# taz.de -- Beginn des neuen Schuljahres in Berlin: Bitte nicht aus Gewohnheit meckern
> Man kann viel kritisieren an der Bildungspolitik – etwa den Lehrermangel.
> Aber was kann man gegen kostenloses Schulessen haben? Ein
> Wochenkommentar.
IMG Bild: Endlich kommt das kostenlose Schulessen – jetzt ist es manchen auch wieder nicht recht
Wenn es um das Thema Schule geht, wird ja traditionell viel gemeckert. Ist
irgendwie verständlich, schließlich ist Schule ein Ort, an dem unsere
Kinder viele Tage und Jahre verbringen müssen, der sie „auf das Leben“
vorbereiten und für selbiges mit dem nötigen Wissen rüsten soll.
Gleichzeitig weiß fast jeder, dass an Schulen heutzutage vieles schief
läuft: es gibt zu wenig ausgebildete Lehrer, zu viel Aggression und Mobbing
– und am Ende bleiben zu viele SchülerInnen ungebildet.
Auch jetzt, kurz vor Schulbeginn, gibt es wieder gute Gründe, die politisch
Verantwortlichen zu kritisieren. [1][Etwa als Schulsenatorin Sandra
Scheeres (SPD) am Donnerstag verkündete, dass nur vier von zehn neu
eingestellten LehrerInnen den Beruf gelernt haben]. Das ist zwar nicht der
Untergang des Abendlandes: Auch QuereinsteigerInnen, die ja eines der
Fächer, die sie unterrichten sollen, studiert haben, bringen wertvolle
Qualifikationen mit, ebenso die Seiteneinsteiger, die einen Abschluss in
anderen Studienfächern haben.
Dennoch bleibt die Kritik berechtigt, dass die Politik seit Jahren nicht in
der Lage ist, den LehrerInnen-Beruf so attraktiv zu machen, dass sich
bundesweit genug junge Leute dafür finden. Und dass man gleichzeitig jene,
die gerne in dem Beruf arbeiten, ihn aber nicht studiert haben, also die
sogenannten Seiteneinsteiger, Jahr für Jahr mit befristeten und schlechter
bezahlten Verträgen abspeist und ihnen, anders als den Quereinsteigern,
keine Möglichkeit zur Qualifizierung gibt.
Es gibt aber auch Punkte, bei denen die Meckerei offenbar schon reflexhaft
erfolgt. Stichwort: kostenloses Schulessen. Seit Jahren wurde es von vielen
Seiten gefordert, auch von den Gewerkschaften. Schließlich gibt es wohl
tatsächlich Eltern, die sich diese Ausgabe sparen, auch wenn ihr Kind in
der Schule hungert. Nun hat der Senat reagiert – und macht es auch nicht
recht. Als überstürzt kritisierte die Bildungsgewerkschaft GEW etwa die
Neuerung, weil an Halbtagsschulen teilweise Räumlichkeiten fehlen und die
Betreuung beim Essen nicht immer geklärt ist.
Zugegeben, das kann etwas chaotisch werden in nächster Zeit, vielleicht
müssen manche Schulen zunächst improvisieren. Andererseits: Ist es nicht
schön, wenn auch mal einfach was gemacht wird? Ein bisschen mehr Zuversicht
kann bei dem Thema doch wirklich nicht schaden.
3 Aug 2019
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## AUTOREN
DIR Susanne Memarnia
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