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       # taz.de -- MDR eröffnet „Polizeiruf 110“-Saison: Sätze wie Wackersteine
       
       > Nach der Sommerpause ist plötzlich alles anders: Es erwartet uns ein
       > Sonntagskrimi ohne Mord, ohne Leiche und ohne Spannung.
       
   IMG Bild: Freunde? Feinde? Oder eine gemeine Gemeinschaft? Szene aus dem Polizeiruf
       
       Nein, dass Ronald Zehrfeld gleich am Anfang als Jäger durchs Feld läuft,
       reicht nicht. Dass er das Gewehr anlegt, Kimme und Korn justiert, einen
       Wolf anvisiert und abdrückt. Nur um jemanden zu haben, der uns bekannt
       vorkommt, dessen Auftauchen wie eine blinkende Neonreklame für „Qualität“
       ist. Auf dass man nicht gleich wieder umschalte.
       
       Ach nee, sorry, klar: Und um jemanden zu haben, der nie wieder zu sehen ist
       in den kommenden anderthalb Stunden, aber in der Story dieses Magdeburger
       Polizeirufs später dazu dient, dass die Spusi sagen kann, „ein Jäger“ habe
       ein verlassenes Auto voller Blut unter Pinien im Wald gefunden, notdürftig
       zugedeckt mit Ästen.
       
       Vielleicht hatte Regisseur Philipp Leinemann noch was gut bei Zehrfeld für
       diesen Gastauftritt, vom Spionagefilm „Das Ende der Wahrheit“, der gerade
       mit ihm in der Hauptrolle im Kino lief.
       
       Wie man es dreht und wendet: besser so tun, als würde die
       Sonntagskrimi-Sommerpause noch eine Woche länger dauern. Dass der
       MDR-„Polizeiruf“ „Mörderische Dorfgemeinschaft“ die Vorfreude auf Neues
       einlösen soll – na ja, echt jetzt?
       
       Jurij Rehberg ist jedenfalls weg. Ihm gehört das Auto. Und die
       Bewohner*innen des Kaffs neben dem Wald in der sachsen-anhaltinischen Pampa
       vermissen ihn, die einen mehr, die anderen dann doch sehr viel weniger.
       Mehr: seine hochschwangere Verlobte Annette Wolf (Katharina Heyer), blondes
       Wallehaar, pastellfarbene Wallekleider, leider ein Klischee von treudoofer
       Frau. Sehr viel weniger: der ganze Rest.
       
       Das ahnt das Ermittlungsduo Doreen Brasch und Dirk Köhler (Claudia
       Michelsen, Matthias Matschke) aber erst nach und nach, 8.000 Euro fehlen
       hier, 100.000 dort, dazu Fremdgeherei. Nach der Hälfte immer noch keine
       Leiche. Oder wie Wolfs Vater sagt: „Keine Leiche, kein Mord. Kein Mord,
       kein Mörder.“
       
       Ein Krimi, keine Leiche, ein Verschwundener, der auf den ersten Blick als
       Neuer im Dorf bei vielen ein Stein im Brett hatte, weil er das Aufregende
       der Welt jenseits der Gemarkungsgrenze verkörperte: könnte spannend sein
       trotz der ländlichen Angler-Idylle.
       
       Aber, ach herrje. Der Plot (Katrin Bühlig) brockelt vor sich hin, das Gros
       der Schauspieler*innen lässt Sätze aus dem Mund fallen wie Wackersteine.
       Man wünscht sich schnell, dass Michelsen und der Bauer mit dem Miniauftritt
       den Film allein durchziehen. Stattdessen: ein poirotmäßiges Finale mit
       allen in der Dorfkneipe. Blöd halt, dass der Titel eh alles verrät.
       
       Polizeiruf 110: „Mörderische Dorfgemeinschaft“, So., 20.15 Uhr, ARD
       
       11 Aug 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anne Haeming
       
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