URI: 
       # taz.de -- Drohungen gegen Walter Lübcke: Hetzjagd im Internet
       
       > Walter Lübcke ist im Netz jahrelang angefeindet worden. Beteiligt daran
       > waren auch die Ex-CDU-Politikerin Erika Steinbach und der Pegidist Akif
       > Pirinçci.
       
   IMG Bild: Walter Lübcke setzte sich für eine Erstaufnahmeunterkunft ein und geriet ins rechte Visier
       
       Dreieinhalb Jahre ist es her, dass [1][Walter Lübcke] auf einer
       Bürgerversammlung im nordhessischen Lohfelden das sagt, was ihn unter
       Rechten zur Hassfigur machen wird. Als lokale Pegidisten seine Rede über
       eine geplante Erstaufnahmeunterkunft stören, kontert der Kasseler
       Regierungspräsident. Er sei stolz auf seine Behörde und die Ehrenamtlichen.
       „Es lohnt sich, in diesem Land zu leben. Und da muss man für Werte
       eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, kann jederzeit dieses Land
       verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines
       jeden Deutschen.“
       
       Noch am selben Tag postet der User „Professor Moriatti“ den Ausschnitt auf
       YouTube. Rechte Blogs übernehmen ihn, er wird vielfach in sozialen
       Netzwerken geteilt. Auf einer Pegida-Kundgebung verweist der später wegen
       [2][Volksverhetzung verurteilte Autor Akif Pirinçci] auf Lübckes Rede – als
       Beispiel für die vermeintliche Ignoranz „der Macht“ gegenüber „dem eigenen
       Volk“.
       
       In den Kommentaren unter dem Video häufen sich bald brutale
       Gewaltfantasien. Laut Süddeutscher Zeitung ist unter den anonymen Hetzern
       auch der verdächtige Stephan E. Das rechte Portal PI-News nennt Lübckes
       Kontaktdaten, eine Kommentatorin verbreitet sogar seine Privatadresse. Laut
       CDU bekommt der Politiker in den folgenden Monaten Morddrohungen, auch aus
       dem Reichsbürgerumfeld. Zwischenzeitlich steht er unter Polizeischutz.
       
       Trotz der Anfeindungen steht Lübcke zu seinen Äußerungen – und nach einer
       Weile scheint die [3][schlimmste Hasswelle] abzuebben. Bis Anfang 2019. Da
       greifen laut t-online.de zwei Blogs die Geschichte wieder auf.
       „CDU-Politiker rät Deutschen ihr Land zu verlassen, wenn sie mit Merkels
       Asylpolitik nicht einverstanden sind“, titelt einer der Blogs – ohne den
       Hinweis, dass die Ereignisse dreieinhalb Jahre zurückliegen.
       
       Dass gerade dieser Artikel viel Aufmerksamkeit bekommt, ist kein Zufall.
       Die ehemalige CDU-Politikerin Erika Steinbach, die allein auf Twitter fast
       85.000 Follower hat, verbreitete den Text im Internet. Morddrohungen in den
       Kommentaren ließ Steinbach monatelang stehen. Gegen den Vorwurf, den Hass
       auf Lübcke bewusst neu geschürt zu haben, verwahrt sich die Vorsitzende der
       AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung.
       
       19 Jun 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Kommentar-Mord-an-Kasseler-Politiker/!5604153
   DIR [2] /Wie-Pegida-ins-Abseits-marschierte/!5530185
   DIR [3] /Mordfall-Walter-Luebcke-in-Hessen/!5599505
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alicia Lindhoff
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Mordfall Walter Lübcke
   DIR Rechtsextremismus
   DIR Schwerpunkt Rechter Terror
   DIR Terrorismus
   DIR bild.de
   DIR Schwerpunkt Mordfall Walter Lübcke
   DIR Schwerpunkt Mordfall Walter Lübcke
   DIR Lesestück Recherche und Reportage
   DIR IG
   DIR Schwerpunkt Rechter Terror
   DIR Schwerpunkt Rechter Terror
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Vorurteile gegen Muslime: Volksverhetzung aus Versehen
       
       In einer Filmrezension hetzt die „Bild“-Zeitung gegen Muslime. Nach
       Protesten macht sie einen Rückzieher, aber der Hass ist in der Welt.
       
   DIR Terror von rechts: Nazis verschicken Drohbriefe
       
       PolitikerInnen, AktivistInnen und Verlage erhalten derzeit bedrohliche
       Post. Wer hinter den Morddrohungen steckt, ist noch unklar.
       
   DIR Gedenkkundgebung für Walter Lübcke: Empathie kommt von links
       
       Auf einer Kundgebung in Berlin kritisieren Linke die Hetze von Erika
       Steinbach gegen Walter Lübcke. Der CDU werfen sie vor, ihren Feind links zu
       suchen.
       
   DIR Rechtsradikaler unter Mordverdacht: Der unauffällige Typ von nebenan
       
       Einst war Stephan E. als militanter Neonazi polizeibekannt. Dann geriet er
       in Vergessenheit. Nun ist er des Mordes tatverdächtig.
       
   DIR Tödlicher Schuss auf Walter Lübcke: Das Problem heißt nicht RAF
       
       140 Todesopfer rechter Gewalt gibt es seit 1993. Dennoch verweisen nach der
       Tötung von Lübcke viele auf die 70er. Der Bezug ist geschichtsvergessen.
       
   DIR Ermittlungen zur Tötung von Lübcke: Kommunalpolitiker beunruhigt
       
       Sie engagieren sich gegen rechts und wurden dafür bedroht. Nun sind
       Kommunalpolitiker wegen des rechten Tatverdächtigen im Fall Lübcke besorgt.
       
   DIR Tödlicher Schuss auf Walter Lübcke: Das Fanal
       
       Jetzt ermittelt Karlsruhe im Fall Lübcke. Der Verdächtige war bereits als
       rechter Gewalttäter bekannt – und hatte der AfD Geld gespendet.