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       # taz.de -- Protest von Berliner Gebäudereinigern: Putzkräfte fordern Respekt
       
       > Reinigungskräfte demonstrieren für einen fairen Rahmentarifvertrag:
       > Überstundenzuschläge, 30 Tage Urlaub und Weihnachtsgeld.
       
   IMG Bild: Die Forderung nach Weihnachtsgeld hat der Innungsverband zurückgewiesen
       
       Wenn sie die Arbeit niederlegen würden, gäbe es in Kliniken, Wohnhäusern
       und auch im Bundestag eine Riesensauerei: Über 650.000 Reinigungskräfte
       sind bundesweit beschäftigt, 38.000 davon arbeiten in Berlin.
       
       Weil die Arbeitgeberseite den aktuellen Rahmentarifvertrag im Frühjahr
       gekündigt hat und bisher kein neuer vereinbart wurde, sind am Donnerstag
       knapp hundert ReinigungsarbeiterInnen in Prenzlauer Berg auf die Straße
       gegangen. Voraussichtlich wird es nicht das letzte Mal gewesen sein. Denn
       auch die fünfte Runde der Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft IG
       BAU und dem Bundesinnungsverband ist ergebnislos ausgegangen. Die nächste
       Runde ist für den 30. September geplant.
       
       Der Protestzug der Reinigungskräfte führte von der S-Bahn-Haltestelle
       Schönhauser Allee zum Haus der Gebäudereiniger-Innung Berlin in der
       Paul-Robeson-Straße. Die Beschäftigten fordern einen fairen
       Rahmentarifvertrag, konkret heißt das: 30 Tage Urlaub, Weihnachtsgeld,
       bessere Bezahlung von Fachkräften und dass alle Beschäftigten Zuschläge von
       25 Prozent für Überstunden bekommen. Ende letzten Jahres hatte das
       Bundesarbeitsgericht entschieden, dass nicht nur Vollzeitbeschäftigten,
       sondern auch Teilzeitkräften ein Zuschlag zustehe – woraufhin die
       Arbeitgeberseite den Rahmentarifvertrag kündigte.
       
       Christian Kloevekorn, Verhandlungsführer des Bundesinnungsverbandes, sprach
       am Donnerstag von „einem fairen Angebot“. Bei Urlaubsanspruch,
       Lohngruppierung und Überstundenzuschlägen sei man der IG Bau
       entgegengekommen. Während das Angebot einen Urlaubsanspruch von 28 bis 30
       Tagen je nach Länge der Branchenzugehörigkeit vorsieht, sollen alle
       Beschäftigten – wenn sie länger als acht Stunden am Tag arbeiten –
       Zuschläge für Überstunden erhalten. Die Forderung nach Weihnachtsgeld weist
       der Innungsverband mit Blick auf den gesonderten Lohntarifvertrag zurück.
       
       Jens Korsten, Gewerkschaftssekretär von IG BAU, sprach von einer
       „Mogelpackung“, Ulrike Laux, die für die Gewerkschaft die Verhandlungen
       führt, von einem „Vorschlag mit vielen Abstrichen“. Hinter manchen
       Formulierungen stecke eine „deutliche Verschlechterung“. In der Praxis
       würde das dazu führen, dass Beschäftigte „Einbußen haben oder sogar leer
       ausgehen“. Auch fordert die Gewerkschaft weiter ein Weihnachtsgeld. Bei der
       Demonstration klagten Gewerkschafter und Reinigungskräfte über sogenannte
       Zusatzvereinbarungen, mit denen einige Arbeitgeber nun versuchten, die
       Tariflücke für individuelle Vereinbarungen zu nutzen.
       
       Unterstützung erhielten die Demonstranten am Donnerstag vonseiten der
       Politik. Die Bundestagsabgeordneten Pascal Meiser (Die Linke), Cansel
       Kiziltepe (SPD) und Lisa Paus (Grüne) solidarisierten sich in
       Redebeiträgen. „Es muss Respekt für euch da sein“, sagte
       Gewerkschaftssekretär Korsten. „Ihr beginnt heute, den zu erkämpfen.“
       Korsten drohte eine härtere Gangart an. Notfalls seien die Beschäftigten
       auch bereit, die Arbeit niederzulegen. Dann gibt es bald wirklich eine
       Riesensauerei.
       
       16 Aug 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Volkan Ağar
       
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