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       # taz.de -- Nationalität bei US-Zensus weiter egal: Trump knickt ein
       
       > Es hagelte Kritik. Jetzt möchte der US-Präsident bei der Volkszählung die
       > Ausländer doch nicht erfassen – er will einen anderen Weg dafür gefunden
       > haben.
       
   IMG Bild: Ein aus den USA ausgewiesener Migrant in Mexiko
       
       Washington afp | Nach wochenlangem Streit verzichtet [1][US-Präsident
       Donald Trump] beim nächsten Zensus auf eine Frage nach der Nationalität.
       Trump begründete den Rückzieher am Donnerstag unter anderem mit einer
       Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, die Frage beim Zensus 2020 nicht
       zuzulassen.
       
       Die Zahl der im Land lebenden Nicht-US-Bürger solle nun auf anderem Wege
       „komplett und rasch“ ermittelt werden, sagte Trump bei einer Erklärung im
       Garten des Weißen Hauses. Er werde per Dekret alle bereits bei
       verschiedenen Ministerien und Behörden vorhandenen Daten zu dem Thema
       zusammenführen lassen. Es sei „zwingend erforderlich“ herauszufinden, aus
       wievielen US-Bürgern und Nicht-US-Bürgern die Bevölkerung der USA
       zusammengesetzt sei, sagte Trump.
       
       Vor rund zwei Wochen hatte der Oberste Gerichtshof das Ansinnen des
       Präsidenten zurückgewiesen, beim Zensus 2020 eine Frage nach der
       Staatsbürgerschaft aufzunehmen. Die Frage war in den 1950er-Jahren aus dem
       Zensus-Fragenkatalog gestrichen worden. Die Richter bezeichneten die
       Argumentation der Regierung für die Zulassung der Frage nun als
       „konstruiert“.
       
       Trump reagierte erbost: Er erwog, die Frage per Dekret durchzusetzen, und
       brachte gar eine Verschiebung des Zensus ins Gespräch.
       
       Die alle zehn Jahre stattfindende Volkszählung ist grundlegend für die
       Zuteilung von Bundesmitteln in Höhe von 675 Milliarden Dollar (knapp 598
       Milliarden Euro) sowie für den Zuschnitt von Wahlbezirken.
       
       Kritiker fürchteten, dass die Frage nach der Staatsbürgerschaft Millionen
       von Einwanderern dazu bringen könnte, unwahr oder gar nicht auf die Fragen
       zu antworten – insbesondere, aber nicht nur, wenn sie keine gültigen
       Papiere haben. Das hätte die Aussagekraft des Zensus stark eingeschränkt.
       Befürchtet wurde zudem, dass die Daten zu einer systematischen
       Benachteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund führen könnten.
       
       Bürgerrechtsgruppen und die oppositionellen Demokraten begrüßten Trumps
       Rückzieher am Donnerstag. „Die Niederlage von Präsident Trump beim Zensus
       ist ein bedeutender Gewinn für Demokratie und faire Repräsentation“,
       [2][schrieb der Anführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer], im
       Kurzbotschaftendienst Twitter. Niemand dürfe vom Präsidenten und seinem
       „kapriziösen Verhalten“ eingeschüchtert werden.
       
       Die Bürgerrechtsgruppe American Civil Liberties Union kündigte an, sie
       werde Trumps Bemühungen, die Zahl der Einwanderer zu ermitteln, genau
       beobachten und auf ihre Legalität hin überprüfen.
       
       12 Jul 2019
       
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   DIR [1] /Schwerpunkt-USA-unter-Donald-Trump/!t5079612
   DIR [2] https://twitter.com/SenSchumer/status/1149452307928625153
       
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