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       # taz.de -- Bekennerschreiben BER-Sabotage: Zucker im BER-Beton
       
       > In einem Bekennerschreiben erklären sich Klimaaktivisten für die
       > Nicht-Eröffnung des Flughafens BER verantwortlich. Wir dokumentieren das
       > Schreiben.
       
   IMG Bild: Pinguin-Sabotage am BER
       
       Acht Jahre ist es her, dass der Flughafen BER erstmals eröffnet werden
       sollte. Seitdem reiht sich Panne an Panne und rückt die Eröffnung [1][wurde
       immer wieder verschoben]. Vermutlich denken auch Sie, „es handelt sich um
       ein klägliches Versagen von Politik, Behörden, Bauunternehmen“. 
       
       Falsch: Laut Selbstbezichtigung der [2][Initiative „Am Boden bleiben“] ist
       gezielte Sabotage dafür verantwortlich. In einem Bekennerschreiben und
       einem dazugehörigen Video reklamiert eine „Gruppe von Pinguinen“ die
       Nicht-Eröffnung als ihren Erfolg. Die Initiative, die zum internationalen
       Netzwerk „Stay Grounded“ gehört, setzt sich für die Reduzierung des
       Flugverkehrs ein – der „umweltschädlichsten Form der Mobilität“, wie ein
       Sprecher auf taz-Anfrage erklärt.
       
       Die Veröffentlichung von Bekennerschreiben in der taz hat Tradition, wenn
       sie auch zuletzt in Vergessenheit geraten ist. Wir knüpfen an die radikalen
       Tage der Zeitung, als sie noch Teil der Bewegung war, an und
       veröffentlichen das Bekennerschreiben, das zunächst auf der linksradikalen
       Plattform Indymedia hochgeladen wurde, in voller Länge: 
       
       „WIR sind der Ausbaustopp – Ein Bekenntnis
       
       Die BER Baustelle: Sie denken, es handelt sich um ein klägliches Versagen
       von Politik, Behörden, Bauunternehmen? Wir verraten: Hinter der Verzögerung
       steckt geschicktes Handwerk und kluger Klimaschutz. Design statt Disaster!
       Kurz: wir waren’s.
       
       Wir bekennen uns dazu, seit 2010 die Baumaßnahmen des Berliner Flughafens
       gestört und sabotiert zu haben. Damit konnten wir die Eröffnung des
       Flughafens schon neun Jahre lang verhindern. Wir feiern damit eine der
       effektivsten Klimaschutzmaßnahme der Hauptstadt überhaupt. Da die Berliner
       Regierung nicht in der Lage ist, dem Flug-Wahnsinn Einhalt zu gebieten,
       mussten wir selbst zur Tat schreiten.
       
       In mühevoller nächtlicher Arbeit haben wir die Rolltreppenpläne
       manipuliert, die Wasserleitungen des Sprinkler-Systems verkleinert und die
       Shopping-Areale aus den Grundrissen herausgeplant. Dort wird sowieso nur
       Schrott verkauft, die braucht kein Mensch. Weil wir Zucker in den Beton
       gemischt haben, musste die Startbahn aufgrund grober Mängel überholt
       werden. Besonders stolz sind wir auf den gelungenen Austausch der
       Fensterschließmechanismen, die nun bei Temperaturen von über 30 Grad nicht
       mehr funktionstüchtig sind. Heißer darf es sowieso nicht werden! Keep it
       cool!
       
       Ein Flug von Deutschland nach San Francisco lässt rund fünf Quadratmeter
       Eis unter unseren Flossen wegschmelzen – pro Passagier! Ein paar reiche
       Säugetiere fliegen uns alle ungebremst in die Klimakrise. Wie dumm sind
       Menschen eigentlich, dass sie ihren eigenen Untergang subventionieren, und
       den von Millionen anderer Arten dazu? Es muss klar sein, dass angesichts
       der Klimakrise kein Cent mehr in die fossile Infrastruktur fließen darf!
       
       Nicht die lange Bauzeit des BER ist der Skandal – sondern dass ihn die
       Politik immer noch eröffnen will. Vom BER soll niemals ein Flugzeug
       starten! Das Gebäude soll stattdessen in ein Museum des fossilen
       Kapitalismus und der veralteten Mobilität umfunktioniert werden. Wir
       fordern dazu einen kompletten Stopp aller Flughafen-Ausbauten – am BER und
       überall – und eine drastische Reduktion des Flugverkehrs.
       
       Leute, die Politik handelt nicht – es liegt an uns, Flughäfen lahmzulegen.
       WIR sind der Ausbaustopp! BER ist nur der Anfang. Ab jetzt werden wir
       unsere Kunst auch an anderen Flughäfen ausprobieren.
       
       WIR sind der Ausbaustopp! Penguins for Future!“
       
       29 Jul 2019
       
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