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       # taz.de -- Strafmaß für Joaquín Guzmán verkündet: „El Chapo“ bekommt Lebenslang plus
       
       > Der frühere Chef des mexikanischen Sinaloa-Kartells wird den Rest seines
       > Lebens im Gefängnis verbringen. Ein US-Gericht verkündete das Strafmaß.
       
   IMG Bild: Wurde Anfang 2019 verurteilt: der 62-Jährige Drogenboss „El Chapo“ (Archivbild Februar 2019)
       
       Lebenslänglich plus 30 Jahre – der New Yorker Richter Brian Cogan ließ
       keinen Zweifel an der Schuld von Joaquín Guzmán: Der ehemalige Chef des
       mexikanischen Sinaloa-Kartells wird den Rest seines Lebens in einem
       Hochsicherheitstrakt in den USA verbringen. Einen Antrag auf frühzeitige
       Entlassung dürfe der 62jährige nicht stellen, erklärte Cogan, als er am
       Mittwochmorgen sein Urteil verlas.
       
       Zudem soll Guzmán, der wegen seiner geringen Körpergröße „el Chapo“ – „der
       Kurze“ – genannt wird, 12,6 Milliarden US-Dollar Strafe zahlen. Das sei, so
       die Staatsanwaltschaft vorab, eine „konservative Schätzung“ der Summe, die
       der Mafiaboss in seinen kriminellen Geschäften verdient habe:
       Drogenschmuggel, Waffenschmuggel, Geldwäsche.
       
       Gúzman war [1][bereits im Februar verurteilt worden], das Strafmaß wurde
       jedoch erst jetzt verkündet. Die zwölf Geschworenen folgten damals den
       Vorwürfen der Staatsanwaltschaft in allen zehn Anklagepunkten. Sie sahen es
       damals als erwiesen an, dass „el Chapo“ und sein Sinaloa-Kartell 528 Tonnen
       Kokain in die USA geschmuggelt haben. Die Drogenhändler brachten demnach
       darüber hinaus tonnenweise Marihuana, Heroin und andere Drogen in
       Flugzeugen, U-Booten, Lastwagen und eigens dafür angefertigten Tunneln auf
       die andere Seite des Rio Bravo.
       
       Als wichtigster Anklagevorwurf galt, dass Guzmán das Sinaloa-Kartell
       geleitet hat. Insgesamt 30 Jahre stand er an der Spitze der Organisation.
       Er hat zudem selbst Gegenspieler gefoltert und Auftragskiller angewiesen,
       Kontrahenten zu entführen und zu ermorden.
       
       ## Foltervorwürfe an die USA
       
       El Chapo war in Mexiko zwei Mal spektakulär aus dem Gefängnis ausgebrochen.
       Nach seiner dritten Verhaftung lieferten ihn die Behörden 2017 in die USA
       aus. Vor dem Urteilsspruch hatte er am Mittwoch die Möglichkeit, sich zu
       äußern. „Sie haben mich 30 Monate lang 24 Stunden am Tag gefoltert“,
       erklärte der 62jährige und sprach von psychischer Folter.
       
       Die USA sei nicht weniger korrupt als andere Länder: „Hier gibt es keine
       Gerechtigkeit.“ Als er ausgeliefert worden sei, habe er gehofft, dass sein
       Ruf keinen Einfluss auf das Verfahren habe. „Das war aber nicht so“,
       kritisierte er. Die Geschworenen seien von den Medien beeinflusst worden.
       
       Guzmáns Anwälte hatten erfolglos Berufung eingelegt, um den Prozess neu
       aufrollen zu lassen. Sein Mandant sei kein Heiliger, erklärte der
       Verteidiger Jeffrey Lichtman am Mittwoch, aber das Verfahren sei nicht
       gerecht gewesen. Er bezeichnete die Zeugen, die gegen Guzmán ausgesagt
       hatten, als chronische Lügner.
       
       ## Drogenhandel in großem Stil geht weiter
       
       Die Aussagen von zahlreichen Kriminellen, die in US-Gefängnissen sitzen und
       lange Zeit mit Guzmán gemeinsame Geschäfte gemacht hatten, sind eine
       wichtige Grundlage für das Urteil. Einige der ehemaligen Weggefährten, die
       vor Gericht aufgetreten waren, wurden in letzter Zeit zu
       [2][verhältnismäßig geringen Strafen verurteilt].
       
       Das US-Magazin Forbes hatte Guzmán, auf die Liste der weltweit Reichsten
       gesetzt. „Ich verteile so viel Heroin, Methamphetamin, Kokain und Marihuana
       wie kein anderer auf der Welt“, hatte er dem Schauspieler Sean Penn gesagt,
       der das Gespräch im Rolling Stone veröffentlichte.
       
       Seine Anwälte beharrten indes darauf, dass Guzmán ein armer verschuldeter
       Bauer sei, der vor der Justiz habe flüchten müssen. Für die Behörden gilt
       es nun, nachzuweisen, welche Besitztümer ihm tatsächlich gehören, um die
       Strafe von 12,6 Milliarde US-Dollar konfiszieren zu können.
       
       Auch nach der Verhaftung Guzmáns gilt das Sinaloa-Kartell als
       [3][wichtigste Drogenmafia weltweit]. In ihrem Jahresbericht 2018
       informierte die US-Antidrogenbehörde darüber, dass die Organisation
       weiterhin „in großem Stil“ Amphetamine, Kokain, Marihuana, Heroin und
       Fentanyl in die an Mexiko grenzenden Bundesstaaten der Vereinigten Staaten
       schmuggelt.
       
       17 Jul 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Wolf-Dieter Vogel
       
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