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       # taz.de -- Afghanistan im Dialog mit Taliban: Vage Leitlinien für einen Frieden
       
       > Die Afghanische Dialogkonferenz mit den Taliban endete überraschend mit
       > einer gemeinsamen Erklärung. Bindend ist sie nicht – doch es gibt
       > Hoffnung.
       
   IMG Bild: Sechs tote Kinder durch einen Luftangriff: Auf weniger Gewalt hoffen auch Menschen in Baghlan
       
       Am Ende gab es Geschenke. Mullah Baradar, Taliban-Chefunterhändler mit den
       USA, schickte Datteln, Parfüm und für die Frauen Kopftücher. Zuvor
       bekundeten die 62 Teilnehmer des Afghanistan-Dialogtreffens in Katar am
       späten Montagabend in einer gemeinsamen Resolution ihre Absicht, die Gewalt
       im Land zu reduzieren, keine öffentliche Einrichtungen anzugreifen und die
       Zahl der zivilen Kriegsopfer „auf null“ zu senken. Zudem sollen sie
       Gefangene freilassen und aufhören, sich gegenseitig als „Terroristen“ oder
       „Marionettenregierung“ zu beschimpfen.
       
       Auch wenn alle Beteiligten – darunter Taliban und Regierungsmitglieder aus
       Kabul – als Privatpersonen geladen waren, war klar, dass sie für ihre
       jeweiligen Kriegsparteien sprachen. Bindend ist ihre Erklärung nicht. Die
       Zivilopferklausel wird in der persischen Version des Dokuments noch einmal
       dadurch eingeschränkt, dass es heißt, dies solle „versucht“ werden. Zudem
       gibt es Schutz nur für zivile Bildungseinrichtungen.
       
       Die Taliban könnten also weiter Ausbildungszentren von Armee und Polizei
       attackieren. Angriffe auf nicht direkt am Kampf Beteiligte sind
       Kriegsverbrechen. Das gilt auch für die Regierungs- und US-Truppen, die im
       ersten Quartal laut UN bei Attacken und Luftangriffen erstmals mehr
       Zivilisten töteten als Taliban und „Islamischer Staat“ (IS) zusammen. Erst
       in der Nacht zu Dienstag wurden in Baghlan sieben Mitglieder einer Familie
       durch einen Luftschlag der Regierungsarmee getötet.
       
       In der Erklärung nicht enthalten sind der in [1][US-Taliban-Gesprächen]
       separat verhandelte Abzug der ausländischen Truppen, ein Waffenstillstand
       und Afghanistans bestehende internationale Verpflichtungen. Das wurde als
       Absage der Taliban an verbriefte Frauenrechte gewertet, könnte sich aber
       auch auf das Sicherheitsabkommen mit den USA beziehen – eine Hintertür für
       eine Weiterstationierung von US-Truppen zur „Terrorismusbekämpfung“, wie
       sie Präsident Donald Trump befürwortet. Die Gespräche sollen fortgesetzt
       werden, laut deutschem Chefvermittler Markus Potzel „in Usbekistan oder
       Europa“.
       
       9 Jul 2019
       
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