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       # taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Lehrstück in Selbstvermarktung
       
       > Ein Rätsel um einen Helden an der Grenze zum Antihelden, Schafe auf dem
       > Tempelhofer Feld und Gedanken zum Mauerfall: Die Tipps für die Woche.
       
   IMG Bild: Tiere gehen immer: Ein Skuddenschaf
       
       Beginnen wir die Woche zur Abwechslung mit einem kleinen Rätsel: Der
       Gesuchte agiert auf dem schmalen Grat zwischen Held und Antiheld,
       konstruiert er sich doch mit allerlei Täuschung und Kostümierung einen ihm
       kaum zustehenden Namen. Er bleibt dabei aber dank seiner wohldosierten
       Empathie einer, dem man einfach nicht böse sein kann. Passt auch irgendwie
       auf diese Stadt, die Lösung ist aber literarischer Natur, folgt am Ende
       dieser Wochenvorschau und ist kombiniert – wie sich das für ebendiese
       gehört – mit einem Ausgehtipp.
       
       Zunächst ein neckischer Termin: Die Skuddenschafe kommen, und zwar ab
       Montagmittag aufs Tempelhofer Feld. Es handelt sich dabei um eine der
       ältesten Hausschafrassen überhaupt, den Zweiten Weltkrieg hat das
       eigentlich sehr robuste Kleinschaf gerade so überlebt und wird heute
       vornehmlich zur Landschaftspflege auf mageren Standorten gezüchtet. Perfekt
       also, um den Bewuchs des ehemaligen Flughafengeländes im Sinne des
       Naturschutzes und im Rahmen eines am Montag mit dem Auftrieb startenden
       Pilotprojekts zu trimmen. Dazu noch eine Verbindung zu unserem kleinen
       Rätsel, zugegebenermaßen nur für hartgesottene KennerInnen der Vorlage eine
       Hilfe zur Lösung: Bei einem Essen unseres Helden kommt Hammelbraten auf den
       Tisch, serviert von einer „wollhaarigen Magd“.
       
       Am Dienstag, dem Jahrestag des Mauerbaus, eröffnet die Gedenkstätte
       Berliner Mauer in der Bernauer Straße ihre neue Ausstellung: „No More
       Walls! Gedanken und Botschaften zum Mauerfall“ mit über die Jahre
       gesammelten Beiträgen internationaler BesucherInnen in Wort und Bild. So
       wird aus einem Gästebuch gleich eine ganze Ausstellung – unserem Helden
       hätte das gefallen. Dessen Schöpfer hatte übrigens mit der DDR sehr wenig
       am Hut. Die wollte ihn zwar gern als literarische Größe allererster Güte in
       einem Nationalmuseum vereinnahmen, der Nämliche verwehrte sich aber
       höflichst dagegen und verstarb, noch bevor es in Sachen Mauerbau ernst
       wurde.
       
       Nun aber genug der mühsam konstruierten Analogien: Das Berliner Ensemble,
       dessen Gründung sich übrigens ebenfalls im November jährt, eröffnet am
       Freitag die aktuelle Spielzeit mit einer Inszenierung von Thomas Manns
       „Felix Krull“, diesem charmanten Dieb und Hochstapler, Experte in kreativer
       Selbstvermarktung, wie man das heute nennt.
       
       Die Premiere ist nur noch mit geschickten Täuschungsmanövern zugänglich,
       weil ausverkauft. Für die Vorstellung am Samstag gibt es dagegen noch
       Restkarten.
       
       12 Aug 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Manuela Heim
       
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