# taz.de -- Konflikt zwischen Libyen und der Türkei: Sechs türkische Bürger festgehalten
> Der Streit zwischen der Türkei und den Truppen von General Haftar
> verschäft sich. Dessen Miliz hält sechs türkische Staatsbürger gefangen.
IMG Bild: Hat weite Teile Libyens unter seine Kontrolle gebracht: General Khalifa Haftar
Istanbul/Bengasi dpa | Der [1][Konflikt zwischen der Türkei und den Truppen
des Generals Chalifa Haftar] in Libyen spitzt sich zu. Sechs türkische
Staatsbürger sind in der Gewalt von „Haftars illegaler Miliz in Libyen“,
wie das türkische Außenministerium mitteilte. Das sei ein „Akt der Räuberei
und der Piraterie“, hieß es. „Wir erwarten, dass unsere Bürger sofort
freigelassen werden.“ Andernfalls würden „Haftars Elemente“ zum „legitimen
Ziel“.
In der Nacht zum Montag wurden zwei türkische Arbeiter in der Stadt
Adschdabija laut Sicherheitskräften wieder freigelassen. Die beiden waren
offenbar ohne gültigen Haftbefehl festgenommen worden, erfuhr die Deutsche
Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen.
Der Ton zwischen Haftars selbst ernannter Libyscher Nationalarmee (LNA) und
der Türkei hatte sich zuletzt verschärft. Am Freitag verbot die LNA, die
große Gebiete vor allem im Osten Libyens kontrolliert, kommerzielle Flüge
zwischen den beiden Ländern. Zudem dürfen türkische Schiffe nicht mehr in
Libyen anlegen. LNA-Sprecher Ahmed Al-Mismari hatte „alle Schiffe und
türkischen Flugzeuge“ zu „feindlichen Zielen“ erklärt und mit der Festnahme
türkischer Staatsbürger gedroht.
Haftars Truppen erklärten, am Flughafen Mitiga eine türkische Drohne
angegriffen zu haben, die sich dort am Boden befunden habe. Mitiga ist der
einzig funktionierende Flughafen der Hauptstadt Tripolis. Er wird von der
international anerkannten Regierung kontrolliert und ist [2][seit April
bereits mehrfach angegriffen] worden. Der Flugverkehr dort wurde der
Flughafenleitung zufolge vorübergehend eingestellt, kurze Zeit später aber
wieder aufgenommen.
## Chaos seit Gaddafis Sturz
Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar hatte gewarnt, dass der
Preis für „eine feindliche Einstellung oder Angriffe“ sehr hoch sein werde
und auf „effektivste und stärkste Art und Weise“ erwidert werde. Die Türkei
werde Vorkehrungen gegen jede Art von Drohungen treffen, sagte er der
staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Der von Haftars Truppen
kontrollierte Benina-Flughafen in Bengasi hatte Flüge in die Türkei am
Samstag bereits gestoppt. Von dort aus flogen bisher drei Maschinen täglich
in die türkische Metropole Istanbul.
In dem ölreichen Libyen in Nordafrika herrscht acht Jahre nach dem Sturz
des Langzeitmachthabers Muammar al-Gaddafi Chaos. Die Nato hatte dort 2011
unter einem UN-Mandat in den Bürgerkrieg eingegriffen und zum Sturz
Gaddafis beigetragen. Mangels Plänen für die Zeit nach Gaddafi entstand ein
Machtvakuum, das Milizen, Banden und die Terrormiliz Islamischer Staat (IS)
ausnutzten.
Haftar hat weite Teile des Landes unter seine Kontrolle gebracht und hatte
im April eine Offensive auf die Hauptstadt Tripolis angeordnet. Die
Aussichten auf eine politische Lösung des Konflikts stehen derzeit sehr
schlecht.
Die Türkei unterstützt in dem Bürgerkrieg die von den Vereinten Nationen
anerkannte Regierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch. Haftars
Truppen werfen dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vor, sich in
libysche Angelegenheiten einzumischen. Ägypten, Saudi-Arabien und die
Vereinigten Arabischen Emirate sollen dagegen Haftar unterstützen. Auch
westliche Staaten und Russland nehmen in dem Konflikt Einfluss.
1 Jul 2019
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