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       # taz.de -- Bundestag soll Rassismus bekämpfen: „Bitter nötig und überfällig“
       
       > Zahlreiche Organisationen fordern den Bundestag auf, eine Kommission zur
       > Rassismus-Bekämpfung einzurichten. Anlass ist der Jahrestag des
       > NSU-Urteils.
       
   IMG Bild: „Rassistische Strukturen und rechte Gewalt gehen uns alle etwas an“, heißt es in dem Aufruf
       
       Berlin taz | 50 Organisationen und Einzelpersonen rufen den Bundestag
       anlässlich des ersten Jahrestags des Urteils im NSU-Prozess und des Mordes
       an dem CDU-Politiker Walter Lübcke auf, eine Enquete-Kommission zur
       Bekämpfung von Rassismus einzurichten. „Rassistische Strukturen und rechte
       Gewalt gehen uns alle etwas an“, heißt es in dem am Montag veröffentlichten
       [1][Aufruf, der der taz vorab vorlag]. „Ihre Bekämpfung ist Pflicht einer
       freiheitlich-demokratischen Gesellschaft, ihre Aufarbeitung Schutzpflicht
       des Rechtsstaates.“
       
       In einer Enquete-Kommission arbeiten Bundestagsabgeordnete mit externen
       Sachverständigen komplexe und politisch bedeutsame gesellschaftliche
       Entwicklungen systematisch auf und erarbeiten Empfehlungen für den
       Bundestag.
       
       Dem Aufruf zugrunde liegt eine Resolution des [2][Bundeszuwanderungs- und
       Integrationsrats (BZI)] vom November 2018. Anlässlich der aktuellen
       rechtsextremen Vorfälle will die Organisation dieser Forderung nun
       Nachdruck verleihen – und hat sich Unterstützung gesichert: Unter den
       Erstunterzeichner*innen sind die SPD-Politikerin [3][Gesine Schwan] sowie
       die Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt in der SPD, der Zentralrat
       Deutscher Sinti und Roma, der Zentralrat der Muslime, das Jüdische Forum
       für Demokratie und gegen Antisemitismus, die Initiative Schwarze Menschen
       in Deutschland, die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus sowie
       zahlreiche Wissenschaftler*innen und Künstler*innen.
       
       Die rechte Terrorgruppe NSU hatte neun Kleinunternehmer und eine Polizistin
       ermordet. Mit dem Fokus auf das Trio bestehend aus Uwe Mundlos, Uwe
       Böhnhardt und Beate Zschäpe statt auf weitgehende rassistische Strukturen
       und Netzwerke habe „der Staat sein Versprechen für eine lückenlose
       Aufklärung nicht eingelöst und seine selbstverständliche Aufgabe nicht
       erfüllt“, heißt es in der Resolution.
       
       ## Endlich in den „Arbeitsmodus“ kommen
       
       Die geforderte Enquete-Kommission müsse deswegen unter anderem „politische
       und gesellschaftliche Wahrnehmung von rassistischen Ideologien“ schärfen
       und „anhand der Fehler beim NSU-Fall wirksame Maßnahmen gegen
       institutionellen Rassismus“ erarbeiten.
       
       „Die [4][Drohbriefe des sogenannten ‚NSU 2.0‘], aufgedeckte Attentatspläne
       und der Mord an Dr. Lübcke zeigen uns: Zahlreiche Personen aus den
       Netzwerken um den NSU herum sind heute weiterhin maßgeblich aktiv“, sagte
       BZI-Geschäftsführerin Deniz Nergiz der taz. „Solange es uns nicht gelingt,
       die Netzwerke, die den NSU erst ermöglicht und ihn unterstützt haben,
       aufzudecken und zunichte zu machen, können und werden sie weiter aktiv
       sein.“
       
       Der Autor Max Czollek sagte der taz, er sehe „erdrückende Beweise für die
       Verstrickung staatlicher Institutionen und Akteure in Deutschland mit
       rechtsradikalen Gewalttaten“. Dies habe zu einer „eklatanten Erschütterung
       des Vertrauens eines Teils der deutschen Bevölkerung in die staatlichen
       Organe geführt“. Die Aufarbeitung durch eine Enquete-Kommission sei „eine
       notwendige Vorarbeit für eine Wiederherstellung des Schutzversprechens des
       deutschen Staates für alle Bürger*innen einer pluralen Demokratie,
       ungeachtet ihrer Herkunft, Religion oder politischen Einstellung.“
       
       Auch Aziz Bozkurt, Bundesvorsitzender der AG Migration und Vielfalt in der
       SPD, bekräftigte: „Aktuell schafft es die Politik jenseits von warmen
       Worten nicht, Lösungen für unser Rassismusproblem in der Gesellschaft und
       unseren Institutionen zu liefern.“ Es brauche endlich eine
       Enquete-Kommission, „damit der Bundestag zum Thema Rassismus in den
       Arbeitsmodus kommt, Zielmarken und Maßnahmen erarbeitet und damit auch eine
       bitter nötige und überfällige Diskussion über das Ausmaß von Rassismus
       angestoßen wird“.
       
       7 Jul 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.bzi-bundesintegrationsrat.de/aufruf-enquete-kommission
   DIR [2] https://www.bzi-bundesintegrationsrat.de/
   DIR [3] /Gesine-Schwan-erwaegt-SPD-Parteivorsitz/!5603389
   DIR [4] /Drohungen-gegen-Seda-Baay-Yildiz/!5607827
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dinah Riese
       
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