# taz.de -- Programm von Premierminister Johnson: Nach Brexit mehr Agro-Gentechnik
> Großbritanniens neuer Premierminister Boris Johnson will
> Anti-Gentechnik-Regeln abschaffen. Gegner warnen vor Schäden für
> Gesundheit und Umwelt.
IMG Bild: Mehr „Genfood“ in Großbritannien? Gentechnisch veränderter Mais mit Warnschild
Berlin taz | Der neue britische Premierminister Boris Johnson will nach dem
Brexit die Vorschriften für die [1][Gentechnik in der Landwirtschaft]
lockern. „Lasst uns jetzt beginnen, die außergewöhnliche
Biowissenschaftsbranche des Vereinigten Königreiches von Regeln gegen
Genveränderung zu befreien“, sagte der Konservative in einer bisher kaum
beachteten Passage seiner ersten Rede als Regierungschef am Donnerstag im
Unterhaus. Der Vorsitzende der Tories fuhr fort: „Lasst uns jetzt die gegen
Fäule widerstandsfähigen Früchte entwickeln, die die Welt ernähren werden.“
„Natürlich täuscht sich Johnson“, kommentierte die englische
[2][Gentechnik-kritische Organisation GMWatch]. Er könne „leicht massiven
Schaden für unsere Gesundheit und Umwelt verursachen, indem er gentechnisch
veränderte Organismen in unser Essen und auf unsere Felder lässt“.
Bisher habe Gentechnik keine Pflanzen wie etwa Kartoffeln entwickelt, die
gegen die Kraut- und Knollenfäule widerstandsfähig sind – die
konventionelle Züchtung dagegen schon.
Bisher schreibt die EU vor, dass alle Lebensmittel aus gentechnisch
veränderten Pflanzen auf der Packung gekennzeichnet werden müssen. Da die
meisten Bürger solche Nahrungsmittel ablehnen, ist kaum „Genfood“ auf dem
Markt. Jede Gentech-Pflanze muss vor der Zulassung von den Behörden auf
ihre Sicherheit überprüft werden.
## Konzerne lobbyieren für neue Methoden wie Crispr/Cas
Derzeit wirken Saatgutkonzerne wie Bayer/Monsanto auf die Politik ein,
diese Regeln für Pflanzen zu ändern, die mit Hilfe neuer
Gentechnik-Methoden wie Crispr/Cas erzeugt worden sind. Sie argumentieren,
dass sich Pflanzen heutzutage genauer verändern lassen – auch ohne
artfremde Gene einzubringen.
Gegner weisen aber auf Studien hin, wonach auch Crispr/Cas ungewollte
Nebenwirkungen verursachen könne. Zudem würden die neuen Methoden ebenfalls
überwiegend dazu verwendet, umweltschädliche Monokulturen zu erleichtern.
26 Jul 2019
## LINKS
DIR [1] https://www.mirror.co.uk/news/politics/boris-johnsons-first-speech-prime-18769482
DIR [2] https://gmwatch.org/en/news/latest-news/19059-boris-johnson-in-first-speech-as-uk-s-new-prime-minister-promotes-gmo-crops
## AUTOREN
DIR Jost Maurin
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