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       # taz.de -- Verschärfter Handelsstreit USA und China: Trumps Pyrrhus-Sieg
       
       > Über Twitter kündigte der US-Präsident weitere Strafzölle auf chinesische
       > Einfuhren an. Die Botschaft richtet sich auch an US-Notenbankchef Powell.
       
   IMG Bild: Das könnte nach hinten losgehen: Donald Trump riskiert mit Zöllen gegen China höhere Preise
       
       Berlin taz | Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat eine ganz eigene
       Erklärung für Donald Trumps jüngsten Schlag gegen China. Die Ausweitung der
       [1][Strafzölle] auf chinesische Einfuhren richte sich keineswegs nur gegen
       die Volksrepublik, vermutet der Finanznachrichtendienstleister, sondern
       auch gegen die US-Notenbank.
       
       Fed-Chef Jerome Powell hatte erst am Donnerstag den [2][Leitzins] um einen
       Viertelprozentpunkt gesenkt mit der Begründung, der Handelskrieg mit China
       berge die Gefahr eines konjunkturellen Abschwungs. Die moderate Zinssenkung
       diene der „Absicherung“.
       
       US-Präsident Trump ging die Senkung aber nicht weit genug. Er wollte, dass
       die US-Notenbank die Zinsen noch sehr viel mehr senkt. Trump hat bereits
       auf Wahlkampfmodus geschaltet und setzt auf blendende Wirtschaftsdaten. Er
       attackierte Powell für die nur moderate Senkung. Trumps Logik: Wenn der
       Streit mit China für den Fed-Chef der Grund für eine Senkung ist,
       verschärft er den Handelskrieg eben.
       
       Per Twitter-Tweet hat Trump am Donnerstag angekündigt, dass er die
       Strafzölle gegen China ausweiten werde und weitere Produkte im Umfang von
       300 Milliarden Dollar mit einem Zoll von zehn Prozent belegen wolle. Die
       USA haben bereits Strafmaßnahmen in Höhe von 25 Prozent auf Güter im Wert
       von 250 Milliarden Dollar erhoben. Mit den nun angekündigten Strafzöllen
       wird so ziemlich jede Ware aus China, die in den USA verkauft wird, mit
       zusätzlichen Zöllen belegt sein. Die neuen Strafzölle sollen schon ab
       Anfang September inkraft treten.
       
       ## Einigung im Zollstreit schien nah
       
       Dabei hatten sich die Chef-Unterhändler beider Länder noch Mitte der Woche
       in Shanghai getroffen und Zuversicht ausgestrahlt, dass eine Einigung nach
       dem inzwischen anderthalbjährigen Streit möglich sei. Als Zeichen des guten
       Willens bekräftigte China am Donnerstag, mehr Agrarerzeugnisse aus den USA
       zu kaufen. Staatliche und private Unternehmen hätten bereits Kontakt zu
       Lieferanten in den USA aufgenommen, um über den Kauf von Sojabohnen,
       Baumwolle, Schweinefleisch und Hirse zu verhandeln. Weitere Verhandlungen
       sind anberaumt.
       
       Geradezu süffisant twitterte Trump: „Wir freuen uns darauf, den positiven
       Dialog mit China über eine umfassende Handelsvereinbarung fortzusetzen.“ Er
       habe das Gefühl, dass beide Länder eine glänzende gemeinsame Zukunft
       hätten. In einem weiteren Tweet beklagte er sich jedoch zugleich, dass
       China bereits vor einer Weile zugesagt habe, US-Agrarprodukte in großen
       Mengen zu kaufen. Bislang sei aber nichts passiert. „Wir dachten, wir
       hätten einen Deal mit China“, schrieb Trump und bezieht sich auf die
       Verhandlungen von Ende Mai. „Traurigerweise“ hätte China vor der
       Unterzeichnung jedoch Neuverhandlungen angestoßen.
       
       In einem weiteren Tweet attackierte er Chinas Präsident Xi Jinping auch
       persönlich. Sein „Freund Präsident Xi“ habe ihm zugesagt, den Verkauf von
       süchtig machenden Opioiden an die Vereinigten Staaten zu stoppen. „Das ist
       nie geschehen und viele Amerikaner sterben weiterhin“. Zugleich betonte er,
       die zehn Prozent Aufschlag seien „für einen vorläufigen Zeitraum“. Er könne
       die Zölle jederzeit erhöhen oder senken. Er wolle die Verhandlungen mit
       China weiter führen. „Wenn sie aber nicht mehr mit uns handeln wollen, dann
       wäre das für mich auch in Ordnung.“
       
       ## Peking reagiert gelassen
       
       Im Vergleich zu vergangenen Ankündigungen Trumps reagierte Chinas Führung
       verhältnismäßig gelassen. Sollten die Amerikaner dies tun, müsse
       gegengesteuert werden, kündigte Hua Chunying, die Sprecherin des
       Außenministerium, am Freitag in Peking zwar an. China werde keine
       „Einschüchterung und Täuschung“ hinnehmen, sagte sie. Zugleich fügte sie
       hinzu: „Alle Konsequenzen werden von den USA getragen.“
       
       Was sie damit meint? Die nun angekündigten Strafzölle sollen auf breiter
       Front Konsumgüter wie Flachbildfernseher, Uhren, Smartphones, Kleidung und
       Schuhe treffen. Anders als etwa Stahl oder andere industrielle Vorprodukte,
       auf die die Strafzölle bislang gelten, dürften [3][Trumps Landsleute] diese
       Strafen gegen China in der nächsten Runde unmittelbar zu spüren bekommen.
       Analysten warnen, das das iPhone XS etwa mit den Strafzöllen um 100 Dollar
       teuerer werden könnte. Die Aktien der US-Elektronikmarktkette Best Buy
       stürzten unmittelbar nach Trumps Ankündigung um neun Prozent ab. Und auch
       die Apple-Aktie verlor an Wert.
       
       ## US-Einzelhändler sind empört
       
       Entsprechend laufen US-Einzelhandelsverbände nun Sturm gegen ihren
       Präsidenten. Die Vereinigung, in der Walmart und Amazon vertreten sind,
       sprach von einer verfehlten Strategie, die schon jetzt das
       Wirtschaftswachstum bremse, für Unsicherheit sorge und vor Investitionen
       zurückschrecken lasse. „Präsident Trump benutzt amerikanische Familien als
       Geisel in seinen Verhandlungen über den Handelskrieg“, beklagt auch Matt
       Priest, Präsident der Footwear Distributors and Retailers of America.
       
       Und die Fed? Weitere Strafzölle könnten die US-Notenbank tatsächlich dazu
       bringen, die Zinsen wie von Trump erwünscht noch weiter zu senken. Denn
       sollte sich die Konjunktur der USA wegen des Handelsstreits eintrüben,
       hätte die Fed gar keine andere Wahl. Es wäre allerdings ein Pyrrhus-Sieg
       für Donald Trump.
       
       2 Aug 2019
       
       ## LINKS
       
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