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       # taz.de -- Protest in Russland: Bedrohliche Atmosphäre in Moskau
       
       > Abermals wird in Moskau protestiert und abermals greift die Polizei hart
       > durch: Mehr als 300 Demonstranten werden festgenommen.
       
   IMG Bild: „Make Love, not war“. Mit diesem Transparent wird ein Aktivist in Moskau abgeführt
       
       Moskau dpa | Die Polizei in Moskau hat erneut Hunderte Demonstranten bei
       Protesten gegen den Ausschluss wichtiger Oppositionskandidaten von der
       Regionalwahl festgenommen. Dem Bürgerrechtsportal OWD-Info zufolge kamen
       bis zum Samstagnachmittag mehr als 310 Demonstranten in Gewahrsam.
       
       Zu sehen war, wie viele junge Teilnehmer in Polizeibusse gezerrt wurden.
       Demonstranten riefen „Schande“ und „Russland wird frei sein“. dpa-Reporter
       berichteten von einer bedrohlichen Atmosphäre im Zentrum der russischen
       Hauptstadt. Die Protestaktion war von den Behörden nicht genehmigt worden.
       
       Die liberalen Kräfte der Opposition hatten zu einem rund sieben Kilometer
       langen Spaziergang aufgerufen – eine Woche nachdem die Polizei gewaltsam
       gegen friedliche Demonstranten vorgegangen war und [1][rund 1.400 Menschen
       festgenommen hatte]. Die russische Polizei kündigte erneut an, hart gegen
       Demonstranten vorzugehen.
       
       Die Sicherheitskräfte sperrten das Stadtzentrum mit Metallgittern
       weiträumig ab. Über dem Puschkinplatz kreiste ein Hubschrauber. Dort waren
       auch viele Polizei- und Gefängnisbusse zu sehen, um Festgenommene
       abzutransportieren. Die Sicherheitskräfte waren wie schon in der Vorwoche
       mit einem großen Aufgebot vor Ort. Sie erinnerten über Lautsprecher daran,
       dass sich alle an die öffentliche Ordnung halten sollten. Die Aktion sei
       nicht erlaubt.
       
       ## Viele Oppositionelle in Haft
       
       Unter den Festgenommenen ist die Anti-Korruptions-Kämpferin Ljubow Sobol.
       Die Polizei nahm sie auf dem Weg zur Demonstration in Gewahrsam. Sobol
       gehört zum Team des inhaftierten Politikers Alexej Nawalny, der seit Ende
       Juli eine 30-tägige Arreststrafe absitzt. Sie sagte vor der Kundgebung:
       „Die Menschen wollen Veränderung.“
       
       Die Behörden sprachen zunächst von rund 350 Teilnehmern. Beobachter gingen
       aber [2][von einer deutlich höheren Zahl aus]. Die Beamten bestätigten bis
       zum frühen Nachmittag nur 30 Festnahmen. Während der Kundgebung
       funktionierte das Internet zeitweise nicht. Vereinzelt wurden kleine
       Plakate gezeigt, auf denen die Entscheidung der Wahlkommission kritisiert
       wurde.
       
       Die Demonstranten wollen erreichen, dass unabhängige Kandidaten und
       Oppositionelle zur Wahl des neuen Moskauer Stadtparlaments in fünf Wochen
       zugelassen werden. Zahlreiche Politiker wie der prominente Kremlkritiker
       Ilja Jaschin wurden von den Behörden nicht als Bewerber registriert. Viele
       prominente Oppositionspolitiker sitzen im Arrest.
       
       Das Moskauer Bürgermeisteramt bewilligte am Freitagabend zwei Kundgebungen
       für je 100.000 Teilnehmer am 10. und 11. August. Die Proteste richten sich
       auch gegen Behördenwillkür in Russland.
       
       ## Repression gegen Nawalny
       
       Zeitgleich zur Demonstration teilte die russische Justiz mit, erneut gegen
       Kremlkritiker Nawalny vorzugehen. Nach Angaben des Ermittlungskomitees ist
       gegen seinen Fonds zur Korruptionsbekämpfung ein Strafverfahren wegen
       Geldwäsche eingeleitet worden. Dabei gehe es um eine Summe von eine Million
       Rubel (13.700 Euro). Den Ermittlern liegen nach eigenen Angaben
       entsprechende Unterlagen vor.
       
       Der Fonds recherchiert zu Korruptionsfällen bekannter Politiker, unter
       anderem geht es dabei um Regierungschef Dmitri Medwedew. Die Ergebnisse
       fasst Nawalny auf seinem Blog zusammen. Er sitzt in Haft, weil er zu den
       Protesten für freie und faire Wahlen aufgerufen hatte. Es ist nicht das
       erste Mal, dass der Oppositionelle wegen solcher Aufrufe im Gefängnis ist.
       
       3 Aug 2019
       
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