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       # taz.de -- Regisseur Mohammad Rasoulof verurteilt: Zu kritisch für Revolutionsgarden
       
       > Der iranische Regisseur Mohammad Rasoulof erhält ein Jahr
       > Freiheitsstrafe. Wieder zeigt das Regime bei einem Filmemacher Härte.
       
   IMG Bild: Der Regisseur Mohammad Rasoulof 2013 in Cannes, wo sein Film „Manuscripts Don't Burn“ gezeigt wurde
       
       Anfang Mai noch war sein jüngster Spielfilm „A Man of Integrity“ in
       deutschen Kinos gestartet, in Cannes hatte er dafür im vergangenen Jahr in
       der Sektion „Un certain regard“ den Hauptpreis erhalten. Jetzt ist der
       Regisseur Mohammad Rasoulof vom iranischen Revolutionsgericht zu einer
       Freiheitsstrafe von einem Jahr verurteilt worden. Zudem darf er das Land
       für zwei Jahre nicht verlassen.
       
       „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ und „Propaganda gegen die islamische
       Regierung“ lautete der Vorwurf der iranischen Revolutionsgarden gegen
       Rasoulof. Womit sein Filmschaffen gemeint ist. Darin setzt sich der
       Regisseur kritisch mit den Verhältnissen in seinem Land auseinander. In „A
       Man of Integrity“ etwa erzählt er von einem Fischzüchter, der sich bis zum
       Äußersten, einem heutigen Michael Kohlhaas gleich, gegen Machtwillkür und
       Korruption in seinem Ort wehrt.
       
       Schon zur Deutschlandpremiere von „A Man of Integrity“ beim Filmfest
       Hamburg 2017 hatte Rasoulof nicht mehr anreisen können, da die Behörden in
       Teheran im September des Jahres seinen Pass einkassiert hatten. Rasoulof,
       dessen Familie in Hamburg lebt und der seit 2012 selbst zum Teil in der
       Hansestadt wohnt, erhielt öffentliche Unterstützung vom Filmfest: „Wie so
       oft ist erneut ein Künstler Opfer einer willkürlichen Rechtsprechung.
       Mohammad Rasoulofs Verbrechen bestehen darin, Filme über seine Heimat zu
       machen. Wir, die in einer freien Welt leben, haben die Pflicht, dagegen zu
       protestieren“, wird der Festivalleiter Albert Wiederspiel in einer
       Pressemitteilung zitiert.
       
       ## 20 Jahre Berufsverbot
       
       Den Iran hatte Rasoulof auch 2013, nach der Veröffentlichung seines
       Spielfilms „Manuscripts Don’t Burn“, in dem Fall für neun Monate, nicht
       verlassen dürfen. Und durch seine Zusammenarbeit mit dem Kollegen Jafar
       Panahi an einem Dokumentarfilm über Proteste nach der Präsidentenwahl im
       Iran 2009 hatte er 20 Jahre Berufsverbot und 6 Jahre Haft als Strafe
       erhalten. Das Berufsverbot wurde schließlich wieder aufgehoben, man
       verkürzte die Haftstrafe auf ein Jahr und setzte sie zur Bewährung aus.
       
       Dass sich Filmemacher im Iran durch die Rechtsprechung nicht unbedingt von
       der Arbeit abhalten lassen, führt Panahi seit Jahren virtuos vor. Seine
       Filme entstehen, wie „Taxi Teheran“ von 2015 oder „Drei Gesichter“, der
       2018 zeitgleich mit Rasoulofs Film in Cannes im Wettbewerb lief, unter
       einfallsreicher Unterwanderung des Berufsverbots. Bleibt zu hoffen, dass
       diese Strafe Rasoulofs Stimme nicht zum Verstummen bringt.
       
       25 Jul 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tim Caspar Boehme
       
       ## TAGS
       
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