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       # taz.de -- Lesbische Sichtbarkeit in Berlin: Mehr Kohle für die Lesben*
       
       > Am Freitag demonstrieren Dykes* für mehr lesbische Sichtbarkeit. Tags
       > zuvor fühlen grüne Abgeordnete den Puls der Berliner Community.
       
   IMG Bild: Auf dem Dyke* March: Für mehr lesbische Sichtbarkeit und Lebensfreude
       
       „Wir sind Vorreiterinnen in der Arbeit für ältere und Lesben mit
       Behinderung. Nach 30 Jahren ist es an der Zeit der Politik zu sagen: Wir
       wollen Kohle!“, sagt die scheidende Geschäftsführerin von RuT-Rad und Tat
       e.V., Jutta Brambach am Donnerstag in den Vereinsräumen im Schillerkiez.
       Und zuvor: „Ich freue mich, dass sich heute Abgeordnete unsere Arbeit vor
       Ort anschauen.“
       
       Abgeordnete, das sind Antje Kapek, die Fraktionsvorsitzende, Anja Kofbinger
       und Sebastian Walter, die queerpolitischen Sprecher*innen der
       Grünenfraktion im Abgeordnetenhaus. Am Tag vor dem Dyke* March „für mehr
       lesbische Sichtbarkeit und Lebensfreude“, wollten sich die
       Landesparlamentarier*innen durch eine Besuchstour bei Einrichtungen für
       Lesben* über deren Arbeit und Bedarfe informieren. Neben RuT standen auch
       L-Support*, das Opferhilfeangebot für gewaltbetroffene lesbische,
       bisexuelle und queere Frauen in Schöneberg und das
       Regenbogenfamilienprojekt LesLeFam (Lesben Leben Familie) auf dem Programm.
       
       Die Kohle, das heißt die Senats-Fördermittel für Projekte im LGBTI*-Bereich
       seien nach wie vor ungleich verteilt, so Brambachs künftige Nachfolgerin
       Ina Rosenthal, die selbst im Landesvorstand der Berliner Grünen sitzt. Nur
       6 Prozent der Mittel gingen an spezifisch lesbische Projekte, erklärte sie
       am Donnerstag. Privilegiert seien in Berlin von Männern geführte Projekte,
       etwa des Lesben- und Schulenverbandes. Geld fehle den Lesben* zum Beispiel
       für die Realisierung des RuT-Wohnprojekts für Ältere.
       
       Nach juristischen Auseinandersetzungen mit der Schwulenberatung um ein
       Grundstück in der Schöneberger Linse, wird das Haus nun in der
       Berloniastraße durch die städtische Wohnungsbaugesellschaft WBM errichtet.
       RuT müsse bei dieser Lösung allerdings als Bauherrin die Projektsteuerung
       übernehmen, was momentan finanziell nicht zu stemmen sei. „Macht es uns
       bitte leichter“, so Brambach zu den Abgeordneten.
       
       ## Veränderte lesbische Selbstverständnisse
       
       Während RuT schon seit Jahrzehnten älteren und Lesben mit Behinderung
       Unterstützung anbietet, möchte der junge Verein L-Support* in der Potsdamer
       Straße ein Angebot für gewaltbetroffene lesbische, bisexuelle und queere
       Frauen sein. Über Opferberatung hinaus setzt sich das Projekt für die
       vermehrte Sichtbarkeit und Prävention von homophober Gewalt ein.
       
       Und auch hier sind die Mittel knapp. „Wir würden gerne größer werden, dafür
       reicht aber die halbe Stelle nicht, die wir finanzieren können“ so
       Projektleiterin Sabine Beck und Katrin Salloch, ehrenamtliche Mitarbeiterin
       und Mitbegründerin von L-Support* beim Besuch der Grünen.
       
       In beiden Einrichtungen kamen gestern nicht nur
       Finanzierungsschwierigkeiten, sondern auch veränderte lesbische
       Selbstverständnisse zur Sprache. Bei RuT hieß es, man müsse im Umgang mit
       Trans*-Frauen und Intersexuellen noch dazulernen, bei L-Support* kamen
       Fragen nach den Bedürfnissen und der Kampfbereitschaft gerade jüngerer
       Lesben* auf. Die spezifische Perspektive lesbischer Familien konnten Kapek,
       Kofbinger und Walter bei ihrem dritten Besuch in Lichtenberg kennenlernen.
       
       „Bis morgen beim Dyke* March“, hieß es zur Verabschiedung.
       
       25 Jul 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Hunglinger
       
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