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       # taz.de -- Kommentar Urteil gegen Warlord: Meilenstein für den Kongo
       
       > Dass Kongos Warlord Bosco Ntaganda am Internationalen Strafgerichtshof
       > verurteilt wurde, ist wichtig. Womöglich verhindert es sogar einen Krieg.
       
   IMG Bild: In allen 18 Anklagepunkten schuldig gesprochen: Bosco Ntaganda
       
       Das ist gerade noch einmal gut gegangen. Als am Montag am Internationalen
       Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag [1][das Urteil über den kongolesischen
       Warlord Bosco Ntaganda] verlesen wurde, hielten viele Kongolesen in der
       Region der Großen Seen den Atem an. Viel war spekuliert worden über das
       Risiko eines möglichen Freispruchs des 45-jährigen Generals, der für
       zahlreiche Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht wird. ICC-Experten
       hatten in den vergangenen Jahren immer befürchtet: Der Verfahren stehe auf
       wackeligen Beinen.
       
       Dass er in allen 18 Anklagepunkten schuldig gesprochen wurde, ist ein
       Meilenstein. Womöglich verhindert es sogar einen neuen Krieg im Kongo. Denn
       der „Terminator“, wie sein Kriegsname lautet, zählt im Kongo-Zirkus zu den
       ganz großen Löwen: Er ist einer, der die Arena gewaltig aufmischen könnte.
       Der Zeitpunkt dafür wäre extrem schlecht.
       
       Erst vor wenigen Wochen ist der blutige Konflikt zwischen den
       Bevölkerungsgruppen Hema und Lendu in der ostkongolesischen Provinz Ituri
       wieder ausgebrochen: Massaker mit Hunderten von Toten. Bereits 2002 und
       2003 galt der Ituri-Konflikt als einer der blutigsten im Land. Damals, so
       bestätigen jetzt die ICC-Richter, war Ntaganda als militärischer Führer der
       Miliz UPC (Union der Kongolesischen Patrioten) für die Massaker an den
       Lendu verantwortlich. Finanzielle und militärische Unterstützung erhielt er
       zu der Zeit aus dem Nachbarland Ruanda. Auch das bestätigt nun das
       ICC-Urteil. Ntaganda, selbst Tutsi, ist in Ruanda geboren und galt auch in
       späteren Kriegen als Ruandas „Löwe“ in Kongos Arena.
       
       Der Krieg in Ituri 2002 hatte sich unter Ntaganda zum Stellvertreterkrieg
       zwischen Ruanda und Uganda ausgewachsen. Auch heute versuchen die beiden
       verfeindeten Bruderstaaten jeweils wieder ihre Stellvertreter-Löwen im
       Kongo für ihre eigenen Interessen zu mobilisieren.
       
       Bereits 2018, rund um die verschleppten Wahlen, sind genügend Löwen in die
       Kongo-Arena zurückgekehrt. Darunter auch Ex-Rebellenchef Jean-Pierre
       Bemba. Er war vom ICC-Berufungsgericht freigesprochen worden und direkt in
       den Kongo geflogen, um seine Kandidatur für die Wahlen Ende 2018
       einzureichen. Vergeblich – dennoch mischt er jetzt die Arena gewaltig auf.
       
       8 Jul 2019
       
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