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       # taz.de -- E-Mobilität: Berlin muss Rollerfahren lernen
       
       > Die E-Tretroller verstopfen die Bürgersteige der Hauptstadt. Aber los
       > werden wir sie wohl nicht mehr. Deshalb müssen Regeln her.
       
   IMG Bild: Sucht da jemand einen Parkplatz?
       
       Es muss ein Weg gefunden werden, die in Berlin omnipräsenten
       Leih-E-Tretroller geordnet zu nutzen – verschwinden werden sie nämlich erst
       einmal nicht mehr. Mehrere tausend E-Tretroller sind inzwischen in der
       Stadt stationiert, von fünf verschiedenen Anbietern. Die wollen mit den
       Fahrgeräten Geld verdienen und fluten die Straßen geradezu mit ihren
       überwiegend grünen und roten Rollermodellen. Das dürfen sie, weil
       Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) meint, mit den Rollern könne man
       Autos aus den Städten verdrängen – eine gewagte These, von der er sich in
       naher Zukunft aber sicher nicht abbringen lassen wird. Das Ego des Bayern
       ist größer als der momentane Roller-Nutzen.
       
       Die Tretroller stehen vor allem in der Gegend herum, auf Gehwegen zum
       Beispiel. Dort sind sie ein Teil des Stadtbilds Berlins geworden, das viele
       ärgert. Aber sie sind eben auch Teil einer Bundesstrategie mit dem Namen
       Verkehrswende. Dass sie Fußgänger stören und oft zur Gefahrenquelle werden,
       muss deshalb schnell aufhören.
       
       In dieser Woche hat sich die Berliner Verkehrssenatorin Regine Günther
       (Grüne) mit Vertretern der fünf Tretroller-Anbieter getroffen. Dabei waren
       auch Polizeipräsidentin Barbara Slowik und die drei
       BezirksbürgermeisterInnen von Neukölln, Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte.
       Sie wollen für mehr Roller-Akzeptanz in der Bevölkerung sorgen, das klingt
       nobel. Aber es ist ja richtig: Den Verkehr wenden können die Roller, wenn
       sie es denn überhaupt können, nur dann, wenn sie von den Berlinern
       ordentlich genutzt werden. Die politisch Verantwortlichen planen jetzt,
       Auto- in Scooter-Parkplätze umzuwandeln. Dort sollen die Tretroller dann
       abgestellt werden, nicht mehr auf Gehwegen.
       
       Grundsätzlich entstünden zwei Vorteile: Auf dem Bürgersteig müssten
       Fußgänger nicht mehr länger im Slalom um abgestellte Roller herumlaufen und
       auf den Berliner Straßen wäre weniger Platz für parkende Autos. Der Senat
       würde ein deutliches Zeichen setzen: Dicke SUVs haben in der Innenstadt
       keinen Platz mehr, dafür die schlanken Scooter. Und, noch ein Vorteil: Der
       Senat könnte die Anbieter zur Kasse bitten. Rechtlich ist es nicht möglich,
       das Aufstellen der Roller mit einer Gebühr zu belegen. Parken aber darf
       kosten – vielleicht als Pauschale, abhängig von der Anzahl der verteilten
       Tretroller in der Stadt.
       
       Aber die Pläne haben einen Haken: Sie können nur funktionieren, wenn ein
       striktes Parkverbot auf Gehwegen beschlossen und vor allem umgesetzt wird.
       Davon ist bisher keine Rede. Mit weißer Farbe auf den Boden gemalte Roller
       werden kaum einen Touristen dazu bringen, die Gefährte nur noch in genau
       diesen Flächen abzustellen.
       
       Seit knapp acht Wochen sind die Tretroller in Berlin erlaubt und präsent.
       Dass sie kommen würden, war vorher klar. Und es gab zahlreiche Städte in
       Europa, die als Vorbild hätten dienen können. Das Parken auf Gehwegen hätte
       von Anfang an verboten sein müssen. Dann hätten die Anbieter eine Lösung
       für das Problem finden müssen, wo die Roller stehen können.
       
       10 Aug 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lukas Waschbüsch
       
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