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       # taz.de -- Costa Cordalis ist gestorben: Ein Künstler ohne Künstlichkeit
       
       > Costa Cordalis war ein Held des bundesdeutschen Schlagers, in den frühen
       > 60er-Jahren eingewandert aus Griechenland. Nun ist er im Alter von 75
       > Jahren gestorben.
       
   IMG Bild: Costa Cordalis stemmt Hanteln im November 1976 vor seinem Haus in Kniebis bei Freudenstadt
       
       Als er in die Bundesrepublik Deutschland kam, nannte man Menschen, die so
       aussahen wie er, „Gastarbeiter“: Konstantinos Kordalis, aus dem später der
       Markenname „Costa Cordalis“ wurde, kam aus der griechischen Provinz nach
       Frankfurt am Main, um sich in der Ferne zu probieren: Sprachkurs am
       Goethe-Institut in Frankfurt am Main, Studium der Philosophie und
       Germanistik, dieses aber abgebrochen, weil das Leben jenseits der Seminare
       recht eigentlich ihm interessanter, aufregender und bunter war – die
       Bohème, der Beat, das Hippietum, das Nachtleben … So wurde er entdeckt,
       dieser Mann mit der tiefen, sonoren Stimme, dem exotisch anmutenden
       Aussehen.
       
       Der Grieche hatte schließlich Kontakt zum Popularmusikbusiness, sang
       zunächst erfolglos ein Elvis-Presley-Cover, ehe er in den siebziger Jahren
       in Dieter Thomas Hecks „ZDF-Hitparade“ landete – und mächtigen Erfolg
       hatte. Sehr viele Auftritte mit Liedern wie „[1][Und die Sonne ist heiß]“,
       „[2][Carolina komm]“, „[3][Anita]“ und „[4][Steig in das Boot heute nacht,
       Anna Lena]“ machten ihn zu einer der eindrücklichsten Figuren jenes
       Segments des deutschen Unterhaltungsgeschäfts, das schon damals auf den
       entschiedenen Dünkel abiturieller Kreise stieß. Dass Costa Cordalis mit
       seinem Erfolg in der Bundesrepublik (wie auch später in der DDR) eine
       gelingende Einwanderergeschichte verkörperte, blieb in diesem
       Wahrnehmungsmuster außen vor.
       
       Cordalis wurde von seinen Kolleg*innen in der Branche hoch geschätzt, er
       war freundlich, umgänglich und, etwa in Interviews, von verblüffender
       Herzlichkeit. Beliebt war er vor allem beim Publikum, ob bei Performances
       im Fernsehen oder sonstwo auf deutschen Bühnen, aber vor allem in späten
       Jahren auf Mallorca, wo er sich nie zu schade war, dort aufzutreten, wo es
       sein Job war, die Stimmung nicht mit weltproblembehafteten Liedern zu
       verderben: so stablisierte er seinen Ruhm eben wie viele seiner
       Branchenkolleg*innen am Ballermann, der mallorquinischen Cruisingmeile
       heterosexueller Kulturen.
       
       Dass er in der ersten Staffel des RTL-„Dschungelcamps“ mitmachte, war
       seitens des Senders ohnehin ein kluger Schachzug: Er wusste, dass Costa
       Cordalis ein Künstler ohne übertriebene Künstlichkeit war, kein Snob oder
       Schnösel. Er gewann die Staffel – er war sich für Shows wie diese nicht zu
       schade. Körperlich in den letzten Jahren gebrechlich, siech geworden,
       geplagt von Rückenschmerzen, zog er sich immer mehr auf ein Leben eben auf
       Mallorca zurück.
       
       Im Alter von 75 Jahren ist er am Dienstag gestorben. Er, der zu nutzen
       wusste, dass die Deutschen sogenannte Exoten wie ihn verehrten, weil er so
       undeutsch wirkte, hatte keine Scheu, jedes noch so starke Klischee vom
       Griechen in der Ferne zu bedienen: Er war der Schlagerakkord zum Hype um
       Figuren wie „Alexis Zorbas“. Er hat sein professionelles Leben auf
       charmante, für viele mitreißende Art ausgefüllt. Er hinterlässt eine
       trauernde Familie.
       
       4 Jul 2019
       
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   DIR [1] https://youtu.be/Fk8FAEbP3x4
   DIR [2] https://youtu.be/fwU-FtzM0hE
   DIR [3] https://youtu.be/ggqBxFn1NGU
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   DIR Jan Feddersen
       
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