# taz.de -- Menschenrechte in Venezuela: Vereinte Nationen kritisieren Gewalt
> UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet erhebt schwere Vorwürfe
> gegen Venezuelas Regierung. Dazu gehören außergerichtliche Hinrichtungen.
IMG Bild: UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet
Buenos Aires taz | UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet hat
Venezuelas Regierung schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.
„Tausende Menschen, vor allem junge Männer, wurden in den letzten Jahren
bei angeblichen Auseinandersetzungen mit staatlichen Kräften getötet. Es
besteht Grund zu der Annahme, dass es sich bei vielen dieser Morde um
außergerichtliche Hinrichtungen handelt, die von den Sicherheitskräften,
insbesondere der [polizeilichen Spezialeinheit] FAES, begangen wurden,“
heißt es in ihren am Donnertag veröffentlichten [1][Bericht].
„Der Staat hat Opfern von Menschenrechtsverletzungen systematisch das Recht
auf Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung verweigert. Die
Straflosigkeit hat das Wiederauftreten von Menschenrechtsverletzungen
ermöglicht, die Täter ermutigt und die Opfern vernachlässigt,“ so das Fazit
in dem 18-seitigen Dokument.
Bachelet fordert die Regierung in Caracas zur Auflösung dieser
Sondereinheit auf. Allerdings sei diese nicht allein verantwortlich. So
habe ihr Büro zwischen Januar und Mai dieses Jahres 66 Todesfälle
dokumentiert, von denen 52 auf „regierungsfreundliche bewaffnete zivile
Gruppen, sogenannte Colectivos“ zurückzuführen seien.
In dem Bericht geht die Menschenrechtskommissarin auch auf die Situation
der indigenen Bevölkerung ein. „Venezolanische Indigenas sind schweren
Verletzungen ihrer individuellen und kollektiven Rechte ausgesetzt.
Bachelet ist besonders besorgt über Berichte über Drohungen und Gewalt
gegen indigene Behörden und Führer sowie über die „gezielte Unterdrückung
der Pemons, die sich der Regierung widersetzen,“ heißt es darin. Die Pemon
sind ein indigenes Volk in Venezuela, Brasilien und Guayana.
## Maduro-Regierung wirft Bachelet Einseitigkeit vor
Am Ende fordert sie den UN-Menschenrechtsrat auf, sich für eine
„verbesserte Überwachung, Dokumentation, Analyse und öffentliche
Berichterstattung über die Menschenrechtssituation“ in Venezuela
einzusetzen.
Bachelet war im Juni auf Einladung von Staatschef Nicolás Maduro zu einem
dreitägigen Aufenthalt nach Venezuela gereist, um sich vor Ort über die
Menschenrechtlage zu informieren. Dabei traf sie sich mit VertreterInnen
von Regierung, Opposition und Nichtregierungsorganisationen sowie
Angehörigen politischer Gefangener.
In Reaktion auf den Bericht warf die Regierung in Caracas Bachelet
Einseitigkeit vor. „In dem Bericht werden Quellen bevorzugt, denen es an
Objektivität mangelt und nahezu alle offiziellen Informationen
ausgeschlossen,“ heißt es in einer Stellungnahme. Demnach würden über 80
Prozent der Interviewten gar nicht in Venezuela leben.
Bachelet hatte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte im September 2018
übernommen. Zuvor war die Sozialistin zweimal Chiles Staatspräsidentin.
Während der Diktatur von Augusto Pinochet (1973-1990) wurde ihre Familie
selbst Opfer der staatlichen Gewaltherrschaft.
5 Jul 2019
## LINKS
DIR [1] https://www.ohchr.org/EN/HRBodies/HRC/RegularSessions/Session41/Documents/A_HRC_41_18.docx
## AUTOREN
DIR Jürgen Vogt
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