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       # taz.de -- Kommentar Wahl in Griechenland: Schuld sind immer die anderen
       
       > Linkspremier Alexis Tsipras wurde von den griechischen Wählern zu Recht
       > hart abgestraft. Es ist die Quittung für gebrochene Wahlversprechen.
       
   IMG Bild: Einstiger Hoffnungsträger: Alexis Tsipras
       
       Schuld sind immer die anderen – bis zum bitteren Ende hält [1][Alexis
       Tsipras] an diesem Motto fest, wenn es darum geht, Sparauflagen zu
       rechtfertigen, die er zu Oppositionszeiten verteufelte. Vor seinem Wahlsieg
       2015 hatte der Hoffnungsträger ein Ende der Spardiktate in Aussicht
       gestellt, doch bekanntlich kam nach der Wahl alles anders. Begründung:
       Seine Regierung war damals naiv genug, zu glauben, dass Europa die
       Entscheidung der griechischen Wähler akzeptiert, erklärte Tsipras neulich
       im TV-Interview. Wie gesagt: Schuld sind die anderen.
       
       Solche Rechtfertigungen haben die Menschen nach vier Jahren satt. Europa
       hin oder her: Ein Rentner hat kein Verständnis dafür, dass eine linke
       Regierung, trotz gegenteiliger Wahlversprechen, sein Einkommen kürzt. Zu
       viele hart arbeitende Menschen fühlten von Tsipras in den letzten Jahren
       vernachlässigt – und rächten sich nun an der Urne.
       
       Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn Syriza-Politiker zumindest in
       ihren vermeintlichen Kernkompetenzen punkten könnten: Toleranz, soziale
       Empathie, Bescheidenheit im Auftritt, Kulturbeflissenheit. Doch auch daran
       hat es oft gefehlt.
       
       Etwa dann, wenn politische Freunde mit lukrativen Jobs versorgt werden.
       Oder ein regierungskritischer TV-Sender einfach boykottiert wurde. Oder
       auch dann, wenn ausgerechnet der stellvertretende Gesundheitsminister
       Pavlos Polakis einen politischen Gegner im Rollstuhl verbal attackiert. Es
       wäre dringend notwendig, dass man in den Oppositionsreihen darüber
       reflektiert und die richtigen Schlüsse daraus zieht.
       
       [2][Trotz Niederlage] gab es für die Anhänger der Linkspartei am
       Sonntagabend doch noch Grund zu feiern: Die rechtsextreme Goldene
       Morgenröte hat den Einzug ins Parlament knapp verpasst. Noch ist sie nicht
       aus dem politischen Diskurs verbannt. Doch möglicherweise war diese
       Parlamentswahl der Anfang vom Ende- zumal im Herbst der lang andauernder
       Prozess gegen die Neonazis zu Ende geht und führenden Parteimitgliedern
       hohe Strafen drohen.
       
       8 Jul 2019
       
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