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       # taz.de -- Getränke in Fußballstadien: Lob des Becherumstiegs
       
       > Fahrverbote sind nicht genug: Die Deutsche Umwelthilfe wendet sich nun
       > dem Profifußball zu. Aber noch bleibt sie viel zu inkonsequent.
       
   IMG Bild: Einwegbecher hatte Dynamo Dresden bereits im Jahr 2005 – und hat sie bis heute noch
       
       Borussia Dortmund weist den rechten Weg. Dem Klub ist der „Becherumstieg“
       gelungen. Das verkündet stolz die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die erst
       kürzlich mit dem innovativen Vorschlag Schlagzeilen machte, man müsse den
       grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann [1][in Beugehaft nehmen],
       um das Klima zu retten.
       
       Die Rettung kann schon mit dem Umstieg auf Mehrwegbecher beginnen, das weiß
       die Umwelthilfe, die zwar noch keines ihrer Mitglieder [2][in einer
       sündteuren Hochseejacht über den Atlantik hat schippern lassen], aber
       zumindest erkennen lässt, dass der Populismus kein Privileg rechter
       Trollverbände ist.
       
       Bisher kümmerte sich die Umwelthilfe um Nichtsportives. Sie will ja eine
       Lebenshilfe für Bürger sein, die so etwas wie Umweltreaktionäre sind, also
       noch in ihrem alten Schleifer herumdieseln, mit Stickstoffdioxid das
       innerstädtische Klima verpesten und ihre Feinstaubschleudern im Wohnzimmer
       mit Holz bestücken.
       
       Die Umwelthilfe hilft dem ökologisch noch unmündigen Bürger dabei, sich
       selbst in einen DUH-Avatar zu transformieren, der im Sündenregister des
       Verbandes keine Einträge mehr hat. Da gibt es vor allem in den deutschen
       Fußballstadien noch richtig viel zu tun, denn nicht allen ist der
       „Becherumstieg“ gelungen.
       
       Die Umwelt- und Lebenshilfe hat deswegen so eine Art Becherpranger ins Netz
       gestellt, und wir sehen, dass politische Unzuverlässigkeit nicht selten mit
       ökologischer Hand in Hand geht. Weil diese Rückständigkeit kein Zufall sein
       kann, wollen wir die Einweg-Übeltäter an dieser Stelle allesamt benennen:
       Schalke, Mainz, Hoffenheim und Augsburg, Aue, Dresden, Darmstadt,
       Wiesbaden, Osnabrück und Heidenheim, Hamburg, Bochum, Chemnitz (sic!),
       Würzburg, Zwickau, Halle, Meppen, Münster, Rostock und Großaspach.
       
       ## Umweltsäue im Osten
       
       Auffällig häufig wüten die Umweltsäue im Osten, aber wen wundert das schon,
       müssen doch gerade diese Landstriche erst noch mit den Ökofibeln der DUH
       beschult werden. Andererseits hat man hier 30 Jahre nach dem Mauerfall den
       Fußball so ordentlich heruntergewirtschaftet, dass vergleichsweise wenige
       Besucher ihre Biere im Einwegbecher saufen und folglich auch der Westbürger
       ein schlechtes Gewissen bekommen sollte.
       
       Dass sich [3][die DUH, die schon 1975 gegründet wurde], nun in die
       umwelttechnisch eher gemütlichen Belange des Sports einmischt, ist
       großartig, allerdings wäre es wünschenswert, dass die „Verbraucherschützer“
       aus Hannover nicht bei der Konversion vom Einweg- zum Mehrwegsystem
       haltmachen, sondern ihr Augenmerk auf weitere Verfehlungen richten würden.
       
       Nur ein paar der Fragen, die der Klärung harren: Warum sind die Trikots im
       Fanshop nicht aus Biobaumwolle? Wurden die Schlappen der Spieler fair
       geschustert? Müssen die Plastiknetze im Rasen wirklich sein? Ist nicht das
       Ende der elektronischen Werbebanden geboten, weil sie so viel Strom
       schlucken? Und was ist mit den Höhensonnen für Grashalme, die in den
       schattigen Stadien ständig aufgepäppelt werden? Muss nicht auch die
       Stadionwurst weg, weil ihre pure Existenz der Klimaneutralität hohnspricht
       und zu allem Übel auch noch die karnivoren Fresssäcke schädlich flatulieren
       lässt?
       
       Es gibt so viel zu tun. Becherumstiege können nur ein Anfang sein.
       
       17 Aug 2019
       
       ## LINKS
       
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