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       # taz.de -- Präsidentschaft der EU-Kommission: Doch lieber ein Sozialdemokrat
       
       > Seit Wochen streiten die EU-Staaten über die neue Führung der
       > Europäischen Union. Jetzt liegt zumindest ein neuer Vorschlag auf dem
       > Tisch.
       
   IMG Bild: Ciao, Manfred Weber? Gegen den konservativen Spitzenkandidat hatte es viel Widerstand gegeben
       
       Brüssel dpa | EU-Ratschef Donald Tusk hat dem Europaparlament erstmals ein
       mögliches Personalpaket für die EU-Spitzenposten vorgelegt: Demnach soll
       der Posten des Kommissionschefs nicht an den CSU-Politiker Manfred Weber,
       sondern an einen Sozialdemokraten gehen. Das sei der Ausgangspunkt der
       Verhandlungen vor dem EU-Sondergipfel am Sonntagabend, sagten Teilnehmer
       nach einem Treffen Tusks mit den Fraktionschefs im EU-Parlament.
       
       Chancen auf die Nachfolge des EU-Kommissionschefs Jean-Claude Juncker hat
       damit der niederländische Sozialdemokrat Frans Timmermans, auch wenn Tusk
       im Kreis der Fraktionschefs keine Namen nannte. Gegen Timmermans gibt es
       aber Widerstand einiger östlicher EU-Länder. Ein ungarischer
       Regierungssprecher hatte am Samstag erklärt, weder Timmermans noch Weber
       seien für die vier Visegrad-Staaten Ungarn, Tschechien, Slowakei und Polen
       akzeptabel. Den ganzen Sonntag über sollte noch verhandelt werden, bevor um
       18.00 Uhr der Sondergipfel beginnt.
       
       Timmermans, derzeit Vizepräsident der EU-Kommission, war Spitzenkandidat
       der Sozialdemokraten bei der Europawahl. Ursprünglich hatte Weber, der
       Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei (EVP), Anspruch auf die
       Juncker-Nachfolge erhoben, zumal die EVP stärkste Fraktion im EU-Parlament
       wurde. Doch gab es gegen Weber [1][noch größere Widerstände] im Kreis der
       28 EU-Länder. Deshalb könnte nun der Kandidat der zweitstärksten Kraft an
       die Spitze rücken. Weber ist für einen anderen Spitzenposten im Gespräch.
       
       Nach dem von Tusks vorgetragenen Vorschlag könnte die EVP das Amt der
       EU-Außenbeauftragten und des EU-Parlamentspräsidenten bekommen. Die
       Liberalen, die im Parlament inzwischen mit dem Namen „Renew Europe“
       auftreten, könnten den Ratspräsidenten stellen, also Tusks eigenen
       Nachfolger.
       
       ## Weiteres Spitzenpersonal für die EU gesucht
       
       Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Samstag von einer möglichen Lösung
       mit Weber und Timmermans gesprochen. „Auf jeden Fall sind die beiden
       Spitzenkandidaten Teil der Lösung, und das ist ganz wichtig“, sagte Merkel
       beim G20-Gipfel im japanischen Osaka. Um Junckers Nachfolge beworben hat
       sich auch die dänische Liberale Margrethe Vestager, die aber nicht
       alleinige Spitzenkandidatin ihrer Parteienfamilie war.
       
       Der Rat der EU-Staats- und Regierungschefs hat das Vorschlagsrecht für den
       Posten, der in etwa einem Brüsseler Regierungschef der EU entspricht. Das
       Europaparlament will nur einen der Spitzenkandidaten zum Kommissionschef
       wählen. Der französische Präsident Emmanuel Macron und andere
       Regierungschefs sind eigentlich gegen das Spitzenkandidaten-Prinzip. Sie
       wollen freie Hand bei der Auswahl. Vor allem aber wollte Macron [2][Weber
       verhindern].
       
       Neben dem Amt des Kommissionspräsidenten sind noch [3][weitere
       Spitzenposten zu besetzen]: Gesucht werden Präsidenten des Europäischen
       Rats, des EU-Parlaments und der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie ein
       neuer Außenbeauftragter. Der Gipfel soll ein Personalpaket schnüren aus
       Männern und Frauen, verschiedenen Parteien und unterschiedlichen
       EU-Regionen.
       
       30 Jun 2019
       
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