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       # taz.de -- Zwischennutzung Bundeswehrhochhaus: Hub im Hochhaus
       
       > Bis zum Umbau des Bundeswehrhochhauses am Bremer Findorff-Tunnel in ein
       > Wohnhaus soll dort ein „Creative Hub“ entstehen.
       
   IMG Bild: 60 Meter hoch: Das Bundeswehrhochhaus in Findorff
       
       Bremen taz | Gegen den Verfall des betonmodern trostlosen
       Bundeswehrhochauses, Jahrgang 1968, auf der umtosten Verkehrsinsel an der
       Falkenstraße plant die Gewoba eine Wiederbelebung. Im März hat sie die 60
       Meter gen Himmel strebende Immobilie erworben und will darin bis 2024 der
       wachsenden Hansestadtbevölkerung 180 Wohnungen spendieren, darunter 112
       öffentlich geförderte Ein- bis Zwei-Zimmer-Apartments. Fürs Erdgeschoss
       sind Gewerbe- und Einzelhandelsflächen vorgesehen.
       
       Bis 2007 waren die 6.700 Quadratmeter des Kolosses vor allem als
       Kreiswehrersatzamt, später vom Hauptzollamt und für „Tatort“-Dreharbeiten
       genutzt worden. Sechs Etagen richtete 2015 der Arbeiter-Samariter-Bund
       (ASB) als Übergangswohnheim für Geflüchtete her. Seit November 2018 aber
       modert der gesamte Komplex ungenutzt vor sich hin.
       
       Umbaustart wird allerdings – dank Bürokratie und Architekturwettbewerb –
       erst in zwei Jahren sein. Damit bis dahin alle Hausgeister vertrieben sind,
       gibt es diverse Ideen. Einige liegen der [1][Zwischenzeitzentrale (ZZZ)]
       vor, die ja im Auftrag der Stadt befristete Nutzung von Leerständen
       ermöglichen soll. Und dabei weniger auf die von der Handelskammer zur
       Marktreife gehätschelte Gründerszene, sondern stärker auf Kultur- und
       Integrationsprojekte setzt, die Arbeiten und Wohnen verbinden.
       
       „Aber zum Zuge kommen wir im Bundeswehrhochhaus nicht“, so bedauert Daniel
       Schnier von der ZZZ das seiner Ansicht nach „intransparente Verfahren“ der
       Zwischennutzungsvergabe. Mit Marc Fucke und Hachem Gharbi erhielten zwei
       Privatleute ohne Ausschreibung den Zuschlag. Beide wollen dort
       nebenberuflich den „ersten Creative Hub Bremens“ aus der Taufe heben – als
       „Visionskultur“. 15 bis 25 soziale Projekte und eher kommerzielle
       Start-up-Konzepte von angehenden Hochschulabsolventen sollen vernetzt
       arbeiten und sich unterstützen.
       
       Weil die Gewoba dafür 400 Quadratmeter des Hauses kostenlos zur Verfügung
       stelle, ließen sich Büros, Konferenz- und Seminarräume miet- und
       nebenkostenfrei nutzen, zudem gäbe es Workshops, erklärt Fucke. Er arbeitet
       bei der Stiftung Aktion Hilfe für Kinder und für die
       Hood-Trainingsstationen in den Bereichen Ressourcen- und
       Entwicklungsmanagement.
       
       Um den innenarchitektonischen Mix aus Bürocharme der 1960er Jahre und
       spartanischem Kasernenambiente der Flüchtlingszimmer zu entsorgen, seien
       kaum Zeit und bisher auch keine Gelder da, bedauert Fucke. „Für EU- und
       Bundesfördermittel sind wir einfach zu spät dran, setzen daher auf Bremer
       Gelder“, sagt Fucke, der auch Vorstandsvorsitzender des SPD-Ortsvereins
       Peterswerder/Steintor ist.
       
       Sportlich ist sein Zeitplan. Bereits im Oktober sollen im Erdgeschoss
       Kaffee und Kuchen ausgeben werden und die ersten Räumlichkeiten „für Brains
       mit Ideen“ bereitstehen. 2021, so Fucke, würden diese dann in die
       Selbstständigkeit entlassen, dürfen sich im freien Spiel der Marktkräfte
       behaupten.
       
       Erst vor vier Monaten sei er von der Gewoba angesprochen worden, ob er
       nicht etwas Soziales als Zwischennutzung organisieren könne, erzählt Fucke.
       „Die Grundsätze des Hub-Konzepts hatte Hachem Gharbi aber schon länger in
       der Schublade.“ Schnell fürs Bundeswehrhochhaus hochgejazzt und schon
       genehmigt. „Jetzt laufen bereits Bewerbungen ein“, sagt Fucke. Im August
       würden Zu- und Absagen erteilt. Namen nennt er nicht. Partner sollen
       Bremens Universität und Hochschulen sein, konkret sei aber noch nichts.
       Ebenso wenig, ob sich HfK-Student*innen um künstlerische Interventionen auf
       dem Grundstück und in den Räumen kümmern. „Aber unsere Website geht bald an
       den Start“, so Fucke.
       
       22 Jul 2019
       
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   DIR [1] https://www.zzz-bremen.de/blog/
       
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