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       # taz.de -- Richtfest am Flughafen BER: Zweckbau für die Holzklasse
       
       > Das Terminal 2 am BER besticht durch Zweckmäßigkeit – und wird deswegen
       > wohl auch rechtzeitig fertig. Ein Besuch beim Richtfest.
       
   IMG Bild: Keine Kathedrale des Verkehrs, sondern ein Zweckbau ist „T2“ laut Flughafen-Chef Lütke Daldrup
       
       Berlin taz | Während Greta Thunberg demnächst in ein Boot steigt, um nach
       New York zu segeln, rudert Berlins Flughafen-Chef Engelbert Lütke Daldrup
       lediglich mit den Armen. Wie ein Steward, der im Flugzeug zeigt, wo die
       Schwimmwesten sind, weist Lütke Daldrup die Journalist*innen mit beiden
       Händen in die Baustelle des Terminal 2 am Flughafen BER ein: „Hier werden
       Einzelhandel und Gastro sein, hier 8 Sicherheitslinien, dort 12
       Check-ins.“
       
       Am Dienstag war mal wieder Richtfest an einem BER-Gebäude. Hier im „T2“
       sollen 6 Millionen Passagiere jährlich abgefertigt werden – vor allem die
       der Billigflieger. Denn ungeachtet dessen, dass Thunberg CO2-neutral über
       den Atlantik segelt, ist Umweltzerstörung noch immer billig und beliebt: Im
       letzten Jahr zählte die deutsche Flugsicherung 3,3 Millionen Flüge, das
       waren 223 Millionen Passagiere, zehn Jahre zuvor waren es noch 166
       Millionen. Von und nach Berlin flogen 2018 über 34 Millionen.
       
       Entsprechend hat sich der Bedarf während der mittlerweile 14-jährigen
       Bauzeit des Großflughafens Berlin-Brandenburg Willy Brandt dermaßen erhöht,
       dass nach seiner Eröffnung Verstopfung drohte. Deswegen wurde das Terminal
       2 noch 2017 nachgeplant und schnell hochgezogen – insgesamt soll der BER
       mal Kapazitäten von 40 Millionen jährlich bieten.
       
       Beim unprätentiösen Betonklotz wurde versucht, alle Fehler vom teuren,
       großen Neubau nebenan mit der schicken Glasfassade und komplizierter
       Elektrik zu vermeiden: Nur ein Generalunternehmer, Kurt Zech, wurde
       beauftragt – es gab kein Ausschreibungs-Klein-klein. Der Bau sollte aus
       einem Guss erfolgen und möglichst funktional, ja zweckgebunden sein.
       
       ## Eröffnung im Oktober 2020
       
       Das ist wohl auch gelungen. 200 Millionen hat der Klotz gekostet. 1.600
       Leute sollen pro Stunde in lediglich 23.000 Quadratmeter großen Betonhallen
       abgefertigt werden, nochmal so viele ankommen. Auf einem Platz von gut drei
       Fußballfeldern dürfte es also eng werden für die Holzklasse. Öffnen soll
       das Terminal zeitgleich mit dem Rest des BER, wenn alles gut läuft, also im
       Oktober 2020.
       
       Lütke Daldrup erwähnt den Nachbarbau nur kurz: „Wir haben Jahre gebraucht,
       um die Baukatastrophe in den Griff zu bekommen.“ Man hoffe und bleibe
       optimistisch, dass die „finale Prüfung“ nun gut verlaufe und der
       Eröffnungstermin eingehalten werden könne – am Montag begannen die mit
       Spannung erwarteten Sicherheitstests der berüchtigten
       BER-Brandschutzanlage. Wenn diese erneut scheitern, dürfte sich die
       Eröffnung wieder verzögern.
       
       Beim Richtfest läuft jedenfalls alles nach Plan: Der traditionelle
       Richtkranz hängt an einem Kranlastwagen, weil das Betongebäude keinen
       Dachstuhl hat. Ein Polier trinkt nach altem Brauch ein halbes Glas Weißwein
       auf ex und wirft es aus einer oberen Etage zu Boden, sodass es zerspringt.
       Dass diese Rituale ebenso aus der Zeit gefallen wirken wie die Eröffnung
       eines Großflughafens in Zeiten von Klimawandel, interessiert hier
       niemanden.
       
       Während der Aufsichtsratsvorsitzende seine Grüße fernmündlich aus Tirol
       übermitteln lässt, hält Baumogul Zech persönlich eine Rede. Er kritisiert
       die Medien für einen zu harten Umgang mit dem Großprojekt und sagt, er
       nehme jederzeit Wetten an, dass sein Terminal 2 rechtzeitig fertig werde.
       Etwas krude auch sein Vergleich mit der Elbphilharmonie, die nach ihrer
       Fertigstellung positiv von den Hamburgern angenommen worden sei: „Der BER
       wird nach seiner Eröffnung für die Berliner dasselbe sein“, behauptet Zech,
       der selbst in Bremen wohnt. Unklar, ob er da schon ein paar Bier intus
       hatte.
       
       Weniger großspurig ist leider das Buffet: Buletten und Bratwürste reichen
       nicht für den großen Andrang. Immerhin der DJ beweist Humor und spielt
       zwischen wummernden Chart-Hits auch einen Song, der eigens für den BER und
       die Schlange am Buffet hätte geschrieben werden können: „Wait another day“.
       
       30 Jul 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gareth Joswig
       
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