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       # taz.de -- Datenpanne bei Campacts Petitionen: Durchsichtige Plattform
       
       > Durch einen Fehler bei Campacts Petitionsplattform WeAct waren Daten
       > nicht genug gesichert. Der Fehler betrifft rund zwei Millionen
       > Nutzer*innen.
       
   IMG Bild: Ziemlich oldschool: Vor WeAct und Konsorten musste man Petitionen in Papierform einreichen
       
       Berlin taz | Petitionsplattformen sind eine beliebte und unkomplizierte
       Form der direkten Demokratie im Netz. Die Unterzeichner*innen vertrauen bei
       der Nutzung darauf, dass ihre Daten bei den Personen landen, an die die
       Petition gerichtet ist – und bei niemandem sonst.
       
       Nun musste ausgerechnet die Kampagnen-Organisation Campact öffentlich
       machen, dass Nutzerdaten auf ihrer Petitionsplattform WeAct bis vor Kurzem
       nicht ausreichend geschützt waren. In einem Blogeintrag schreibt der Verein
       von einem „technischen Fehler“ mit der genutzten Software. Die Liste mit
       allen Unterzeichnenden einer Petition sei ohne Passwort einsehbar gewesen,
       wenn die zugreifende Person die genaue URL dieser Liste gekannt hätte. Der
       Fehler betrifft knapp zwei Millionen WeAct-Nutzer*innen und ihre
       personenbezogenen Daten wie Name, Postleitzahl und teilweise
       E-Mail-Adressen.
       
       Laut Campact gibt es keine Hinweise darauf, dass dieser technische Fehler
       von Dritten genutzt wurde, um illegal Daten zu klauen. Der Fehler sei
       inzwischen behoben und Millionen Betroffene informiert. Campact ist eine
       gemeinnützige Nichtregierungsorganisation, die sich für Teilnahme an
       politischen Prozessen einsetzt.
       
       ControlShift, der US-Hersteller der von Campact genutzten Software, äußerte
       sich ebenfalls in einem Blogeintrag. Der Firma lägen ebenfalls keine
       Informationen vor, dass der technische Fehler bei einem ihrer Kund*innen
       ausgenutzt wurde. Laut ControlShift kommt die Software bei keiner anderen
       NGO in Deutschland zum Einsatz, andere Petitionsplattformen weltweit nutzen
       sie jedoch. In dem Blogeintrag spricht die Firma davon, dass trotz des
       technischen Fehlers illegale Zugriffe unwahrscheinlich sind. Die URLs der
       möglicherweise betroffenen Listen seien aus einer bestimmten Ziffernfolge
       und dem Namen der Petition zusammengesetzt und hätten erraten werden
       müssen.
       
       WeAct ist nicht die erste Petitionsplattform mit Datenschutzproblemen. Die
       US-amerikanische Internetseite [1][Change.org], eine der größten
       Petitionsplattformen weltweit, stand vor vier Jahren in der Kritik, Daten
       der Nutzenden an Dritte für Werbezwecke weitergegeben zu haben. „Dagegen
       ist Campact vorbildlich, was Datenschutz angeht“, sagt der Netzaktivist
       Padeluun vom Verein Digitalcourage, der sich für Datenschutz einsetzt.
       Campact sei in diesen Dingen sonst sehr aufmerksam.
       
       Padeluun wünscht sich mehr Sensibilität für Datenschutz bei kleinen
       Vereinen und NGOs. Um zu sparen, würde hier häufig Software von Google oder
       Facebook genutzt, die keinen guten Datenschutz gewährleiste. Gerade NGOs
       sollten sich genau überlegen, mit wem sie zusammenarbeiten.
       
       18 Jul 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://Change.org
       
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