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       # taz.de -- Bisher größte Anti-Doping-Razzia: Europol lässt die Muskeln spielen
       
       > Bei einer internationalen Großrazzia ging es der Doping-Mafia für
       > Freizeitsportler an den Kragen. Ergebnis: 3,8 Millionen konfiszierte
       > Präparate.
       
   IMG Bild: Diesmal im Mittelpunkt der Ermittlungen: „Fitnesscenter-Süchtige“
       
       Den Haag/Frankfurt/Main dpa | Bei der bisher größten internationalen
       Anti-Doping-Razzia, die zeitgleich in 33 Ländern durchgeführt wurde, gingen
       europäische Sicherheitsbehörden gegen den Handel mit Anabolika und
       gefälschten Medikamenten vor. Die Ermittler konnten dabei insgesamt 3,8
       Millionen Dopingpräparate sicherstellen, darunter allein 2,4 Tonnen
       Steroidpulver. Insgesamt 839 Strafverfahren wurden bisher eingeleitet,
       davon mehr als die Hälfte (463) in Deutschland. Laut Angaben des
       Zollkriminalamtes in Köln hat es allerdings keine Festnahmen in Deutschland
       gegeben. Bei der zwischen Anfang Januar und Mai durchgeführten „Operation
       Viribus“ in Europa, den USA und Kolumbien wurden weltweit 234 Verdächtige
       festgenommen und 17 organisierte Banden aufgedeckt.
       
       Die derzeitigen Ermittlungen stehen zwar noch am berühmten „Anfang der
       Erkenntnisse“. Trotzdem erwähnt die Sprecherin des Kölner Zollkriminalamtes
       gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass sich die Ermittlungen vor
       allem gegen Freizeitsportler richten. So spricht [1][die europäische
       Polizeibehörde Europol], die ebenfalls an der Razzia beteiligt war, von
       „Fitnesscenter-Süchtigen“ als Hauptkonsumenten von Anabolika.
       „Nichtprofessionelle Athleten, Radsportler und Bodybuilder“ würden Päckchen
       mit Steroiden in Asien oder Osteuropa besorgen und diese an Fitnesscenter
       liefern. Laut Europol ist der weltweite Handel mit Anabolika in den letzten
       20 Jahren stark angestiegen.
       
       In Dänemark haben die Behörden bereits im vergangenen Jahr auf diesen Trend
       reagiert: Dort können Vertreter der nationalen Anti-Doping-Behörde in
       Fitnesscentern unangemeldet Dopingproben bei Privatpersonen durchführen.
       Werbung und Verkauf laufen laut Europol allerdings nicht nur im heimischen
       Fitnesscenter und in illegalen Läden, sondern zunehmend auch in sozialen
       Netzwerken. Zu den Konsumenten zählen allerdings nicht nur Menschen: So
       wurden Hormone auch genutzt, um Tierzucht zu intensivieren, Bauernhoftiere
       zu füttern oder etwa bei Pferderennen die Leistung zu steigern.
       
       ## „Beispiellose Aktion“
       
       An dem Einsatz unter Federführung der italienischen und griechischen
       Polizei beteiligte sich auch die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada). Der
       deutsche Chefermittler der Agentur, Günter Younger, verkündete am Dienstag
       wohl nicht ohne Stolz, dass auch deutsche Ermittler am „größten Einsatz
       dieser Art“ beteiligt waren. Younger äußerte, dass diese Art von
       länderübergreifender Zusammenarbeit einen bedeutenden Einfluss auf die
       Verfügbarkeit verbotener Substanzen haben könne. „Wir stehen bereit, um
       diese Art von Rolle in einer jeglichen, andauernden Operation fortzusetzen.
       Dies ist ein gemeinsamer Kampf gegen Sportbetrug auf dem Kontinent“, sagte
       Younger einer Mitteilung der Wada zufolge.
       
       Für Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, zeigt
       die „bislang beispiellose Aktion“, dass staatliche Ermittlungsbehörden im
       Kampf gegen Doping unverzichtbar seien. Beifall erhielt die „Operation
       Viribus“ zudem vom Internationalen Olympischen Komitee: „Es ist
       entscheidend, die Händler und Produzenten ins Visier zu nehmen, die Doping
       im Sport ermöglichen und diese kriminelle Industrie vorantreiben.“
       
       Auch im Spitzensport laufen derzeit noch Doping-Ermittlungen. Ende Februar
       hatte das österreichische Bundeskriminalamt im Zuge der sogenannten
       „Operation Aderlass“ bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld mehrere Personen
       festgenommen. In Deutschland steht ein Erfurter Sportarzt als mutmaßlicher
       Drahtzieher eines vermuteten Netzwerkes im Fokus der Ermittlungen. Nach
       bisherigen Erkenntnissen sollen mindestens 21 Sportler aus 8 Ländern
       verbotenes Eigenblut-Doping betrieben haben.
       
       9 Jul 2019
       
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