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       # taz.de -- Schalke-Fan zum Fall Tönnies: „Schmerzhafte Reaktionen“
       
       > Der Schalker Ehrenrat spricht Clemens Tönnies vom Rassismusvorwurf frei.
       > Susanne Franke von der Schalker Fanintiative bedauert das.
       
   IMG Bild: Nur kurz mal weg. Clemens Tönnies kommt nach rassistischen Aussagen fast ohne Strafe davon
       
       taz: Was halten Sie von der Entscheidung des Schalker Ehrenrats, Clemens
       Tönnies für seine diskriminierenden Aussagen zu verurteilen, ihn aber vom
       Vorwurf des Rassismus [1][freizusprechen]? 
       
       Susanne Franke: Die Entscheidung macht nichts besser, als es vorher war.
       
       Was hätten Sie sich gewünscht? 
       
       Es fehlt noch immer jegliche Erklärung zum Zustandekommen von Tönnies’
       Aussagen. Wenn er gesagt hätte, das sollte ein Scherz sein und das ist der
       Witz in meinem Leben, den ich am meisten bedauere, wäre mir das immer noch
       lieber gewesen, als gar nichts zu sagen. Und es hätte konkrete Menschen wie
       die Ex-Spieler Gerald Asamoah oder [2][Hans Sarpei] gegeben, bei denen er
       um Entschuldigung hätte bitten können.
       
       Was bedeutet der Vorfall für Ihre Faninitiative in Ihrem Engagement gegen
       Rassismus? 
       
       Das war leider eine Standortbestimmung. Wir dachten, wir hätten einen
       Konsens in der Sache. Die Bemerkungen von Tönnies sind ja nicht das einzige
       Drama. Die Diskussionen in den sozialen Netzwerken danach zeigen die
       umfassende Dimension. Das ist schmerzhaft. Gerade die Reaktionen auf unsere
       Statements, die Beschimpfungen und Entgleisungen zeigen, dass wir mehr tun
       müssen, unsere Arbeit anders gewichten müssen.
       
       Sie werden zu Tätern gemacht? 
       
       Wir werden angegangen, was wir denn dem Verein antun, was wir uns anmaßen
       und wie wir spalten. Viele Menschen wünschen sich: Jetzt mal Schwamm
       drüber.
       
       Der Verein schien für Rassismus-Fragen in den vergangenen Jahren
       sensibilisiert zu sein. 
       
       Erstens: Der Verein sind wir und nicht die Geschäftsstelle. Schalke 04 ist
       ein eingetragener Verein, in dem man Mitglied sein kann. Der
       Anti-Rassismus-Paragraf in der Satzung ist auf Anregung unserer
       Fanintiative e. V. aufgenommen worden. Das ist in Schalke, anders als in
       Dortmund, aus einer Graswurzelbewegung entstanden.
       
       Und nun? 
       
       Nach den Geschehnissen von Paderborn müssen wir uns fragen, ob wir einen
       Salto rückwärts machen. Tönnies ist in Paderborn nicht ausgebuht worden.
       Das zeigt deutlich, dass wir ein massives über die Person Tönnies
       hinausgehendes Problem haben.
       
       Befinden Sie sich in einer Schockstarre oder können Sie schon absehen,
       welche Konsequenzen sich für Ihre Arbeit ergeben? 
       
       Nein, ganz so schlimm ist es nicht, nur fast. Wir müssen wieder den Diskurs
       führen: Was ist eigentlich [3][Rassismus]? Und für uns ist ganz wichtig,
       mit den anderen großen Faninitiativen zu sprechen. Wie bewerten sie die
       Situation, was wollen wir vor allem gemeinsam tun? Noch etwas ist mir
       wichtig.
       
       Bitte. 
       
       Ich möchte betonten, für mich ist es ein Unterschied, ob jemand
       rassistische Aussagen macht oder ein eingefleischter Rassist ist.
       
       Diesen Unterschied sehen Sie bei Clemens Tönnies? 
       
       Ja. Das macht die Sache nicht schöner. Aber ich glaube nicht, dass er
       ernsthaft glaubt, dass Menschen in Afrika bei Verlöschen des Lichts in die
       Kinderproduktion einsteigen. Deshalb habe ich von einer rassistischen
       Aussage gesprochen. Das sage ich im Bemühen, Sorgfalt statt Polemik in
       diese ernste Diskussion einzuführen.
       
       Ist Schalke noch glaubwürdig mit Anti-Rassismus-Kampagnen? 
       
       Jetzt gerade natürlich gar nicht. Ich hoffe, dass sich noch irgendetwas
       bewegt. Ich weiß nicht, wie sich etwa Gerald Asamoah weiter verhalten wird.
       Er hat ein Gespräch angeboten. Ich hoffe auf jeden Schritt, der uns einer
       Klarheit näher bringt. Ein Gespräch zwischen Asamaoh und Tönnies könnte
       dazu beitragen.
       
       7 Aug 2019
       
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