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       # taz.de -- Kommentar Friedensdialog mit Taliban: Ein kleiner Schritt des Erfolgs
       
       > Viele AfghanInnen lehnen einen Dialog mit den Taliban ab. Doch die
       > Gespräche sind der einzige Weg, den Krieg im Land zu beenden.
       
   IMG Bild: Harte Lebensbedingungen am Rande von Kabul hat auch die Regierung zu verantworten
       
       Schon dass am Ende des [1][Afghanistan-Dialogs] in Doha überhaupt eine
       gemeinsame Resolution zustande kam, ist mehr, als zu erwarten war. Nach 40
       Jahren Krieg ist es ein Erfolg, wenn sich überhaupt etwas bewegt, selbst in
       winzigen Schritten.
       
       Auf einige Positionen konnten sich Vertreter von Regierung, Opposition,
       Zivilgesellschaft und Taliban einigen, vor allem jene, dass die Gewalt
       gemindert werden muss. Allerdings überwiegen die Leerstellen, und
       Absichtserklärungen sind noch kein bindender Vertrag. Es behaupten ja schon
       sämtliche Kriegsparteien, dass sie Zivilisten und zivile Einrichtungen
       schützen – auch wenn in der Praxis alle regelmäßig dagegen verstoßen. Jetzt
       gibt es also eine Resolution mehr, die mensch ihnen in solchen Fällen
       vorhalten kann.
       
       Auch die massive Kritik vieler in Afghanistan an jenen, die sich mit
       „Terroristen“ an einen Tisch gesetzt hätten, sowie ihre Boykottaufrufe sind
       eine konzeptionelle Leerstelle. Die Kritiker – [2][viele sind
       Kritikerinnen] – haben gute Gründe, die Taliban abzulehnen. Allerdings
       haben sie auch keine Idee, wie man den Krieg – weltweit der mit den meisten
       Opfern – ohne Gespräche und Kompromisse mit den Taliban beenden will.
       
       ## Hippe Cafés und hungernde Bevölkerung
       
       Sie wollen nicht wahrhaben, dass nicht die Taliban (und Pakistan) an allem
       schuld sind, sondern auch massive Fehler im eigenen System. Die Regierung
       von Präsident Ghani hat in fünf Jahren Amtszeit weder eine Strategie für
       Verhandlungen präsentiert noch einen breiten öffentlichen Konsens dafür
       geschaffen. Eine verfehlte Intervention toleriert letztlich Korruption und
       Folter. Die Eliten und Teile der Zivilgesellschaft feiern, dass in Kabul
       hippe Cafés öffnen, während die Hälfte der Bevölkerung am Rande des Hungers
       vegetiert, und nehmen in Kauf, dass ihre Armee in den Taliban-Gebieten
       reihenweise Zivilisten bei Kommandoaktionen und Luftschlägen umbringt.
       
       Natürlich müssen auch die Taliban noch viele Zugeständnisse machen. Aber
       nicht mit ihnen zu verhandeln und ihnen einen Platz im künftigen
       Afghanistan verwehren zu wollen ist das Rezept für einen ewigen Krieg.
       
       10 Jul 2019
       
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