URI: 
       # taz.de -- Kommentar WM-Aus für Deutschland: Anhaltende Verzwergung
       
       > Toller Auftritt? Die Führung des DFB will nach dem WM-Aus der deutschen
       > Frauen den Ernst der Lage partout nicht erkennen.
       
   IMG Bild: Problem, welches Problem? DFB-Vizepräsidentin Ratzeburg und -Interimspräsident Koch sind zufrieden
       
       Eigentlich war es eine Unverschämtheit, was die kommissarische DFB-Spitze
       da abgesondert hat nach dem WM-Aus der Deutschen. Nachdem die DFB-Elf im
       Viertelfinale gegen Schweden weitgehend chancenlos war, nachdem sie die
       Olympiaqualifikation verpasst hat, nachdem sie zusehen musste, wie sie den
       Anschluss an die führenden Fußballnationen gerade verliert, hat Rainer
       Kocher gesagt: „Kopf hoch an unsere Mannschaft. Sie hat eine tolle WM
       gespielt.“ Wie bitte?! Was hat der Mann gesehen?
       
       Koch mag ja glauben, dass sich das ganz nett anhört. In Wahrheit zeugen
       seine Äußerungen davon, dass der amtierende DFB-Chef die Zeichen der Zeit
       nicht erkannt hat. Der Fußball der DFB-Frauen steckt tief in der Krise.
       Olympia 2020, das nächste Turnier, bei der Frauenfußball weltweit aus der
       Nische heraustreten wird, sind die Deutschen nicht dabei, und Koch spricht
       von einem tollen Turnier, als hätte er es mit Neunjährigen zu tun, denen
       man nach einem verkackten Miniturnier ein bisschen über den Kopf streicheln
       muss, damit sie aufhören zu weinen.
       
       Da kommt kein Warnruf, und ein Signal des Aufbruchs kommt schon gar nicht.
       Und ein Angebot, die Frauen im Verband dabei zu unterstützen, den
       sportlichen Anschluss an die anderen Europäischen Nationen nicht zu
       verlieren, gibt es ebenfalls nicht. Wo bleibt die Task Force Frauenfußball
       im DFB? Ober haben wir da etwas überhört?
       
       „Dieses Team junger Frauen hat uns in den letzten Tagen und Wochen nicht
       enttäuscht, sondern – ganz im Gegenteil – viel Freude bereitet“, sagt
       stattdessen Oliver Bierhoff, der beim DFB als Direktor für den Bereich
       Nationalmannschaften zuständig ist, wobei wohl keiner so recht sagen kann,
       ob die Frauen nun zu seinem Zuständigkeitsbereich gehören oder nicht.
       
       Statt eine Analyse zu fordern, Vorschläge zu machen, wie gute
       Nachwuchsarbeit in professionelle Strukturen überführt werden könnte, lobte
       er die deutsche Mannschaft für ihr „sympathisches, authentisches Auftreten,
       mit Frische und Leidenschaft“.
       
       ## Paternalistisches Lob für die tollen Mädels
       
       Und dann ist da noch eine, von der man seit Jahren nichts zu nötigen
       Veränderungen bei der Frauenförderung im Fußball hört. DFB-Vizepräsidentin
       Hannelore Ratzeburg, die Delegationsleiterin der Deutschen in Frankreich,
       saß über die Jahre in allen möglichen Frauenfußballgremien des DFB und der
       Fifa. Eine Idee zu einem Weg aus der Krise wird man von ihr nicht hören.
       
       Es ist gewiss nicht falsch, Martina Voss-Tecklenburg erst einmal nicht in
       Frage zu stellen. Aber die Förderung und Professionalisierung des
       Frauensports im Verband mit dem nötigen Personal, mit einer eigenen
       wirkmächtigen Abteilung auszustatten, das würde der Bundestrainerin sicher
       mehr helfen, als paternalistisches Lob für die tollen Mädels.
       
       Eine mächtige Stimme aus dem DFB bräuchte es auch, wenn man die deutsche
       Fußballliga DFL dazu bringen will, nur noch Vereine für die
       Männerbundesligen zu lizenzieren, die ein Leistungszentrum für Frauen
       unterhalten. In England ist längst eine schlagkräftige Liga entstanden und
       auch in Italien und vor allem in Spanien statten die großen Profiklubs ihre
       Frauenabteilungen immer üppiger aus.
       
       Derweil arbeitet man im DFB weiter an der Verzwergung des Frauenfußballs.
       Das nächste Länderspiel gegen Montenegro findet am 31. August in Kassel
       statt. Um 12.30 Uhr, weil man vor allem Familien ansprechen will. Niedlich,
       oder?
       
       1 Jul 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
       ## TAGS
       
   DIR DFB-Präsident
   DIR Fußball
   DIR Frauenfußball
   DIR Deutscher Fußballbund (DFB)
   DIR Frauen-Fußball-WM 2023
   DIR FC Bayern München
   DIR DFB Team Frauen
   DIR Frauenfußball
   DIR Frauenfußball
   DIR DFB-Präsident
   DIR Frauen-WM 2019 
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Fußball-Bundesliga der Frauen: Endlich mehr Präsenz
       
       Die Fußball-Bundesliga der Frauen beginnt. Mehr denn je steht die Frage im
       Raum, wie die Klubs den Anschluss an die Spitze Europas halten können.
       
   DIR Studie der Fifa zu Frauenfußball: Luft nach oben
       
       Eine Studie der Fifa gibt einen Überblick über den Entwicklungsstand des
       Frauenfußballs auf der Welt. Der DFB kommt dabei nicht gut weg.
       
   DIR Frauen-Bundesliga im Fußball: Der Kick zum Geld
       
       Der FFC Frankfurt heißt bald Eintracht Frankfurt. Der Trend zu den
       Männerprofiklubs setzt sich fort. Vereine wie Turbine Potsdam sind
       skeptisch.
       
   DIR Ex-Fußballtrainer über Fußball-WM: „Wir sind ausgelaugt“
       
       Frauenfußball-Altmeister Bernd Schröder über die Vorzüge des Halbprofitums.
       Und einen viel zu zögerlichen Deutschen Fußball-Bund.
       
   DIR Kolumne B-Note: Deutschland schläft
       
       Das Aus der deutschen Elf im Viertelfinale gegen Schweden steht für die
       Stagnation im deutschen Frauenfußball. Wann reagiert der DFB?
       
   DIR WM-Aus gegen Schweden: Das war zu wenig
       
       Die deutschen Nationalspielerinnen zeigten im Viertelfinale gegen Schweden,
       dass sie zur Weltspitze gehören. Leider nur in den ersten 15 Minuten.