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       # taz.de -- Kassenärzte gegen Homöopathie: „Kein Beleg für Wirksamkeit“
       
       > Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten für Homöopathie – trotz
       > unklarem Nachweis der Wirksamkeit. Die Kassenärzte wollen das nun
       > unterbinden.
       
   IMG Bild: Keine Kohle mehr für Kügelchen? Kassenärzte fordern genau das
       
       BERLIN taz | Es ist ein Frontalangriff auf die Homöopathie – und er kommt
       diesmal von den Kassenärzten. „Es gibt keine ausreichenden
       wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit homöopathischer Verfahren“,
       sagte Andreas Gassen, Präsident der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
       (KBV), [1][der Rheinischen Post]. „Wer homöopathische Mittel haben möchte,
       soll sie auch bekommen, aber bitte nicht auf Kosten der
       Solidargemeinschaft.“
       
       In Gassens Vereinigung organisieren sich Vertragsärzte gegenüber
       Krankenkassen. Bereits zuletzt hatte es [2][Kritik an der Kostenübernahme
       von homöopathischen Behandlungsmethoden gegeben]. Diese erfreuen sich
       allerdings weiterhin hoher Beliebtheit in Deutschland – weshalb viele
       gesetzliche Krankenkassen die Kosten für ihre Versicherten tragen. Dazu
       gehören auch die beiden größten Kassen des Landes, die Techniker
       Krankenkasse und die Barmer GEK, die zusammen rund 20 Millionen Versicherte
       zählen.
       
       An der Homöopathie scheiden sich schon lange die Geister. Außerhalb des
       Kreises an Menschen, die glauben, durch diese „alternativmedizinischen“
       Behandlungen tatsächlich von einer Krankheit geheilt worden zu sein, gilt
       die Wirksamkeit von Globuli und Co als zumindest umstritten. Die Wirkkraft
       der stark verdünnten Substanzen wurde bisher jedenfalls nicht nachgewiesen.
       Wenn Patienten dann doch über einen Heilungsprozess jubeln, verweisen
       Kritiker auf den Placebo-Effekt. Weiterhin wird oft die Sorge laut, dass
       homöopathische Behandlungen eine ernsthafte Genesung ausbremsen, bis es für
       Patienten zu spät ist.
       
       ## Frankreich hat schon reagiert
       
       KBV-Präsident Gassen verweist nun auf die Entscheidung der französischen
       Regierung, Homöopathie als Kassenleistung bis 2021 zu streichen. Dies war
       eine Empfehlung der Obersten Gesundheitsbehörde. Die Behörde untersuchte
       neun Monate lang fast 1.200 homöopathische Arzneimittel und analysierte
       mehr als 1.000 wissenschaftliche Publikationen – und fand: nichts. Die
       Wirksamkeit ließ sich nicht nachweisen.
       
       In Deutschland sind die Kassenärzte nicht die Einzigen, die wünschen, dass
       Krankenkassen lediglich nachweisbar wirksame Behandlungsmethoden
       finanzieren. Der Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach (SPD) macht sich
       schon lange dafür stark und forderte zuletzt, ebenso wie die Franzosen
       vorzugehen.
       
       Schützenhilfe kommt auch vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA), der über
       den Leistungskatalog der Krankenkassen entscheidet. GBA-Chef Josef Hecken
       forderte im Berliner Tagesspiegel, dass der Gesetzgeber die Vorgaben enger
       fassen müsse. Die GBA hat darauf keinen Einfluss: Homöopathie ist kein Teil
       des gesetzlichen Leistungskatalogs. Die Kassen entscheiden selbst, ob sie
       die Behandlung übernehmen oder nicht.
       
       Das kritische „Informationsnetzwerk Homöopathie“ würde einen Beitragsstopp
       begrüßen. Auf Anfrage der taz geht die Mitgründerin Natalie Gram noch einen
       Schritt weiter und fordert, dass Homöopathie aus der Apothekenpflicht und
       dem Status des Arzneimittels entlassen werden soll.
       
       11 Jul 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://rp-online.de/politik/deutschland/homoeopathie-ende-der-finanzierung-auch-in-deutschland_aid-42307595
   DIR [2] /Kontroverse-ueber-Homoeopathie/!5574123
       
       ## AUTOREN
       
   DIR David Rutschmann
       
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