# taz.de -- Kritik an Krankenhauskonzern Asklepios: Nur für profitable Patient*innen
> Mitarbeiter*innen der Rheumatologie an der Asklepios Klinik Altona
> kündigen offenbar reihenweise. Aus Sicht des Konzerns ist alles halb so
> schlimm
IMG Bild: Die Rheumatologie der Asklepios Klinik Altona wurde „organisatorisch umgebaut“
Hamburg taz | [1][Immer wieder steht der private Krankenhauskonzern
Asklepios in der Kritik.] Das neueste Beispiel: Die Situation der
rheumatologischen Abteilung an der Asklepios-Klinik Altona. Dort hätten
innerhalb weniger Monate fast alle Fach- und Assistenzärzt*innen gekündigt.
So steht es in einem anonymen Schreiben, das der taz zugeschickt wurde.
Pflegekräfte der Rheuma-Ambulanz hätten die Klinik bereits verlassen. Die
Verfasserin arbeitet nach eigenen Angaben in der Klinik.
Die Rheuma-Abteilung breche nun auseinander, weil „aufgrund von
Managementfehlern der Personalplaner“ die freien Stellen nicht nachbesetzt
würden. Asklepios’ Ziel sei offenbar, die Abteilung zu schließen, weil sie
nicht genug Profit abwerfe.
Die Mitarbeiterin berichtet auch über die Suspendierung der Chefärztin.
Nachdem diese gekündigt hatte, sei ihr befohlen worden, Dienste in der
Notaufnahme zu machen. „Als sie ablehnte, wurde sie suspendiert, was sie
daran merkte, dass bei Dienstantritt am nächsten Tag ihr Computeraccount
gelöscht war“, schreibt die anonyme Mitarbeiterin.
## „Die haben das richtig an die Wand gefahren“
Peer Aries, der Vorsitzende des Hamburger Landesverbandes der Deutschen
Rheumatologen, sagt, die ehemalige Chefärztin sei leidensfähig gewesen.
„Aber ihr wurden unverschämte Dinge zugemutet.“ Die Chefärztin habe mit
weniger Personal für mehr Patient*innenzahlen sorgen sollen.
Die Chefärztin selbst will sich nicht öffentlich äußern, da sie noch einen
bestehenden Arbeitsvertrag hat. Andere Ärzte der Abteilung waren für die
taz nicht zu erreichen.
Dass eine Chefärztin geht und eventuell auch Mitarbeiter*innen mitnimmt,
sei normal und okay, findet Aries. „Problematisch ist, dass sie ohne einen
Plan B einfach freigestellt wurde.“ Asklepios habe die Abteilung damit von
heute auf morgen leer laufen lassen, „die haben das richtig an die Wand
gefahren“, sagt Aries. Das sei typisch für den Klinikkonzern, aber nicht
notwendig gewesen. Laut Aries lief die Abteilung gut. Die
Renditevorstellungen des Konzerns seien aber mit einer Rheumatologie nicht
vereinbar.
Die Auswirkungen spüren offenbar auch die Patient*innen. „Es herrscht große
Unsicherheit“, sagt Freya Willer-Westrich. Sie ist stellvertretende
Vorsitzende des Landesverbandes der Deutschen Rheumaliga, der
Interessenvertretung für Rheumakranke. Sie habe gehört, dass Patient*innen,
die in Altona anrufen, niemanden erreichen oder abgewiesen würden und dass
ihnen geraten werde, sich lieber einen anderen Arzt zu suchen.
Das Problem dabei: Eine spezielle Station für Rheumatologie gab oder gibt
es nur in Altona. Außerdem gab oder gibt es dort Sprechstunden für seltene
Rheuma-Erkrankungen. Zwar wird die Krankheit meist ambulant behandelt, aber
in akuten Schüben kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig sein. Das
Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) versorgt auch Rheumapatient*innen,
allerdings hauptsächlich, wenn diese schwerst erkrankt sind und intensiver
Behandlung bedürfen.
## Alles halb so schlimm?
Derzeit wenden sich vermehrt Rheumapatient*innen an die Klinik, sagt eine
UKE-Sprecherin. Das UKE könne der vermehrten Nachfrage derzeit nachkommen.
Die Klinik plane auch, eine Kooperation mit der Rheuma-Abteilung des
schleswig-holsteinischen Klinikums Bad Bramstedt auszubauen.
„Es kann nicht sein, dass es in einem Stadtstaat keine Betten für
mittelschwere Patienten gibt“, findet Peer Aries. Inwiefern die Abteilung
in Bad Bramstedt den Hamburger Patient*innen helfe und die entstandene
Lücke schließe, müsse sich zeigen.
Aus Sicht von Asklepios ist offenbar alles halb so schlimm. Nachdem die taz
am Dienstag Fragen über die Situation in Altona stellte, veröffentlichte
der Konzern am Donnerstag eine Pressemitteilung. Demnach soll die
Rheuma-Abteilung erhalten bleiben. „Durch die personellen Veränderungen
mussten wir die Abteilung jedoch organisatorisch umbauen“, heißt es. Sie
sei nun Teil der Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin. Die
rheumatologischen Patient*innen würden vom bisherigen leitenden Oberarzt
und Rheumatologen versorgt. Nach taz-Informationen verlässt der allerdings
auch demnächst das Krankenhaus.
Asklepios bestätigt die Freistellung der Chefärztin. Zu den Gründen schwieg
der Konzern genauso wie zu den Fragen der weiteren Kündigungen und
Nachbesetzungen.
1 Aug 2019
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DIR Marthe Ruddat
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