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       # taz.de -- Nach der Parlamentswahl in Griechenland: Konservative Wende in Athen
       
       > Nach viereinhalb Jahren im Amt wird Premier Alexis Tsipras abgewählt.
       > Konservativen-Chef Mitsotakis will das Land im Eiltempo umkrempeln.
       
   IMG Bild: Bereits am Montag wird Kyriakos Mitsotakis (mittig) als neuer Ministerpräsident vereidigt
       
       Athen taz | Es kam fast wie erwartet: Mit knapp 40 Prozent der Stimmen fuhr
       Mitsotakis bei [1][der Parlamentswahl am Sonntag] einen Erdrutschsieg ein
       und darf nun im Alleingang regieren. Immerhin kommt die Linkspartei Syriza
       auf über 31 Prozent. Das ist deutlich mehr als bei [2][der jüngsten
       Europawahl] und auch mehr [3][als von den Meinungsforschern erwartet]. Für
       Tsipras kein Grund, aufzugeben – im Gegenteil: „Unsere Partei soll zu einer
       modernen progressiven Bewegung weiterentwickelt werden und ich werde mit
       aller Kraft dafür eintreten“, erklärte der Linkspolitiker auf einer
       Pressekonferenz am Sonntagabend.
       
       Tsipras hat die Wahl deutlich verloren, aber sein Minimalziel erreicht:
       Syriza dauerhaft zur größten politischen Kraft links der Mitte zu
       etablieren. Die Linkspartei soll „verantwortliche Arbeit“ in der Opposition
       leisten und zum richtigen Zeitpunkt an die Macht zurückkehren, mahnt der
       abgewählte Linkspremier. Rücktrittsforderungen an Tsipras sind nach der
       krachenden Niederlage nicht zu erwarten. Dafür droht ihm rabiate Opposition
       von links. Denn ausgerechnet sein einstiger Vertrauter [4][Yanis
       Varoufakis] hat es [5][mit seiner Partei Diem25] über die Dreiprozenthürde
       geschafft und wird als Abgeordneter in die Vouli, das griechische
       Parlament, einziehen. Am Sonntag erklärte Varoufakis, er wolle
       „unnachgiebig dafür kämpfen“, dass Griechenland aus dem „Gefängnis der
       Schulden“ ausbricht.
       
       Angriffsflächen wird [6][Wahlsieger Mitsotakis] mehr als genug bieten. Der
       Spross einer mächtigen Politdynastie, der nach seinem Studium in den USA
       lange Zeit als Unternehmensberater und Investmentbanker in London
       arbeitete, lässt keinen Zweifel daran, dass er Griechenland von Grund auf
       umkrempeln will. Bereits am Montag wird er als neuer Ministerpräsident
       vereidigt, anschließend will er seine Regierungsmannschaft vorstellen. Als
       künftiger Finanzminister wird Christos Staikouras gehandelt – auch er ist
       Zögling einer mächtigen Politikerfamilie.
       
       Noch vor der Sommerpause im Parlament will Mitsotakis seine ersten
       Reformpakete durchboxen. Dazu gehören ein neues Steuergesetz sowie ein
       Gesetz zur Modernisierung der öffentlichen Verwaltung. Vorgesehen ist zudem
       ein vereinfachtes Genehmigungsverfahren für Investoren. „Weniger Staat,
       weniger Steuern und mehr Investitionen“ verspricht der neue
       Hoffnungsträger. Syriza wirft dem Konservativen-Chef vor, er wolle tausende
       Beamte entlassen und wichtige Stellen mit eigenen Leuten besetzen.
       Mitsotakis bestreitet dies. Sein Reformeifer ist nicht zuletzt auf
       taktische Überlegungen zurückzuführen: Mitsotakis will bei den
       internationalen Gläubigern punkten, um anschließend die finanzpolitischen
       Vorgaben für Athen neu zu verhandeln.
       
       Eine kleine Überraschung am Rande: Mit 2,93 Prozent der Stimmen hat die
       [7][Neonazi-Partei Goldene Morgenröte] den Einzug ins Parlament knapp
       verpasst. Dafür wird der konservative Teleevangelist und Putin-Vesteher
       Kyriakos Velopoulos neuer Liebling der Rechten. Seine Partei Griechische
       Lösung zieht mit neun Abgeordneten erstmals ins Parlament ein. Er freue
       sich, dass die Goldene Morgenröte nicht mehr dabei ist, ließ Velopoulos am
       Sonntag mitteilen. Rechts – das sind immer die anderen.
       
       8 Jul 2019
       
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