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       # taz.de -- Trumps jüngste Ausfälle: Scheußlichster Wahlkampf steht an
       
       > Trumps Attacken gegen Minderheiten werden giftiger. Den Demokraten steht,
       > wollen sie ihn wirklich loswerden, eine schwierige Gratwanderung bevor.
       
   IMG Bild: Hat sich schon heißgeredet für den Wahlkampf
       
       Die Intensität und Geschwindigkeit, mit der Donald Trump Gift versprüht und
       sein Land spaltet, steigt. Soeben hat er binnen weniger Tage Millionen von
       ImmigrantInnen mit [1][der Androhung von „Massenrazzien“] in Angst und
       Schrecken versetzt; hat rassistische Attacken gegen vier Frauen gestartet,
       die erst vor wenigen Monaten mit soliden Mehrheiten in den US-Kongress
       gewählt worden sind; und hat angekündigt, dass er das Asylrecht an der
       Südgrenze de facto abschaffen will.
       
       Dass Trump rassistisch vorgeht, ist nicht grundsätzlich neu. Er hat seine
       komplette politische Karriere mit Rassismus bestritten: von den
       ganzseitigen Zeitungsanzeigen, die er 1989 in New York schaltete, um die
       Todesstrafe für fünf schwarze Jugendliche zu verlangen, die
       fälschlicherweise der Vergewaltigung angeklagt worden waren, über die
       jahrelange Lügenkampagne gegen den angeblich im Ausland geboren und
       muslimischen Barack Obama bis hin zu einem Wahlkampfauftakt, bei dem Trump
       Mexikaner als Vergewaltiger, Kriminelle und Dealer bezeichnete.
       
       Trump ist politisch stark geworden, weil er die tief sitzenden alten
       Ressentiments sowie die Verlustängste weißer Nationalisten erkannt und für
       sich genutzt hat. Und er macht deutlich, dass er davon auch nicht abrücken
       wird. Er will wiedergewählt werden. Rückblickend erscheint sein erster
       Wahlkampf aber schon geradezu idyllisch. Denn damals war er nichts weiter
       als ein New Yorker Spekulant, der sich wichtig machte. Heute sitzt er an
       den Schalthebeln der Macht, kann ungleich größeren Schaden anrichten.
       
       Auf Trumps Verbalgetöse folgen nicht unbedingt Taten: Die Massenrazzien
       fanden bislang nicht statt; die vier Abgeordneten konterten [2][Trumps
       Tiefschläge] brillant und steigerten dadurch ihre [3][Popularität]; und
       über die Zukunft des Asylrechts an der Südgrenze müssen demnächst Gerichte
       entscheiden. Aber der Schaden ist dennoch riesig: eingeschüchterte
       ImmigrantInnen, abgewiesene AsylbewerberInnen, keine Aussicht auf eine
       Einwanderungspolitik.
       
       ## Die Hoffnung liegt auf der Straße
       
       An seiner Basis von weißen Nostalgikern der alten Verhältnisse kommt Trumps
       Rhetorik dennoch ungebrochen gut an. Und von der Republikanischen Partei
       ist kein Korrektiv zu erwarten. Sie ist eine Partei von UmfallerInnen
       geworden, die sich komplett dem Mann hingegeben hat, den sie noch vor
       wenigen Jahren als Präsidenten verhindern wollte.
       
       In den USA steht in den nächsten 16 Monaten der scheußlichste Wahlkampf
       seit Menschengedenken bevor. Der Amtsinhaber ist bereit, sein großes
       Repertoire von Hetzen über Spalten und Aufwiegeln bis hin zu Beleidigungen,
       Rassismus und Kriegsdrohungen einzusetzen. An der Südgrenze ist eine
       Intensivierung der humanitären Katastrophe zu erwarten. Und in Washington
       gibt es kaum ein Gegengewicht.
       
       Die Hoffnung für eine andere Zukunft liegt auf der Straße, wo Millionen
       gezeigt haben, dass sie bereit sind, die Demokratie zu verteidigen, sowie
       bei neuen jungen Abgeordneten wie den [4][von Trump attackierten vier
       Frauen]. Sie haben verstanden, dass sie Trump einen Gefallen täten, wenn
       sie mit Gegenattacken reagierten. Statt in diese Falle zu tappen, verfolgen
       sie unbeirrt die politischen, sozialen und ökonomischen Projekte, für die
       sie gewählt worden sind.
       
       Die Demokratische Partei wäre gut beraten, von dieser Souveränität und
       diesem Selbstbewusstsein ihrer jungen Linken zu lernen. Wenn sie Trump
       wirklich loswerden will, steht ihr eine schwierige Gratwanderung bevor: Sie
       muss Verfassungsbrüche des Präsidenten sowie seine Angriffe auf die
       Demokratie ablehnen. Aber sie darf sich nicht im Austausch von Attacken mit
       ihn verschleißen. Stattdessen muss sie an ihren eigenen politischen
       Alternativen für eine Zeit nach und ohne Trump arbeiten.
       
       16 Jul 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Dorothea Hahn
       
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