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       # taz.de -- Vorschlag zum Berliner Mietendeckel: Langsam Dampf unterm Deckel
       
       > Es wird konkreter: Der Berliner Mieterverein legt Vorschläge für den
       > Mietendeckel vor. Der Senat ist aufgeschlossen.
       
   IMG Bild: Dampft ganz schön: Der Frankfurter Uni-Turm wird gesprengt
       
       Berlin taz | Noch ist der [1][Mietendeckel], der ab kommendem Jahr gelten
       soll, nicht viel mehr als eine politische Absichtserklärung. Mieten
       einfrieren, Höchstmieten festsetzen, Modernisierungen regulieren – so
       lauten die Kernforderungen, die der Senat in seinem Eckpunktepapier Ende
       Juni beschlossen hat – und die bis Jahresende im parlamentarischen Prozess
       ausformuliert werden müssen. Am Dienstag hat der Berliner Mieterverein
       einen ersten detaillierteren Vorschlag unterbreitet, wie ein
       Landesmietendeckel ausgestaltet sein könnte.
       
       Kernpunkt des Vorschlags sind an den Mietspiegel angelehnte Höchstmieten.
       Sie sind aufgeteilt in insgesamt sechs Stufen nach Wohnungsgröße – unter
       oder über 60 Quadratmetern – und Baujahr des Hauses. Die so definierten
       Höchstpreise dürfen nicht überschritten werden. Die 25 Prozent der Mieten,
       die aktuell unter diesen Höchstmieten liegen, sollen – anders, als es der
       Senat bislang plant – weiter angehoben werden dürfen, allerdings um maximal
       1,5 Prozent pro Jahr.
       
       Während der Senat die Mieten [2][auf derzeitigem Stand für fünf Jahre
       einfrieren möchte], plädieren die Mietervertreter für eine langfristige
       Regelung. Diese beinhaltet die Möglichkeit einer jährlichen Anpassung der
       Höchstmieten. „Ein genereller Mietenstopp kann nur sehr befristet sein“, so
       Reiner Wild, Geschäftsführer des Mietervereins. Das vorgestellte Modell
       könne auch länger gelten.
       
       Als Basis seiner Miethöchstwerte hat der Mieterverein den Mietspiegel von
       2011 herangezogen – damals habe es noch einen „relativ ausgeglichenen
       Wohnungsmarkt“ mit einer dafür notwendigen Leerstandsquote von 3 Prozent
       gegeben. Auf die damaligen Werte wurden die jährlichen Lebenshaltungskosten
       draufgeschlagen. Im vergangenen Jahr etwa betrug die durchschnittliche
       Steigerung des Preisniveaus 1,9 Prozent.
       
       ## Weit unter Mietspiegel
       
       Im Ergebnis stehen deutlich niedrigere Höchstmieten, als sie der im April
       dieses Jahres [3][veröffentliche Mietspiegel] vorsieht. Für eine unter 60
       Quadratmeter große Altbauwohnung beträgt die vom Mieterverein definierte
       Höchstmiete von 5,99 Euro kalt pro Quadratmeter, im aktuellen Mietspiegel
       werden dagegen 7,80 ausgewiesen.
       
       Bei Häusern, die zwischen 1950 und 1990 errichtet wurden, fällt dieser
       Unterschied deutlich geringer aus, bei Bauten bis 2018 wieder etwas höher.
       Spätestens ab 2021 könnte eine Anhebung des Deckels, wie ihn sich der
       Mieterverein vorstellt, um die Höhe der Lebenshaltungskosten erfolgen.
       Daraus würden sich dann für Mieten, die unter den Höchstwert rutschen,
       Erhöhungspotenziale ergeben. Mietsenkungen gegenüber ist der Mieterverein
       aufgeschlossen – an einem entsprechenden Konzept werde derzeit noch
       gearbeitet, so Wild.
       
       Einen eigenen Vorschlag legt der Mieterverein auch für Modernisierungen
       vor: Definiert wurden die maximalen Erhöhungsspielräume einzelner
       Maßnahmen, etwa 0,47 Euro pro Quadratmeter für einen Heizungsaustausch oder
       0,57 Euro für Wärmedämmung. Die Werte dürfen auf die Maximalmieten
       aufgeschlagen werden, auch nachträglich, wovon vor allem Genossenschaften
       profitieren könnten, die ihre Sanierungskosten nicht sofort auf ihre
       MieterInnen umlegen.
       
       Maren Kern vom Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen zeigt
       sich aufgeschlossen ob der Vorschläge: „ Auf den ersten Blick scheinen sie
       aber erfrischend differenziert und diskussionsfähig.“ Sie ergänzt: „Dabei
       sollte es zu denken geben, wenn auch der Mieterverein einen Mietendeckel
       auf Grundlage der vom Senat beschlossenen Eckpunkte ablehnt.“
       
       Aus der Koalition kommen vorsichtig positive Reaktionen: „Der Mieterverein
       macht interessante Vorschläge, die grundsätzlich zu begrüßen sind und die
       wir gerne aufnehmen“, so Katrin Schmidberger, mietenpolitische Sprecherin
       der Grünen.
       
       Auch die Linken-Abgeordnete Gaby Gottwald spricht von einem „sehr
       hilfreichen“ Vorschlag, der dazu geeignet ist, „sich vorzustellen, was ein
       Mietendeckel sein kann“. Festhalten will Gottwald dagegen am generellen
       Einfrieren der Mieten, dem Mietenstopp. Ohne diesen entstünden vor allem
       für günstige Wohnungen Möglichkeiten für Mietsteigerungen. „Ich will diesen
       MieterInnen nicht das Zeichen geben, dass sie da rausfallen“, so Gottwald.
       
       16 Jul 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Erik Peter
       
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