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       # taz.de -- FPÖ-Korruptionsskandal und die EU-Wahl: Strache verzichtet auf EU-Mandat
       
       > Trotz Korruptionsskandal hat FPÖler Strache ein Mandat für das
       > EU-Parlament gewonnen. Der Exvizekanzler hat nun entschieden, es nicht
       > anzutreten.
       
   IMG Bild: Verzichtet auf sein Mandat im EU-Parlament: Heinz-Christian Strache
       
       Wien taz | Heinz-Christian Strache wird sein Mandat für das Europaparlament
       nicht annehmen. Diese Entscheidung habe er nach „reiflichen Überlegungen,
       langen Gesprächen mit meiner Frau und der Familie sowie eng vertrauten
       Wegbegleitern“ getroffen.
       
       Das kommunizierte der gefallene Ex-FPÖ-Chef via soziale Medien am Montag,
       exakt einen Monat nach der [1][Veröffentlichung des berüchtigten
       Ibiza-Videos], auf dem Strache einer vermeintlichen russischen
       Oligarchennichte fette Staatsaufträge, eine Mehrheitsbeteiligung an der
       auflagenstarken Kronen Zeitung und selbst Geschäfte mit dem Trinkwasser in
       Aussicht stellt, wenn sie ihn durch Parteispenden an die Regierung bringt.
       
       Strache war am folgenden Tag als Vizekanzler und FPÖ-Chef zurückgetreten.
       Wenige Tage später katapultierten ihn fast 45.000 Vorzugsstimmen nach
       Brüssel. Die Vorzugsstimmenkampagne hatte Identitären-Chef Martin Sellner
       eingefädelt. Wochenlang hatte Strache Freund und Feind im Unklaren
       gelassen, ob er das unverhoffte Mandat annehmen würde.
       
       Für die um Schadensbegrenzung bemühte Partei ist der Mann, dessen
       autoritäre Wunschträume weltweit über die Bildschirme gelaufen sind,
       gleichzeitig ein Klotz am Bein und ein Stimmenbringer, wie die EU-Wahl
       zeigte. Sein persönlicher Facebook-Account mit über 800.000 Followern ist
       der größte eines österreichischen Politikers und ein entsprechend
       wertvolles Instrument der Wählerbindung. Deshalb dürfte der interimistische
       Parteichef Norbert Hofer ihm lange zugeredet haben. Jedenfalls zeigte er
       sich in einer ersten Reaktion erleichtert: „Der Schritt, den Strache getan
       hat, war richtig“.
       
       Dass er durch einen mit 10.000 Euro monatlich dotierten Beratervertrag mit
       ruhig gestellt werden sollte, dementierte Hofer. Es ist wohl auch kein
       Zufall, dass die Wiener FPÖ am Wochenende bestätigte, sie werde bei den
       vorgezogenen Nationalratswahlen am 29. September Philippa Strache, Straches
       31-jährige Frau und Tierschutzbeauftragte der FPÖ, auf einen sicheren
       Listenplatz setzen. Dass es einen entsprechenden Deal gegeben habe, wiesen
       alle Beteiligten empört zurück.
       
       „Meine Frau Philippa ist eine unglaublich starke und völlig eigenständige
       Persönlichkeit, welche politisch sicher viel einbringen wird“, so Strache
       am Sonntag im Boulevard-Blatt Österreich. Strache, der den Skandal
       konsequent als „politisches Attentat“ deutet und ab Tag eins an seinem
       politischen Comeback bastelt, lässt offen, ob er nächstes Jahr als
       Spitzenkandidat für den Posten des Wiener Bürgermeisters zurückkehrt.
       Vorher will er aber all seine Tatkraft in die „Aufklärung der Hintergründe,
       Auftraggeber und Hintermänner“ des Skandal-Videos stecken. Die
       Stammwähler-schaft, das zeigen auch jüngste Umfragen, hat Strache längst
       verziehen.
       
       17 Jun 2019
       
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