemistisch ausgedrückt – kurzfristigen innerkoalitionären Verunsicherung
       doch noch dazu durch, ein Eckpunktepapier zu beschließen. In den Wochen
       zuvor hatten sich Eigentümerverbände, Mietervertreter und Politiker über
       Ausnahmen für gemeinwohlorientierte Vermieter wie Genossenschaften,
       energetische Sanierungen, eine noch zu bestimmende Mietobergrenze und viel
       mehr gestritten.
       
       An diesem Punkt lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit und einer in die
       Zukunft.
       
       Der Blick in die Vergangenheit: Dass der Mietendeckel polarisiert, seit er
       als Idee im Raum steht, überrascht kein bisschen. So wie das
       Enteignungsvolksbegehren geht es auch beim Mietendeckel, wenn auch
       mittelbarer, um knallharte materielle Interessen, um Geld, um Profite.
       
       Bei aller differenzierter Betrachtung der Vermieterschaft: Ihre Hysterie
       und öffentliche Empörung über den Mietendeckel war und ist so verständlich
       wie erwartbar. In einem strukturellen Interessenkonflikt – Mieter gegen
       Vermieter – hat sich das politische Machtverhältnis dieses Mal gegen
       diejenigen entschieden, die besitzen, nämlich Wohnungen, und für
       diejenigen, die nicht besitzen. Das zeigt: Geld und politische Macht sind
       nicht deckungsgleich, Politik kann sich auch mal für die Abhängigen lohnen.
       
       ## Plan der nächsten Monate
       
       Der Blick in die Zukunft: Damit ist die Auseinandersetzung aber noch nicht
       zu Ende. Denn jetzt beginnt ein Prozess, der nicht minder entscheidend ist:
       das Ringen um die konkrete Ausgestaltung des Mietendeckels – und
       letztendlich um seine finale Wirksamkeit. Damit ist der richtige Zeitpunkt
       für Detaileinwände gekommen, etwa durch gemeinwohlorientierte Vermieter mit
       Verweis auf ihre Instandhaltungskosten, aber auch für Streit um die
       konkrete Ausgestaltung der Härtefallregelung oder um die konkrete
       Mietobergrenze. Vor Senatsbeschluss waren sie fehl am Platz, weil das
       Papier viel zu allgemein formuliert war, um dafür als Diskussionsgrundlage
       zu dienen.
       
       Der Plan der nächsten Monate: Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
       legt einen Gesetzesentwurf vor, Fachkreise und Verbände werden angehört,
       dann beginnt das sogenannte Mitzeichnungsverfahren, die involvierten
       Senatsverwaltungen der Justiz, Finanzen, Wirtschaft und Umwelt
       positionieren sich, im Oktober beschließt der Senat den Entwurf – der dann
       im Abgeordnetenhaus gelesen und dort wiederum am 12. Dezember beschlossen
       wird. Anfang Januar 2020 soll er in Kraft treten.
       
       Auch diejenigen Vermieter, die immerzu beteuerten, dass sie nicht zu den
       Bösen gehören und die Nöte betroffener Mieter verstehen, die den
       Mietendeckel aber mit Verweis auf ihre eigene Wirtschaftlichkeit kritisiert
       haben, können sich an diesem Prozess konstruktiv beteiligen. Am Ende werden
       dann einmal mehr die politischen Machtverhältnisse darüber entscheiden, wie
       der Deckel am Ende aussieht und ob er tatsächlich hält, was er verspricht.
       
       22 Jun 2019
       
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       ## AUTOREN
       
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