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       # taz.de -- Innenstadtkonzept vorgelegt: Grüne planen die City neu
       
       > Mit einem Konzept für die Umgestaltung des Innenstadtverkehrs starten die
       > Grünen in den Wahlkampf. Fußgängerzonen auf Mö und Ballindamm
       > vorgeschlagen
       
   IMG Bild: Den Grünen ein Dorn im Auge: der Busverkehr auf der Mö
       
       Hamburg taz | Die Grünen haben ihr Wahlkampfthema für die Bürgerschaftswahl
       gefunden. Mit einem völlig neuen Innenstadtkonzept, dass Teil ihres
       Regierungsprogramms werden soll, haben sie am Freitag laut
       Vize-Bürgermeisterin Katharina Fegebank „einen entscheidenden Baustein für
       die Mobilitätswende“ vorgelegt, der eine „Blaupause für ganz Hamburg“
       werden könnte. In der City soll es demnach mehr Fußgängerzonen,
       Kommunaltrassen und weniger Privat-PKWs geben, sodass wesentliche
       City-Zonen „weitgehend autofrei“ sind.
       
       Die wichtigsten Maßnahmen: Die Mönckebergstraße wird zur Fußgängerzone, auf
       der keine Busse und Taxen und Lieferfahrzeuge nur noch zwischen 23 und 11
       Uhr zugelassen sind. Da bislang zehn verschiedene Buslinien durch die „Mö“
       laufen, soll hier entschlackt werden und der verbleibende Busverkehr über
       die parallele Steinstraße geführt werden.
       
       Auch der angrenzende Rathausmarkt soll busfrei werden. Die Busse werden
       dann über den Jungfernstieg geführt, der wiederum – wie auch die
       Steinstraße – als neue Kommunaltrasse für den privaten PKW-Verkehr gesperrt
       wird. Auch etwa die Hälfte des Ballindamms – das an den Jungfernstieg
       angrenzende Stück – soll nach Vorstellung der Grünen in eine Fußgängerzone
       umgewandelt werden.
       
       Am Ballindamm und vom Neuen Jungfernstieg aus soll durch neue Stege ein
       besserer Zugang zur Binnenalster gewährleistet werden. Weitere Maßnahmen:
       Mehr Radfahrstreifen sollen auf den City-Straßen eingerichtet werden, die
       als Parkraum genutzten Flächen wie der Burchard- oder der Taxiplatz am
       Kattrepel sollen zu öffentlichen Plätzen mit Sitzgelegenheiten und Bäumen,
       dafür aber ohne motorisierten Individualverkehr umgestaltet werden.
       
       ## Premium Aufenthaltsqualität
       
       „Wir möchten das Herz unserer Stadt attraktiver machen“, gibt Fegebank den
       Kurs vor: „Mit mehr Platz für Kommunikation, Fußgängerzonen,
       Spielmöglichkeiten für Kinder und Grünflächen können wir diesem urbanen
       Raum mehr Leben einhauchen“. So werde es endlich eine
       „Premium-Aufenthaltsqualität“ in der Innenstadt geben. Die Grünen wollen
       ihr Konzept nun breit mit der Stadtgesellschaft, den anderen Parteien,
       Verbänden und BürgerInnen diskutieren.
       
       Dazu gaben sie selbst auf ihrer Stadtentwickungskonferenz „Hamburg ist, was
       wir draus machen“ das Startsignal und ernteten auch von den eingeladenen
       Wirtschafts- und Initiativenvertretern überwiegend Applaus für ihren
       Vorstoß. Dieter Hamm, Centermanager des Levantehauses betonte: „Wir
       brauchen einen Masterplan, um die Innenstadt attraktiver zu machen und sie
       neu zu erfinden.“ Die Geschäfte litten stark unter dem expandierenden
       Online-Handel. Im Internet-Zeitalter müsse man zum Einkaufen nicht mehr in
       die City.
       
       Deshalb müsse es „neue Gründe geben, in die Stadt zu fahren“, sagt Brigitte
       Nolte aus der Geschäftsführung des Handelsverbandes Nord. Sie wünscht sich,
       dass die Behörden auf einer Mönckebergstraße, auf der keine Busse mehr
       verkehrten, großzügig „Außengastronomie zulassen“. Ein Mitglied der
       Initiative „Altstadt für alle“ betonte, der Schlüssel für eine lebendige
       Innenstadt, sei hier, „das Wohnen zu stärken“. Nur wenn Büroräume
       großflächig in Wohnungen umgewandelt würden, werde die City aufblühen.
       
       Kritik an dem Vorstoß der Grünen kam hingegen von der Linkspartei. Deren
       stadtentwicklungspolitische Sprecherin, Heike Sudmann, bezeichnete das
       grüne Konzept als halbherzig, da sich die angekündigte autofreie Innenstadt
       als Luftnummer entpuppe. Sudmann: „Wer große Erwartungen an neue Ideen
       hatte, wird enttäuscht.“
       
       Die Grünen werden nun im beginnenden Bürgerschaftswahlkampf ihr
       City-Konzept publik machen und auch in Koalitionsverhandlungen, bei denen
       eine Beteiligung der Grünen als sehr wahrscheinlich gilt, versuchen, hier
       Pflöcke einzuschlagen. Zwar kann die Partei nicht beziffern, was die
       Umsetzung ihrer Vorschläge kostet, doch Anjes Tjarks geht fest davon aus,
       dass der Umbau des historischen Kerns Hamburgs nicht an den Finanzen
       scheitert. „Wenn die Stadt das will, werden das Geld dafür im Haushalt
       finden“, verspricht der Fraktionschef der Grünen.
       
       16 Aug 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marco Carini
       
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