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       # taz.de -- Streik bei Hamburger Schwimmbadbetreiber: Bonus mit Konfliktpotential
       
       > Die öffentliche Gesellschaft Bäderland hat kein moralisches Problem mit
       > Streikbrecherprämien. Was offenbart das über ihr Demokratieverständnis?
       
   IMG Bild: Arbeiten, wenn andere streiken? Hamburger Bäderland hofft darauf
       
       Hamburg taz | Eine Streikbrecherprämie? Ernsthaft, Bäderland? Wie schon
       beim letzten Streik erprobt, hat der städtische Bäderbetreiber auch beim
       Warnstreik am Freitag erwogen, den Mitarbeiter*innen, die ihre Kolleg*innen
       hängenlassen und zur Arbeit gehen, einen Bonus von 150 Euro zu zahlen. Das
       mag rechtlich korrekt sein, ist moralisch aber verwerflich.
       
       Das Ziel einer solchen Prämie ist es, das Team auseinanderzureißen und die
       Gegenseite zu schwächen. Wer das Geld nötig hat, überlegt es sich zweimal,
       ob er oder sie einen Streik unterstützt. Bei den Kolleg*innen sind
       Streikbrecher*innen allerdings nicht sonderlich beliebt.
       
       Bäderland hat sich letztlich dagegen entschieden, die Prämie zu zahlen.
       Allerdings nicht aus Einsicht darüber, dass ein solcher Bonus sozialer
       Sprengstoff für Gruppen ist, sondern weil die nächste Verhandlungsrunde mit
       der Gewerkschaft Ver.di auf nächsten Dienstag vorgezogen wurde. „Es ist
       unser Signal, dass wir weiter an die konstruktiven Gespräche glauben, die
       wir geführt haben“, sagt Bäderlandsprecher Michael Dietel.
       
       Seine Argumente kurz zusammengefasst: 1. Auch ein Streik bringt Konflikte
       im Team mit sich, weil nicht alle Mitarbeiter*innen diesen unterstützen,
       nicht erst die Prämie; 2. Mitarbeiter*innen, die unter erschwerten
       Bedingungen trotzdem arbeiteten, müssten dafür honoriert werden; 3.
       Bäderland wolle in den Sommerferien das Angebot aufrecht erhalten.
       
       Doch Gewerkschaften haben ihr Recht auf Streik hart erkämpft. Sie dürfen
       und müssen Druck auf Arbeitergeber*innen ausüben, um ihre Forderungen
       durchzusetzen – auch wenn dann Schwimmbäder in den Ferien mal für einen Tag
       dicht bleiben. Es sagt viel über das Demokratieverständnis eines
       öffentlichen Unternehmens aus, wenn es eine Streikbrecherprämie nicht
       grundsätzlich ablehnt. Dazu muss sich auch der
       SPD-also-quasi-Arbeiterpartei-geführte Senat positionieren – und eine
       solche Praxis für seine Unternehmen verbieten.
       
       Andrea Maestro
       
       19 Jul 2019
       
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