# taz.de -- CDUlerin in Brandenburg: „Ich mag das Ost-West-Denken nicht“
> Monika Mayer-Westhäuser wünscht sich für Brandenburg eine neue politische
> Marschrichtung. Zur Not solle dafür auch die AfD eingebunden werden.
IMG Bild: Blühende Wiesen: Im Landkreis Oder-Spree, wo Monika Mayer-Westhäuser wohnt, machen andere Urlaub
Ein herrlicher Sommer sei das, sagt Monika Mayer-Westhäuser. Die 49 Jahre
alte Managementtrainerin lebt mit ihrer zehnjährigen Tochter in Bad Saarow.
„Da, wo andere Urlaub machen“, sagt sie. Tatsächlich ist die
6.000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Oder-Spree wunderschön. Der alte
Kaiserbahnhof, die schmucke Uferpromenade am Scharmützelsee – viele
BerlinerInnen machen hier Ferien.
Monika Mayer-Westhäuser kennt aber natürlich auch das normale Leben. Gerade
hat die Coachin „eine spannende Zeit“, weil zwei ihrer großen Projekte kurz
vor dem Abschluss stehen. Mayer-Westhäuser coacht Unternehmensnachfolgen,
sie vermittelt also junge an gestandene UnternehmerInnen, die ihre Betriebe
verkaufen möchten. Nicht einfach in einem überalterten Bundesland wie
Brandenburg, aber das reizt Mayer-Westhäuser gerade.
Vor zehn Jahren ist sie von Worms in Rheinland-Pfalz nach Bad Saarow
gezogen. Dort wurde sie Mitglied der Industrie- und Handelskammer, in
Vereinen und im Landesverband der CDU.
Die Stimmung im Land empfindet sie als angespannt. Für die Landtagswahl am
1. September wünscht sie sich, dass die SPD nach 30 Jahren als
Regierungspartei abgelöst wird. „Wir brauchen hier unbedingt eine neue
Marschrichtung.“ Dem Spitzenkandidaten der CDU, Landeschef Ingo Senftleben,
traut sie das zu. Die Partei habe ErstklässlerInnen ein Starterpaket mit
Rucksack, Schulbüchern und Federtasche versprochen – in einem Land wie
Brandenburg, mit teils ärmlichen Gegenden, ist das keine Kleinigkeit.
Außerdem plane die CDU den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs,
Ankerzentren für Geflüchtete und die Abschiebung von Gefährdern und
Straftätern.
## Die Alten wechseln zur AfD, die Jungen zu den Grünen
Das Thema Flüchtlinge treibt Monika Mayer-Westhäuser um. In ihren
Beratungsgesprächen kämen die UnternehmerInnen eigentlich immer auf die
Politik zu sprechen, erzählt sie. Neben der – längst abgeblasenen –
Kreisgebietsreform gehe es da stets um die Zugezogenen im Land. „Bei den
Unternehmern ist das Finanzamt superstreng, sie dürfen keine Fehler machen,
müssen ihre Firmen perfekt führen. Und die Flüchtlinge, sagen sie, die
kommen hier rein, haben kein Geld, keinen Ausweis, es wird ihnen trotzdem
geholfen. Da fühlen sich die Unternehmer verarscht.“ Viele von den Älteren
wählten mittlerweile [1][AfD] statt CDU, die Jüngeren wechselten eher zu
den Grünen.
Was denkt die gebürtige Westdeutsche über die Wiedervereinigung? „Ich mag
dieses Ost-West-Denken überhaupt nicht“, sagt Monika Mayer-Westhäuser. Über
die Wiedervereinigung hat sie sich damals riesig gefreut. „Aber klar, das
hat seinen Preis gehabt. Es gab ganz tolle Firmen im Osten. Die wurden
einfach plattgemacht von denen, die das zu entscheiden hatten.“ Es habe
Unternehmen mit Potenzial gegeben – „das war der Stolz des Landes und da
hätte man einiges draus machen können. Für die Bürger hier war das
schlimm.“
Am 1. September wird Monika Mayer-Westhäuser selbstverständlich wählen
gehen. „Es ist ein wichtiges Gut, das Recht zu haben, zu einer
demokratischen Wahl zu gehen.“ Sie will, dass ihre CDU regiert, wenn es
sein müsste, auch mit Grünen oder der AfD. „Entscheidend wird sein, wie
kompromissbereit die sind.“
28 Jul 2019
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## AUTOREN
DIR Anja Maier
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