URI: 
       # taz.de -- Erste Bilanz BerlKönig: Stadtvolk liebt König
       
       > Die BVG hat Zahlen zu Nutzung und Akzeptanz der smarten Mini-Rufbusse
       > veröffentlicht. Lob kommt von Behindertenaktivisten, Kritik vom
       > Fahrgastverband.
       
   IMG Bild: Vorne schwarz, hinten BVG: Der „BerlKönig“ ist unterwegs
       
       Rollt! Das ist, kürzestmöglich zusammengefasst, die Bilanz der BVG von
       einem Dreivierteljahr „BerlKönig“. Am Montag hat das Verkehrsunternehmen
       eine erste Auswertung des Testbetriebs der smarten Sammel-Rufbusse
       veröffentlicht. Bilanziert werden darin zwar nur die ersten sieben Monate
       von September 18 bis März 19, aktuelle Zahlen lieferten die
       Verkehrsbetriebe aber umgehend nach.
       
       Über 750.000 Fahrten wurden demnach schon in den mittlerweile 156
       Mercedes-Vans absolviert, die vorne schwarz und hinten in BVG-Flecktarn
       lackiert sind. 140.000 Personen haben sich über die App zur Teilnahme an
       dem Angebot registriert. Die Frage nach dem entscheidenden Unterschied zu
       einem simplen Taxi – die algorithmische Bündelung von Fahrtwünschen – lässt
       sich mit „44“ beantworten: Bei 44 Prozent aller Fahrten teilten sich
       PassagierInnen mit unterschiedlichem Einstiegs- und/oder Zielort das
       Fahrzeug.
       
       Glänzende Beliebtheitswerte hat eine NutzerInnen-Umfrage ergeben: Unter
       anderem sagten 64 Prozent, dass sie ihren eigenen Pkw weniger oder viel
       weniger nutzen würden, wenn das „Bediengebiet“ des BerlKönigs, zurzeit in
       etwa die östliche Hälfte des S-Bahn-Rings mit knapp 60 Quadratkilometern
       Fläche, deutlich ausgeweitet werde. Ob das passiert, entscheidet sich aber
       erst nach Ende des Probebetriebs. Der wurde für insgesamt vier Jahre
       angemeldet.
       
       Dass es so kommt, da ist BVG-Sprecherin Petra Nelken „ziemlich
       optimistisch“. Denn: „Die Zahlen zeigen, es funktioniert, es wird
       angenommen.“ Den BerlinerInnen ohne eigenes Auto sei eine „Vielfalt der
       Mobilitätsvarianten“ wichtig, vom klassischen ÖPNV über Mietfahrzeuge bis
       hin zum smarten Rufbus, der im konkreten Fall leisten könne, wozu feste
       Linien nicht in der Lage seien: „Der BerlKönig hat manchmal so eine nette
       Schrägrüberverbindung“, sagt Nelken scherzhaft über das Angebot, das in
       Kooperation mit ViaVan durchgeführt wird. Der Verkehrsdienstleister
       betreibt die Applikation und stellt die FahrerInnen ein.
       
       ## „Meilenstein für die Inklusion“
       
       Über die wirtschaftlichen Kennzahlen hüllt sich die BVG bislang in
       Schweigen. „Das müssen dann noch die Ökonomen berechnen“, so Sprecherin
       Nelken, „aber ÖPNV rechnet sich bekanntlich nie.“ Ob es beim aktuellen
       Tarif bleiben kann, wird sich also noch zeigen müssen. Derzeit kostet jeder
       Kilometer im BerlKönig 1,50 Euro, wobei für eine Fahrt mindestens 4 Euro
       fällig werden. Wird mit mehreren Personen zusammen gebucht, zahlt jeder
       weitere Fahrgast den halben Preis.
       
       Regelrecht begeistert ist Inklusionsaktivist Raul Krauthausen vom
       BerlKönig: „Üblicherweise muss ich einen Fahrdienst drei Tage im Voraus
       bestellen“, so der Rollstuhlfahrer in seinem Beitrag zur BVG-Bilanz, „der
       BerlKönig ermöglicht es mir, am Leben spontan teilzunehmen – und ich kann
       dabei noch mit meinen Freunden zusammen fahren.“ Das sei nicht weniger als
       ein „Meilenstein für die Inklusion“. Zwar sind bislang nur fünf Vans mit
       Rampen ausgestattet, laut BVG beträgt die Wartezeit auf ein barrierefreies
       Fahrzeug trotzdem nur 21 Minuten im Mittel, etwa doppelt so lange wie der
       Gesamtdurchschnitt.
       
       Kritik kommt dagegen vom Fahrgastverband IGEB. Hier stört man sich in
       erster Linie am beschränkten Einsatzgebiet des Dienstes. „Die zuständigen
       Senatsverwaltungen für Verkehr und Wirtschaft vernachlässigen systematisch
       die Mobilitätsbedürfnisse der Außenbezirke“, so Sprecher Jens Wieseke.
       Dabei könne der BerlKönig „in Mahlsdorf, Marzahn oder Marienfelde eine
       sinnvolle Ergänzung für die ‚letzte Meile‘ sein“. Genau das geschehe aber
       nicht.
       
       23 Jul 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Claudius Prößer
       
       ## TAGS
       
   DIR BerlKönig
   DIR Ridepooling
   DIR BVG
   DIR Verkehrspolitik
   DIR BerlKönig
   DIR BerlKönig
   DIR Verkehrswende
   DIR ÖPNV
   DIR Taxi
   DIR Mobilitätsgesetz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Eine letzte Chance für den BerlKönig: Am Ende geht es wie so oft ums Geld
       
       Der BerlKönig stand auf der Kippe. Doch nun bekommt das umstrittene
       Experiment noch einmal eine letzte Gnadenfrist. Ein Wochenkommentar.
       
   DIR Berliner Rufbus vor dem Aus: Der Tod holt den Berlkönig
       
       Rot-Rot-Grün spricht sich dagegen aus, den Rufbus mit Subventionen in
       Millionenhöhe zu unterstützen. Damit dürfte das Projekt am 30. April enden.
       
   DIR Verkehrswende in Berlin: Was tun mit dem König?
       
       Die Zukunft des Minibus-Systems Berlkönig ist weiter offen. Rot-Rot-Grün
       will sich in einem Koalitionsausschuss damit beschäftigten.
       
   DIR Uber in Berlin: Nur gucken, nicht buchen
       
       Das Unternehmen Uber präsentiert auf der deutschen Homepage den
       Sammeltaxi-Dienst UberPool, bietet ihn in Berlin aber nicht an – weil es
       nicht darf.
       
   DIR Shuttleservice Moia in Hamburg: Wie Flugzeug in öko
       
       Moderne Technik, leichte Bestellung, halbe Preise: VW startet in Hamburg
       seinen Shuttleservice Moia. Der Dienst hat seine Schwächen.
       
   DIR BVG-Ridepooling: Nicht mehr Platz für den König
       
       Jeden Tag nutzen 2.000 Fahrgäste den Ridepooling-Dienst der BVG. Eine
       Ausweitung des Experiments ist vorläufig nicht geplant – es gibt auch
       Grundsatzkritik daran.