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       # taz.de -- Buch über Österreichs Ex-Regierung: Wie sie eigentlich waren
       
       > Helmut Brandstätter war Chefredakteur des „Kurier“, jetzt veröffentlicht
       > er ein Buch über Kurz und Kickl. Und will vielleicht selbst in die
       > Politik.
       
   IMG Bild: Ex-Kanzler Sebastian Kurz und sein Innenminister Herbert Kickl (r.)
       
       Wien taz | Sebastian Kurz (ÖVP), Ex-Bundeskanzler der Republik Österreich,
       ist [1][ein skrupelloser Machtmensch], Herbert Kickl (FPÖ), [2][ehemals
       Innenminister] unter Kurz, ein Intrigant, der einen autoritären Staat im
       Sinne hatte. Solche Analysen hört man nicht oft aus dem sogenannten
       bürgerlichen Lager. Deshalb schlägt das Buch „Kurz & Kickl. Ihr Spiel mit
       Macht und Angst“, das Helmut Brandstätter, langjähriger Chefredakteur der
       honorigen Tageszeitung Kurier, gerade herausgebracht hat, solche Wellen.
       
       Brandstätter, 64, war bereits im vergangenen Herbst als Chefredakteur
       abgelöst worden. Dass politischer Druck dahinter stand, wird allgemein
       vermutet. Und Brandstätter berichtet in seinem Buch über Interventionen,
       die verraten, dass Kurz die Berichterstattung über sich und seine Politik
       stromlinienförmig gestalten wollte. Dazu gehörte etwa die Aufforderung: „Du
       musst Dich drei Schritte von Christian Konrad entfernen.“
       
       Konrad war in seiner aktiven Zeit als Chef des Raiffeisen-Konzerns, dem der
       Kurier zum Teil gehört, eine Art Vaterfigur für ÖVP-Politiker. Als er
       bereits in Rente war, holte ihn der damalige Außenminister Sebastian Kurz
       als Flüchtlingskoordinator, der dafür sorgen sollte, dass Asylsuchende
       möglichst reibungslos auf möglichst viele Gemeinden aufgeteilt werden.
       
       Konrad machte seinen Job zu gut. „Für den geplanten Wahlkampf von Sebastian
       Kurz war es besser, mehr Probleme zu zeigen, als weniger, Konrad passte
       nicht in eine türkise Strategie“, schreibt Brandstätter.
       
       ## Was hatte Türkis-Blau vor?
       
       Kurz beschreibt er als einen, der immer verbindlich erscheinen will und
       andere für sich auf den Putz hauen lässt. „‚Ich habe niemanden angerufen‘,
       erklärte er mir regelmäßig, wenn ich ihn auf Interventionen ansprach.“
       Gleichzeitig war aus der Umgebung des Außenministers zu vernehmen, jetzt
       müsse „der Kurier auf Linie gebracht werden“.
       
       Hinter den Kulissen sei Kurz selbst aber die Kontrolle über seine Koalition
       entglitten. Innenminister Kickl habe seine Position genutzt, um einen Umbau
       der Republik nach seinen Vorstellungen zu unternehmen.
       
       Brandstätter resümiert: „Die kurze Amtszeit von Türkis-Blau ließ eine
       grundsätzliche Veränderung der Republik Österreich nicht zu, aber die
       Ansätze sind zu erkennen, und sie deuten in Richtung eines autoritären
       Staates, der durch die Erzeugung von Angst errichtet werden sollte.“
       Brandstätter verlässt den Kurier und kandidiert für die liberale Partei
       Neos bei den Nationalratswahlen vom 29. September.
       
       25 Jul 2019
       
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