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       # taz.de -- Trotz „Bündnis für das Wohnen“: Mieten steigen immer weiter
       
       > In Hamburg hilft die Mietpreisbremse nicht. Der Mieterverein sieht die
       > Schuld bei Senat und Wohnungswirtschaft.
       
   IMG Bild: Eindeutige Botschaft: Demo gegen zu hohe Mieten Anfang Mai in Hamburg
       
       Hamburg taz | Der Mieterverein zu Hamburg befürchtet, dass zwei
       Gesetzesinitiativen zur Anpassung der Mietpreisbremse durch den Einfluss
       der Wohnungswirtschaft verschleppt werden. „Der Entwurf liegt seit Anfang
       Juli in der Schublade des Senats, doch bis jetzt tut sich nichts“, sagt
       Siegmund Chychla, Chef des Mietervereins der taz. „Anders als in Berlin
       geht es nicht um radikale Eingriffe in den Wohnungsmarkt, sondern nur um
       maßvolle Begrenzung des Mietenanstiegs.“ Im Bündnis für das Wohnen könne
       die Immobilienbranche dem rot-grünen Senat damit drohen, den jährlichen
       Neubau von Wohnungen zu bremsen.
       
       Bausenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) will den Wohnungsneubau mit zwei
       Bundesratsinitiativen flankieren. Zum einen soll die sogenannte
       Kappungsgrenze der innerhalb von drei Jahren erlaubten Mieterhöhungen von
       15 auf 10 Prozent gesenkt werden. Zum anderen ist vorgesehen, den
       Paragrafen 5 des Wirtschaftsstrafgesetzes (WiSTG) zu präzisieren. Eine
       Mietpreisüberhöhung um mehr als 20 Prozent könnte dann als ordnungswidriges
       Handeln sanktioniert werden.
       
       Das Hamburger Bündnis für das Wohnen ist eine in Deutschland einmalige
       Vernetzung von Wohnungswirtschaft, Mieterverein und Behörden. Zu den
       Kernvereinbarungen gehören das Anwenden und Überprüfen von mietrechtlichen
       Regelungen und die Verpflichtung, jedes Jahr 10.000 neue Wohnungen zu
       errichten. Davon müssen ein Drittel Sozialwohnungen sein.
       
       ## Senatorin verweist auf Sommerpause
       
       Trotz dieser Wohnungsbauoffensive steigen die Mieten in Hamburg aber immer
       weiter. Seit 2013 im Durchschnitt um 18 Prozent. Bei den Neuvermietungen
       sogar um 50 Prozent. Das mache die Instrumente zur Anpassung der
       Mietpreisbremse so dringend, sagt Chychla. „Trotzdem wird die Senatorin
       Stapelfeldt bisher von der Wohnungswirtschaft davon abgehalten, die
       Gesetzesinitiative auf den Weg zu bringen, weil diese nichts von der längst
       überfälligen Entlastung der Hamburger Mieterhaushalte hält.“
       
       „Wir sind jetzt aktuell dabei, die Inhalte von Bundesinitiativen mit den
       beteiligten Behörden und Partnern im Bündnis für das Wohnen abzustimmen und
       werden sie dann auf den Weg bringen“, versichert hingegen Senatorin
       Stapelfeldt. Wegen der parlamentarischen Sommerpause hätte man jedoch nicht
       sofort mit den Behördenabstimmungen beginnen können. Diese seien nun aber
       im Gange und die Gesetzesvorlage sei auf dem Weg gebracht worden. „Dort
       wird auch besprochen, welche weiteren Werkzeuge noch sinnvoll sind“, sagt
       Senatssprecher Marcel Schweitzer.
       
       Chychla vom Mieterverein sieht vor allem die Reform des Paragrafen 5 WiSTG
       gefährdet: Die Strafbarmachung bei Mietüberhöhung im Falle eines geringen
       Angebots vergleichbarer Wohnungen sei nicht im Sinne der Wirtschaft. Seit
       2004 müssen Mieter den oft schwierigen Nachweis erbringen, dass die
       Vermieter zu hohe Mieten kassiert haben.
       
       Die Justizbehörde versicherte, beide Gesetze werden im Bundesrat
       eingereicht. „Die Kappungsgrenze liegt uns sehr am Herzen“, sagt Sprecherin
       Marion Klabunde. „Paragraf 5 wird in der Gesprächsrunde mit den beteiligten
       Behörden abgestimmt.“ Die Gesetze werden dann getrennt in den Bundesrat
       eingebracht, so Klabunde. „In keinem großen zeitlichen Abstand
       voneinander.“
       
       Auch Senatssprecher Schweitzer hält die Kritik Chychlas für haltlos. „Der
       Inhalt dieser Entwürfe ist zwischen den Koalitionspartnern abgesprochen und
       nicht strittig.“ Bereits nach vier Wochen hätte sich die Drucksache in den
       Behördenabstimmungen befunden. In dieser Woche berät nun der rot-grüne
       Senat über das weitere Vorgehen.
       
       Die stellvertrende Fraktionsvorsitzende der Linken und Fachsprecherin für
       Stadtentwicklungs-, Wohnungs- und Verkehrspolitik, Heike Sudmann, hält aber
       auch diese Maßnahmen für nicht weitreichend genug und fordert stattdessen
       eine Orientierung am Berliner Modell. Dessen Senat hatte bereits im Mai
       2018 eine Bundesratsinitiative eingereicht, die, sollte sie Gesetzeskraft
       erlangen, die Mieter noch weitreichender entlasten würde.
       
       ## Linke will den Mietendeckel
       
       Darüber hinaus sollten, wenn es nach den Linken geht, weitere Instrumente
       eingeführt werden. „Die halbherzige Bundesratsinitiative soll nur darüber
       hinwegtäuschen, dass der Senat nicht gewillt ist, die Mieter*innen
       wirksamer zu schützen“, sagte Sudmann der taz, „Sonst würde er nämlich
       einen Mietendeckel einführen. Das kann er ganz alleine machen. Dafür
       braucht er keine Mehrheit im Bundesrat.“
       
       12 Aug 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Till Wimmer
       
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