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       # taz.de -- Kommentar Europarat und Russland: Kaum noch ernst zu nehmen
       
       > Dass der Europarat Sanktionen gegen Mitglieder der russischen Delegation
       > aufhebt, ist ein Punkt für Putin. Der kommt mit Erpressung erneut zum
       > Ziel.
       
   IMG Bild: Kann sich im Hintergrund freuen: Wladimir Putin
       
       Die Ukrainer haben recht mit ihrer Entscheidung, [1][die Aufhebung der
       Sanktionen] gegen die Mitglieder der russischen Delegation im Europarat
       juristisch anfechten und die Arbeit in dessen Gremien fortan boykottieren
       zu wollen.
       
       Denn dieses Votum, für das sich vor allem Frankreich und Deutschland stark
       gemacht hatten, kommt für den Europarat einer Kapitulation und
       Selbstdemontage gleich. Wer soll diese Institution eigentlich noch ernst
       nehmen? Ein Club, der für sich in Anspruch nimmt, Hüter von Demokratie und
       Rechtsstaatlichkeit zu sein, gleichzeitig aber ganz gut damit leben kann,
       ein Land sogar noch dafür zu belohnen, das Völkerrecht zu brechen sowie
       Menschenrechte aufs Gröbste zu missachten.
       
       Für die Ukraine ist der Straßburger Kotau vor Moskau vor allem deshalb so
       bitter, weil sich an [2][den Gründen], die 2014 zur Verhängung der
       Sanktionen geführt hatten, rein gar nichts geändert hat: Die
       Menschenrechtslage auf der Krim, besonders für die Tataren, verschlimmert
       sich weiter. [3][In der Ostukraine] wird weiter gekämpft und gestorben,
       wobei Moskau nach wie vor tatkräftig Schützenhilfe leistet.
       
       Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass sich zumindest die
       Abgeordneten des EU-Parlaments noch ein wenig Vernunft bewahrt haben. Sie
       stimmten in der vergangenen Woche für eine einjährige Verlängerung der
       Sanktionen gegen Russland – wegen der Krim.
       
       Doch es geht nicht nur um die Ukraine. Mit der Türkei und Aserbaidschan
       gehören dem Europarat zwei Länder an, deren langjährige Herrscher Erdoğan
       und Alijew Nachhilfe in Demokratie ebenfalls gut gebrauchen könnten. Den
       [4][neugewählten Istanbuler Bürgermeister] doch noch aus dem Verkehr
       ziehen? Oder in Baku mal wieder ein paar zu unbequeme Journalisten
       wegsperren? Warum nicht. Strafmaßnahmen im Europarat sind ja nun nicht mehr
       zu befürchten.
       
       Der eigentliche Sieger dieser unsäglichen Schmierenkomödie aber heißt
       Wladimir Putin. Denn wieder einmal hat sich gezeigt, dass Erpressung zum
       gewünschten Ziel führt. Na denn: Feuer frei!
       
       26 Jun 2019
       
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