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       # taz.de -- Demos für eine offene Gesellschaft: 7.000 LeipzigerInnen sind unteilbar
       
       > Das Bündnis Unteilbar ruft zum „Sommer der Solidarität“ vor den
       > ostdeutschen Landtagswahlen auf. Es kommen mehr Menschen als erwartet.
       
   IMG Bild: In Leipzig ging es auch um das Einende: soziale Mietpolitik und sozialverträglicher Kohleausstieg
       
       Leipzig taz | So wenig die Bergbau-Industriegewerkschaft mit den
       Kohleausstiegs-AktivistInnen von Ende Gelände gemeinsam hat: Am Samstag in
       Leipzig waren beide für einen Tag lang unteilbar. Zumindest, wenn man den
       Fahnen und Bannern der unzähligen verschiedenen Bündnisse und
       Organisationen glaubt, die sich am Samstagnachmittag hinter dem großen
       „Unteilbar“-Banner versammelt und in der Leipziger Innenstadt demonstriert
       haben.
       
       Das Bündnis mit seinen rund 300 Unterstützenden hatte wochenlang dazu
       mobilisiert. Etwa 7.000 DemonstrantInnen haben mit der Demo zu einer
       offenen, solidarischen Gesellschaft aufgerufen – 2.000 mehr, als das
       Bündnis angemeldet hatte. „Für uns ist das ein richtig guter Start in den
       Sommer der Solidarität“, fasste Unteilbar-Sprecher Maximilian Becker am
       Abend zusammen.
       
       „Dass hier Leute mit teils gegenläufigen Ansichten so selbstverständlich
       zusammen demonstrieren, zeigt, dass sie die Zeichen der Zeit verstanden
       haben: Die solidarischen Initiativen müssen zusammenhalten“, sagte Becker.
       Den ganzen Sommer über will das Bündnis eine breite, zivilgesellschaftliche
       Allianz mobilisieren. Anlass sind die kommenden [1][Landtagswahlen in
       Sachsen, Brandenburg und Thüringen], bei denen sich hohe Ergebnisse der AfD
       abzeichnen.
       
       Auch die Studentin Sarah ist bei der Demo dabei. Sie ist Teil von „Wann,
       wenn nicht jetzt“, einem Zusammenschluss von Jugend- und
       Kulturorganisationen im ländlichen Raum. Die Vereinigung organisiert diesen
       Sommer eine Konzert- und Lesetour durch ostdeutsche Dörfer. Teil davon ist
       auch das [2][„Dorf der Jugend“ in Grimma], dem die AfD im Leipziger
       Kreistag zuletzt öffentlich mit gezielten Kürzungen gedroht hat. „Die
       Ergebnisse der Kommunalwahlen waren für viele von uns zwar nicht
       überraschend, aber trotzdem schockierend“, sagt sie. „Wir kämpfen Tag für
       Tag unter deutlich erschwerten Bedingungen, und die Angriffe von rechts auf
       unsere wenigen Freiräume nehmen immer weiter zu.“
       
       ## Goldglänzende Rettungsdecken
       
       Zehn Themenblöcke liefen bei der Demo mit: Neben den Parteien gab es je
       einen Block für Queerfeminismus, Solidarität mit Geflüchteten und
       Seenotrettung, einen für Klimagerechtigkeit, Gesundheit, und einen recht
       kleinen DGB-Block. Der Block für Kunst und Kultur hatte sich in
       goldglänzende Rettungsdecken gehüllt. Wer sich keinem Block zuordnen
       konnte, lief einfach im Unteilbar-Block mit.
       
       Bei den Reden ging es vordergründig ganz vorsichtig um das Einende: soziale
       Mietenpolitik, solidarisches Gesundheitssystem, sozialverträglicher
       Kohleausstieg. Doch trotz aller überparteilichen Einigungsversuche stand
       neben der AfD immer wieder auch eine neoliberale Wirtschaftspolitik unter
       Beschuss. Etwa, als am Samstagmorgen Unteilbar-Sprecher Felix Müller im
       Inforadio die sächsische CDU angreift: Eine beschädigte Sozialpolitik und
       gesellschaftsfähiger Rassismus sei „durchaus auch auf die Parteien
       zurückzuführen, die in Sachsen in den letzten 30 Jahren regiert haben: die
       CDU ganz vorneweg“.
       
       Und die 26-jährige Hannah von der Interventionistischen Linken rief auf der
       Kundgebung: „Unteilbar will kein Aufstand der Anständigen sein, der sich
       mit einer Verteidigung des Status Quo zufriedengibt.“ Vielmehr wolle das
       Bündnis eine „wirkliche Alternative zum neoliberalen Weiter so“ aufzeigen.
       
       Die Demonstration in Leipzig war auch eine lokale Probe für die kommende
       Großdemo in Dresden, die am 24. August in Dresden stattfinden soll. Die
       Erwartungen sind hoch: Zuletzt hatte „Unteilbar“ im Oktober in Berlin
       [3][eine Viertelmillion Menschen auf die Straße gebracht], die gemeinsam
       friedlich demonstrierten. Vor der Leipziger Demo hatte das Bündnis vor
       allem lokal mobilisiert. Für Dresden zeichnet sich derweil ab: Um in der
       Heimatstadt von Pegida einen ähnlichen progressiven Mehrheitseffekt wie in
       Berlin 2018 zu erzielen, werden bundesweite Anreisen organisiert.
       
       7 Jul 2019
       
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