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       # taz.de -- Mauerbau und Guatemala-Abkommen: Trump macht die Grenzen dichter
       
       > Der US-Präsident darf Geld aus dem Verteidigungsetat für den Mauerbau
       > verwenden. Guatemala unterzeichnet das „Sicherer Drittstaat“-Abkommen.
       
   IMG Bild: Juni 2019: Menschen überqueren auf Flößen den Rio Suchiate zwischen Guatemala und Mexiko
       
       „Verräter“ stand auf vielen Transparenten, die die Demonstranten am
       Wochenende vor dem guatemaltekischen Regierungspalast in die Höhe hielten.
       Darunter war entweder der Name von Präsident Jimmy Morales oder dessen Foto
       zu sehen. Ihn machen die Demonstranten für die Unterzeichnung des Abkommens
       zwischen den USA und Guatemala verantwortlich, welches de facto Guatemala
       zum „sicheren Drittland“ definiert. „Mit dem am Freitag in Washington
       unterzeichneten Abkommen wird die Südgrenze der USA nach Guatemala verlegt.
       Wir sollen die Migranten aus Honduras, El Salvador oder Nicaragua nun
       aufnehmen, obwohl es dafür keine Voraussetzungen gibt“, sagt Danilo Rivera,
       Migrationsexperte des Zentralamerikanischen Institut für Soziales und
       Entwicklung (Incedes).
       
       Guatemala könne weder eine ausreichende Zahl von Unterkünften für Migranten
       vorweisen, noch die institutionelle Infrastruktur, um den Flüchtlingen aus
       den Nachbarländern wirklich zu helfen. „Zwar ist in dem Abkommen fixiert,
       dass beide Länder kooperieren wollen, um die institutionellen Kapazitäten
       auszubauen, aber woher das Geld dafür kommen soll, ist offen. Die USA haben
       sich zu nichts verpflichtet“, kritisiert Rivera.
       
       Das bestätigen auch die Zahlen des UN-Flüchtlingshilfswerks, auf die in
       einer Presseerklärung eines Netzwerks von Migrationsorganisationen
       hingewiesen wird: demnach sind zwischen 2002 und 2017 gerade 869 Anträge
       auf Erteilung eines Flüchtlingsstatus in Guatemala gestellt worden. Davon
       wurden 370 Personen anerkannt. Zahlen, die belegen, dass Guatemala alles
       andere als darauf vorbereitet ist, Zehntausende von aus den USA
       Abgeschobenen aufzunehmen und ihnen ein Bleiberecht zu gewähren. Dazu
       verpflichtet sich das mittelamerikanische Land allerdings mit der
       Unterzeichnung des Abkommen durch Guatemalas Innenminister Enrique A.
       Degenhart.
       
       Für US-Präsident Donald Trump ist das unter massiven Druck zustande
       gekommene Abkommen ein Erfolg. Für Guatemalas in wenigen Wochen aus dem Amt
       scheidenden Präsidenten Jimmy Morales könnte die Unterschrift unter das
       Abkommen persönliche Vorteile bringen. „Gegen Jimmy Morales wird wegen
       Korruption ermittelt, Trumps schützende Hand könnte hilfreich sein“,
       spekuliert Rivera. Ein Argument, das erklären könnte, weshalb Morales das
       Urteil des Verfassungsgerichts ignorierte. Das hatte letzte Woche
       angeordnet, dass ein Migrationsabkommen, welches Guatemala zum sicheren
       Drittstaat erkläre, vom Parlament ratifiziert werden müsse.
       
       ## Ursachen der Auswanderung sind für USA nebensächlich
       
       „Im Abkommen selbst,“ erklärt Danilo Rivera, „ist zwar explizit nicht die
       Rede davon, dass Guatemala zum sicheren Drittstaat erhoben wird. Aber die
       Erklärungen der US-Administration sind deutlich. Donald Trump kommt mit
       Hilfe Guatemalas der Einlösung seiner Wahlversprechungen näher“.
       
       Dazu trägt auch die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes der USA bei,
       das am Freitag urteilte, dass Gelder aus dem Verteidigungsetat für den Bau
       der Mauer an der Grenze zu Mexiko verwandt werden dürfen. Dadurch hat
       Donald Trump grünes Licht, auch ohne einen entsprechenden vom Kongress
       verabschiedeten Haushalt eines seiner zentralen Wahlkampfversprechen
       einzulösen.
       
       [1][Für Mexiko, das den USA in den letzten Monaten entgegengekommen war]
       und Soldaten an die Grenze verlegt hatte, alles andere als eine positive
       Nachricht. Die Regierung von Andrés Manuel López Obrador hat sich dem Druck
       aus den USA, die sowohl Mexiko als auch Guatemala und Honduras mit der
       Verhängung von Zöllen drohten, gebeugt, setzt aber auf Hilfsprogramme, um
       Abwanderung aus Honduras und El Salvador zu dämpfen. „Leben säen“ heißt das
       Hilfsprogramm, dass López Obrador und sein honduranischer Kollege Juan
       Orlando Hernández am letzten Samstag unterzeichneten, um bis Dezember
       20.000 Jobs in Honduras zu schaffen. Durch das Pflanzen von Bäumen und
       Agrarprojekte sollen die generiert werden. Ein ähnliches Programm hatte
       Mexikos Regierung bereits im Juni mit El Salvador unterzeichnet.
       
       Für die US-Regierung sind die Ursachen der Auswanderung aus Honduras oder
       El Salvador nebensächlich. Das sind vor allem die fehlende Sicherheit, der
       Mangel an Perspektiven und die exorbitante Korruption innerhalb der
       politischen Eliten. Das ist in Guatemala nicht anders. Nur ist das
       mittelamerikanische Land nun ein sicheres Drittland – zumindest formell.
       
       28 Jul 2019
       
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